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"Payday 3" im Test: Liebes Payday, heute ist Zahltag

Es hätte alles so besinnlich laufen können: Kurz nach dem zehnjährigen Jubiläum von "Payday 2" kommt sein Nachfolger "Payday 3" raus, löst den Vorgänger ab und stimmt alle Spieler vorweihnachtlich freudig und froh mit dieser in der ganzen Welt verkündeten Botschaft. Doch es sollte anders kommen. Wir wissen, warum und wo dennoch sehr viel Potenzial versteckt ist.

Als 2011 “Payday: The Heist” erschien, konnte es die Gamer-Community damals schnell vom Konzept überzeugen. Natürlich musste ein Nachfolger her, und nur knapp zwei Jahre später kam "Payday 2" auf den Markt. Das Spiel sollte lange bestehen und viel Liebe und Support in Sachen Erweiterungen und downloadable contents enthalten. Eine Dekade später heißt es nun: Alle guten Dinge sind drei mit "Payday 3".

Angekündigt wurde das Spiel bereits im Mai 2016. Einige Jahre und Beteiligungen diverser Entwickler-Firmen und Geldgeber später, wurde "Payday 3" schließlich am 1. Januar 2023 mit einem nebulös kurzen Teaser angekündigt, und auch der im Juni 2023 erschienene und schnell geschnittene Trailer sollte wenig Aussage darüber geben, was uns erwarten würde. Klar war im Vorhinein aber auch, dass "Payday 3" auf Basis der Unreal Engine 4 erscheinen soll und im Laufe des Spiels auf Unreal Engine 5 geupdatet wird.

Worum geht es in "Payday 3"?

Unsere Auftraggeber sind natürlich nicht die seriösesten Typen. - © Deep Silver
Unsere Auftraggeber sind natürlich nicht die seriösesten Typen. (© Deep Silver)

Flapsig ausgedrückt: Es geht darum, worum es in jedem “Payday” geht. Wir sind Gangster und müssen in einem Vierer-Trupp Raubüberfälle durchführen. Diese Raubüberfälle werden auch “Heists” genannt. Eine richtige Story gibt es nicht wirklich. Klar, es gibt hier und da kleine Zwischensequenzen zum Beispiel mit Anweisungen des Auftraggebers. Die fanden wir jedoch eher langweilig, auch wenn aktuelle Thematiken wie zum Beispiel Crypto-Währung Teil der Geschichte sind.

Es stehen mit Dallas, Chains, Hoxton, Wolf, Joy und Pearl zum Launch sechs spielbare Charaktere zur Verfügung. Damit treffen wir auf Altbekannte aus “Payday 2”. Mit einer Zusammenstellung aus diesen Charakteren geht es in einen Heist. Den können wir ähnlich wie bei “Payday 2” auf verschiedenste Weisen, auch im reinen Stealth, meistern. Dazu gesellen sich weitere Elemente, etwa versteckte Nebenmissionen und nebenbei gesammeltes “Kleingeld”.

Oh Gott, die gesamte Technik ist auf 2000er-Niveau

Soviel zum Hintergrund. Doch was hat "Payday 3" technisch unter der Haube? Für das Jahr 2023 können wir schon mal vorwegsagen: sehr wenig. Vielmehr müssen wir sogar leider sagen: "Payday 3" ist eine frustrierende Erfahrung.

In der ersten Woche war das Matchmaking quasi nicht möglich, Spieler fanden nicht zusammen – ein Deaster. Nachdem der erste "Payday"-Teil den Beinamen “The Heist” trug, der zweite ohne Beinamen auskam, waren wir kurz davor, “Payday 3” mit dem Beinamen “Matchmaking Error” zu taufen. Es war so schlimm, dass selbst die Entwickler eine Erklärung abgaben. Mittlerweile (Mitte Oktober) funktioniert das Matchmaking zwar endlich, doch solche Probleme zum Start eines Spiels sind ein Nackenschlag und schrecken die Community natürlich ab.

Nicht nur, dass das Matchmaking große Schwierigkeiten bereitete. Die Bots in diesem Spiel sind eine Katastrophe! Vor allem die gegnerischen Polizisten fühlen sich an wie Gegner aus “Half-Life 2”. Und das Spiel ist von 2004. Und: nein, das ist kein Hinweis auf “Half-Life 3”, sondern lediglich eine ernsthafte Kritik an dem Verhalten der Gegenspieler.

Wer will "Payday 3" mit euch spielen?

Wir stellen fest: Die Bots in dem Spiel sind schon mal eine Vollkatastrophe, denn die oben beschriebenen Probleme treffen nicht nur auf die Gegenspieler zu, sondern auch auf die Bots im eigenen Team. Zumindest kann man aber ja die Plätze in unserem eigenen Team mit Online-Spielern auffüllen. Und hier beginnt das nächste Problem: Es gibt keinerlei richtigen Mechanismen oder Garantien, dass die Mitspieler einem nicht auch noch den letzten Nerv rauben.

Und es kam in unseren Tests leider oft vor, dass entweder ein Mitspieler es zu genau nahm, jeden noch so kleinen Cent einsammeln musste und wir dadurch die Mission nicht beenden konnten, oder dass ein blutiger Anfänger mit uns zusammengespielt hat, der mehrere Male am Boden war und wir ihm wieder hoch helfen mussten. So bleibt die einzig legitime Variante, das Spiel mit drei Freunden zu spielen.

"Sims 4" als Koop-Shooter mit Season-Pass zum Mitnehmen

Das Spiel überrascht in der Standard-Version mit einem sehr geringen Grundpreis (39,99 Euro). Das ist dem geschuldet, dass “Payday 3” vermutlich ohnehin das “Sims” der Koop-Shooter sein will. Und das Prozedere kennen wir ja bereits von “Payday 2”. Auf Steam lassen sich für “Payday 2” sage und schreibe 81 kaufbare zusätzliche Inhalte wiederfinden, die man für insgesamt 253,23 Euro erwerben kann. Das Grundspiel liegt heutzutage nur noch bei 9,99 Euro.

Der eklatante Unterschied hierbei ist: “Payday 3” hat einen Season-Pass. Wir und auch die Community sind uns also nicht sicher, ob der Season-Pass eine Ablösung des Konzepts darstellt oder zusätzlich zu der Vielzahl an DLCs fungiert. Das bleibt abzuwarten.

Die Playerbase ist sich mehr als einig

Einer der bekannten Charaktere, "Wolf", ist in "Payday 3" auch wieder spielbar. - © Deep Silver
Einer der bekannten Charaktere, "Wolf", ist in "Payday 3" auch wieder spielbar. (© Deep Silver)

Nach all dem technischen Debakel war folgendes schon sehr wahrscheinlich: Die Spieler wollen kein “Payday 3”. Zumindest nicht wenn es bleibt, wie es ist. Das lässt sich sogar mit Zahlen belegen. Auf Metacritic liegt das Spiel bei einem Score von 3/10 Punkten und auf Steam bei 40 von 100 Prozent. Zeitweise lag das Spiel sogar bei 30 bis 35 Prozent. Es stellt sich allerdings die berechtige Frage, ob das Spiel trotz negativer Kritik von einigen Menschen gespielt wird. Doch auch hier ist die klare Antwort Nein.

Wie die Steam-Charts zeigen, ist es sogar noch schlimmer als gedacht. In den vergangenen 30 Tagen wurde “Payday 3” im Schnitt von rund 16.000 Spielern gespielt. In den vergangenen sieben Tagen allerdings nur noch von rund 5.000-7.000 Spielern. Zum Start konnte “Payday 3” zumindest knapp 70.000 Spieler begeistern. Das ist dennoch weit weg von dem Peak, den “Payday 2” im Jahr 2017 mit mehr als 240.000 Spielern hatte. Doch auch im allgemeinen Vergleich verliert “Payday 3” gegen “Payday 2”.

Denn bei genauerer Betrachtung wird klar: “Payday 2” wurde in den vergangnen 30 Tagen von rund 26.000 Spielern gespielt. Das heißt, dass der neue Teil der Serie aktuell fast 20.000 Spieler weniger begeistert als der Vorgänger. Das ist eine Niederlage für die Entwickler. (Quelle: https://steamcharts.com/)

Was uns nicht gefallen hat, mal anders

Wenige spielbare Karten, keine Story, ein unfertiges Spiel mit technischen Schwierigkeiten. Die Liste der Probleme ist lang. Normalerweise nutzen wir die Überschrift “Was uns an XYZ nicht gefallen hat” in unseren Spiele-Tests immer für die Dinge, die uns an den getesteten Titeln nicht gefallen haben. Dieses Mal drehen wir das Ganze um, denn die Beschreibungen dessen, was an “Payday 3” schiefläuft, ist lang und breit in diesem Artikel geschildert worden.

Neben der Tatsache, dass “Payday 3” mit drei Freunden zumindest ein wenig Spaß macht (da man aich gemeinsam immer besser darüber lustig machen kann, was alles schiefläuft), ist das Handling der Waffen und das generelle Gunplay in diesem Spiel immerhin genauso cool wie das “Heist-Setting”. Zwar gibt es gefühlt nicht so viele verschiedene Waffen-Typen, aber das Rumballern macht Spaß, wäre da die nicht superärgerlich dumme Polizisten-KI. Und so ist es bei “Payday 3” wie mit jedem Aspekt des Spiels: Findet man eine Sache, die ansatzweise cool ist, gibt es verschiedenen Gegenaspekte, die es einem wieder vermiesen.

Cooles Potenzial über das “Heist-Setting”

Neben all diesen negativen Aspekten ist noch zu erwähnen, dass es neben dem Gunplay noch eine Sache gibt, die ebenfalls nicht enttäuscht. Es handelt sich um das “Heist-Setting”. Die Idee, sich in einer Vierergruppe zusammen zu finden und eine Bank auszurauben, ist einfach cool. Sich nebenbei komplett inkognito zum Millionär zu machen – es klingt einfach so gaunerisch gut.

Wir werden “Payday 3” weiter beobachten. Denn wir glauben an das Potenzial des Konzepts (Heist-Setting) und wollen nicht, dass diese eigentlich tolle Spiele-Serie sich selbst beerdigt hat. Falls es nennenswerte Veränderungen an dem Spiel gibt, werden wir diesen Artikel aktualisieren.

Unser Fazit zu “Payday 3”

Das Problem mit “Payday 3” ist vielseitig. Es wirkt wie ein halbfertig veröffentlichtes Experiment: Wir nehmen ein ordentlich performendes Spiel mit einer relativ stabilen Playerzahl, einem coolen Konzept sowie der einfachen Möglichkeit von Monetarisierung und hieven dieses zunächst auf eine neue Engine. Und danach schauen wir mal, wie sich das entwickelt.

Das kommt Ihnen bekannt vor? Uns auch. Denn dieses Konzept ist nahe dem eines Early-Access-Titels, und wenn “Payday 3” als Early-Access-Titel erschienen wäre, hätten ihm die Spieler vieles verziehen. Natürlich wäre bei Weitem nicht alles entschuldigt worden, aber das Fazit sähe besser aus. Denn das Spiel wirkt teilweise wirklich wie eine Copy-Paste-Version von “Payday 2”. Traurig.

“Payday 3” erschien am 21. September 2023 für PC, Xbox One Xbox Series, Playstation 4 und PlayStation 5. Das Spiel kostet in der Standardausführung 39,99 Euro, in der Silver Edition 69,99 Euro und in der Gold Edition 89,99 Euro. Tipp für alle Besitzer des Xbox Game Pass: Das Spiel ist dort ebenfalls enthalten.

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