Viele Jahre haben die Fans der Reihe darum gebeten. Und Spieleentwickler Ubisoft hat ihr Flehen nun endlich erhört: „Assassin’s Creed: Shadows“, der neueste Ableger des Franchises, spielt im feudalen Japan. Nach zwei Verschiebungen und dem geringen Erfolg von „Star Wars: Outlaws“ im vergangenen Sommer steht das Studio allerdings schon vor der Veröffentlichung gewaltig unter Druck. Vor allem, weil es selbst hohe Ansprüche hat: „Die ultimative AC-Erfahrung“ soll das Spiel laut Chefentwickler Jonathan Dumont bieten. In unserem Test verraten wir, ob es dieses Versprechen hält.
Darum geht es in „Assassin’s Creed: Shadows“
Wir schreiben das Jahr 1579 – und Fürst Oda Nobunaga streift mit seinen Armeen durch Japan. Die Bevölkerung von Iga will sich dem neuen Herrscher nicht beugen. Die Schlacht um die kleine Bergprovinz stellt den Ausgangspunkt der Story dar. Hier lernen wir auch die beiden Hauptprotagonisten Naoe und Yasuke kennen, die zu Beginn auf unterschiedlichen Seiten kämpfen. Erstgenannte als Verteidigerin ihrer Heimat – Letztgenannter als Invasor.
Naoe ist eine Shinobi (Ninja), die von ihrem Vater ausgebildet wurde. Sie entspricht am ehesten dem klassischen Spielstil von „Assassin’s Creed“: Schleichen, auskundschaften und lautlos töten. Yasuke ist dagegen das komplette Gegenteil. Er ist ein Samurai, der auf der gleichnamigen historischen Persönlichkeit basiert. Er wählt eher den brachialen Weg, um an sein Ziel zu gelangen.
Als Oda Nobunaga zwei Jahre nach Beginn des Krieges stirbt – verraten von einem Gefolgsmann, der nach Macht strebt –, ist das Schicksal des Landes erneut in der Schwebe. „Shin Bakufu“, das wahre Shogunat, will die Herrschaft an sich reißen. Naoe und Yasuke arbeiten fortan zusammen, um das zu verhindern. Viel mehr wollen wir an dieser Stelle mal nicht verraten.

„AC Shadows“ hat eine farbenfrohe offene Welt
Etwa eineinhalb Stunden dauert der Prolog, ehe sich die offene Spielwelt in ihrer vollen Pracht zeigt. Japan ist farbenfroh. So viel steht fest. In „Assassin’s Creed: Shadows“ blüht es gefühlt an jeder Ecke. Serientypisch klettern wir gleich zu Beginn auf einen Turm, um die Karte nach und nach aufzudecken. Positiv: Anders als in den Vorgängern ist diese danach nicht sofort mit Fragezeichen und Nebenaufgaben überfüllt. Vielmehr müssen wir die durch Auskundschaften selbst offenlegen.
Nachdem wir zu Beginn des Spiels hauptsächlich Naoe steuern, ist es im späteren Verlauf einfach durch einen Knopfdruck möglich, zwischen den beiden Charakteren zu wechseln. Mit Elvie und Jacob Frye hat uns zuletzt „Assassin’s Creed: Syndicate“ zwei spielbare Protagonisten geboten. Anders als damals bekommt das Ganze in „Shadows“ aber viel mehr Tiefe. Das Duo hat dieses Mal nämlich gezielte Stärken und Schwächen, die unterschiedliche Spielstile oder Taktiken erfordern.
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Wer mit dem Kopf einfach durch die Wand will, der kommt mit Naoe nicht weit. Ihr Talent liegt darin, Gegner im Verborgenen zu eliminieren. Sie kann Attentate aus der Luft und im hohen Gras verüben. Yasuke sucht die direkte Konfrontation. Er kann es auch mit mehreren Wachen gleichzeitig aufnehmen - dafür ist er weniger wendig. Auch das Klettern fällt ihm deutlich schwerer.
Das ist in „Assassin’s Creed: Shadows“ außerdem noch neu
Neben den zwei Hauptprotagonisten bringt „Assassin’s Creed: Shadows“ ein paar weitere erfrischende Neuerungen im Vergleich zu den Vorgängern mit. So spielen zum Beispiel zum ersten Mal die Jahreszeiten eine Rolle. Frühling, Sommer, Herbst und Winter verändern die Spielwelt nicht nur optisch – sie wirken sich auch aufs Gameplay aus.
Gefriert ein See zum Beispiel, können wir uns nicht mehr tauchend verstecken. Stattdessen müssen wir nun übers Eis laufen. Eine rutschige Angelegenheit. Wann ein Wechsel der Jahreszeiten ansteht, hängt von der jeweiligen Quest ab. Selber können wir sie nicht verändern. Zumindest haben wir diese Funktion noch nicht gefunden.

Ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist zudem der Basenbau. Schon in „Assassin’s Creed: Valhalla“ konnten wir unsere Siedlung nach und nach mit neuen Gebäuden erweitern. Allerdings waren die Plätze im Wikinger-Ableger jeweils vorgegeben. Das ist dieses Mal anders: Wir können selbst bestimmen, wo unsere Schmiede, das Teehaus oder das Arbeitszimmer stehen sollen. Außerdem können wir die Inneneinrichtung bestimmen – und aus einer Vielzahl an Dekoartikeln wählen.
Im Gegensatz zu anderen „Assassin’s Creed“-Spielen haben auch die KI-Gegner unserer Meinung nach dazugelernt. Gefühlt ist es schon schwieriger, feindliche Lager oder Burgen zu infiltrieren. Wachen wirken deutlich schlauer und haben ihre Umgebung oft gut im Blick. Sie entdecken uns deshalb viel schneller als noch in den Vorgängern. Ein nettes neues Feature ist das Auslöschen von Lichtern wie zum Beispiel Kerzenflammen. Im Dunkeln sind wir fast unsichtbar – und dementsprechend tödlicher.
Begleiter helfen uns in „AC Shadows“
Etwas Hilfe bieten uns bei schwierigen Schleichmissionen Verbündete, die wir im Laufe der Story freischalten. Während einer von diesen NPCs uns auf Befehl in der Schlacht zur Seite steht, kann ein anderer zum Beispiel heimlich Attentate verüben. „Assassin’s Creed: Shadows“ bedient sich hier einer Mechanik, die wir so schon aus „Assassin’s Creed: Brotherhood“ kennen.
Neu ist dagegen die Möglichkeit, Späher einzusetzen. Davon bekommen wir immer mehr, je höher unsere Siedlungsstufe ist. Die Hinweise zu Questzielen und versteckten Gebieten sind nicht immer präzise. Manchmal bekommen wir nur einen groben Zielort genannt. Um konkretere Angaben zu bekommen, müssen wir unsere Kundschafter entsenden.
Diese können auch nützlich sein, wenn Spezialeinheiten hinter uns her sind. Das passiert immer dann, wenn wir zu viel Aufmerksamkeit erregt haben und plötzlich halb Japan nach uns sucht. Die Späher helfen, das Fahndungslevel loszuwerden.
Unser Fazit zu „Assassin’s Creed: Shadows“
Alles in allem erfindet „Assassin’s Creed: Shadows“ die Reihe natürlich nicht komplett neu. Wer „Valhalla“, „Odyssey“ oder „Origins“ gespielt hat, wird sich schnell zurechtfinden. Nach wie vor nehmen Parcours und Kämpfe einen großen Stellenwert des Spiels ein. Wir lösen Haupt- und Nebenquests, sammeln Ressourcen und Ausrüstung und leveln unsere zwei Charaktere auf, indem wir uns Erfahrungspunkte verdienen. Im Skilltree schalten wir danach neue Fähigkeiten für Naoe oder Yasuke frei.

Was uns trotzdem gut gefällt, ist der Versuch, bei allem Bekannten etwas Neues zu wagen. Dass wir zwei Hauptprotagonisten mit verschiedenen Stärken und Schwächen haben, macht das Spielerlebnis spannend. Kommen wir an der einen Stelle mit Naoe nicht weiter, versuchen wir es eben mit Yasuke. Oft hat dieser Wechsel den gewünschten Erfolg gebracht. Der Siedlungsbau ist intuitiv; die Wichtigkeit der Jahreszeiten bringt auch noch einmal eine neue taktische Komponente mit rein.
Überhaupt wirkt „Shadows“ herausfordernder als zum Beispiel „Valhalla“. Die Kämpfe spielen sich schwieriger – sind aber gleichzeitig wuchtig inszeniert. Mit leichten und schweren Angriffen setzen wir unseren Gegnern zu. Im richtigen Moment müssen wir parieren oder ausweichen. Weil die Macher auf blutige Details setzen, ist das Spiel richtigerweise nur für Erwachsene freigegeben (FSK 18).
„Assassin’s Creed Shadows“ erscheint am 20. März für Playstation 5, PC und Xbox Series X/S. Die Standardversion kostet um die 80 Euro.