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Angeklagter soll Kleinkind misshandelt und getötet haben

23-jähriger Mindener: "Ihr Tod tut mir unendlich leid"

VON NILS MIDDELHAUVE

Mindener soll Kleinkind misshandelt haben - © Minden
Mindener soll Kleinkind misshandelt haben (© Minden)

Minden/Bielefeld. "Die Vorstellung, dass ich dafür verantwortlich bin, lässt mich verzweifeln", trug Verteidigerin Kathleen Hübel aus einer schriftlichen Stellungnahme ihres Mandanten vor. "Dafür": Das bedeutet in diesem Fall den Tod eines Kleinkinds. Ein 23-jähriger Mann aus Minden muss sich seit Montag vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Er soll im August dieses Jahrs ein 15 Monate altes Mädchen so heftig geschüttelt haben, dass das Kind an den Folgen der Misshandlung starb.

Die Bielefelder Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: Etwa acht Wochen vor dem tragischen Geschehen war die kleine Jana mit ihrer Mutter Friederike T. (Namen aller Betroffenen geändert) in die Wohnung des Angeklagten gezogen, die dieser mit einem Bekannten bewohnte. Am 28. August verließ Friederike T. die Wohnung gegen 23 Uhr, um sich noch einmal schnell mit einem Freund zu treffen. In dieser Zeit passte Peter M. auf Jana auf.

Irgendwann begann das Mädchen zu schreien. Als sich das Kind nicht beruhigen ließ, schüttelte M. Jana aus Sicht der Ermittler mindestens einmal so heftig, dass diese dadurch ein Schütteltrauma erlitt. Darüber hinaus - so die Anklage - fügte M. dem Mädchen durch stumpfe Gewalteinwirkung Verletzungen an der Kopfhaut und an der linken Augen- und Schläfenregion zu.

Der 23-jährige Angeklagte hat sich eine Jacke über den Kopf gezogen, um sich vor Fotografen zu schützen. Rechts seine Verteidigerin Kathleen Hübel.
Der 23-jährige Angeklagte hat sich eine Jacke über den Kopf gezogen, um sich vor Fotografen zu schützen. Rechts seine Verteidigerin Kathleen Hübel.

Als Janas Mutter gegen 23.45 Uhr in die Wohnung zurückkehrte, lag das Kleinkind völlig apathisch auf dem Sofa. Herbeigerufene Notärzte brachten Jana ins Krankenhaus, wo eine massive Gehirnblutung sowie Hämatome am Kopf und im Gesicht festgestellt wurden. Jana starb am 30. August in der Klinik.

"Ich kann mir das nicht erklären"

In der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts äußerte sich Peter M. über eine Verteidigererklärung zu dem Geschehen. In dieser stellte er den Vorfall als Unfall dar. "Mir fehlen die Worte. Der Tod von Jana tut mir unendlich leid", hieß es dort einleitend. In der Folge beschrieb M. sein gutes Verhältnis zu dem Kind, das er liebgewonnen habe. Dies bestätigte Friederike T. in ihrer Zeugenaussage: Der Angeklagte habe sich liebevoll um Jana gekümmert - "als ob sie sein Kind" gewesen sei.

Am fraglichen Abend habe er mit Jana "Hubschrauber" gespielt, gab M. weiter an. Er habe das Kind in die Luft geworfen. Dabei sei dessen Kopf einmal nach hinten und dann wieder nach vorne gekippt. "Danach war sie für mich nicht mehr ansprechbar. Ich kann mir das nicht erklären. Ich erlebe das alles als Albtraum", hieß es in der Einlassung. Der Prozess wird fortgesetzt.

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