Oerlinghausen. 2004 hat Otto Rehhagel den griechischen Fußball auf den Olymp geführt. Zehn Jahre später macht ein griechischer Trainer den TSV Oerlinghausen glücklich. Nektarios Krikos wohnt nur 500 m vom Kalkofen entfernt.
Und das ist auch gut so. Denn der 38-Jährige trainiert nicht nur die Stammelf, sondern bringt auch den D-Junioren die Grundlagen bei und fühlt sich zudem der zuvor von ihm trainierten A-Jugend weiter eng verbunden. Wenn Nektarios Krikos von einer "super Saison" spricht, dann ist damit nicht nur der beeindruckende Schlussspurt sowie der Bezirksliga-Aufstieg der Stammelf gemeint, sondern auch die Meistertitel für die A- und B-Jugend. "Das alles ist kein Zufall. Da steckt viel Arbeit dahinter", sagt Krikos, der vor drei Jahren von Jugendleiter Ingo Obermark angesprochen wurde. Bis dahin hatte der in Bielefeld geborene Grieche schon eine bewegte Vergangenheit als Jugendtrainer hinter sich.
Selber gespielt hat er von der D- bis zur B-Jugend bei Arminia Bielefeld sowie in Gadderbaum. Als 17-Jähriger versuchte Krikos den Sprung zum Profi beim griechischen Zweitligisten Ionikos Athen. Doch der Vater war dagegen und beorderte seinen Sohn zurück. "Mit 18 Jahren habe ich dann meine Frau geheiratet und die Familie in den Vordergrund gestellt", begründet Krikos die zwischenzeitliche Fußballabstinenz.
Lahm rechts, Großkreutz links
Das Herz von Nektarios Krikos schlägt noch immer griechisch. "Vor Otto Rehhagel gabs uns auf der Fußballlandkarte doch gar nicht. Auch heute noch ist Griechenland eine Basketballnation. Doch Fernando Santos hat den Fußball weiter entwickelt", ist er vom Abschneiden seiner Hellenen angetan. "Deutschland ist dagegen taktisch super geschult. Der Erfolg des DFB-Teams ist kein Zufall", sagt Olympiakos-Piräus-Fan Krikos, der dennoch Kießling als echte Spitze mitgenommen hätte. Gegen Algerien würde er Lahm als Rechtsverteidiger aufbieten und links Großkreutz eine Chance geben. Vor Neuer sollten Boateng und Mertesacker blocken. Seine weitere Startelf: Schweinsteiger, Khedira, Kroos, Schürrle, Özil und Müller. (jh)Die war zwei Jahre später schlagartig beendet, als ihm ein Bekannter den Trainerjob bei der B-Jugend des FC Altenhagen andiente. "Ich habe sofort die C-Lizenz gemacht, denn vom Trainerjob hatte ich vorher keine Ahnung." Das sollte sich schnell ändern. Fortan sammelte der im Fuhrpark eines Lebensmittelgroßhandels beschäftigte Krikos viel Erfahrungen bei Union Vilsendorf (C-Junioren), SV Gadderbaum (A-Junioren), VfL Theesen (B-Junioren), VfL Schildesche (B-Junioren), SC Herford (B- und A-Junioren), TuS 08 Senne (B-Junioren) und TuS Hillegossen (B-Junioren). Seit 15 Jahren an seiner Seite ist Landsmann Angelo Ntaflos, ein einstiger Torjäger, der heute, mit Mitte 50, Krikos zweites Ich an der Linie verkörpert.
Gemeinsam leiteten sie im vergangenen Sommer mit 15 neuen Spielern (acht Externe, sieben A-Junioren) einen gewaltigen Umbruch beim TSV Oerlinghausen ein. Trotz sechs Wochen Vorbereitung und einem Trainingslager in Siegen waren die Anlaufschwierigkeiten nicht zu übersehen. Im Winter hatten die Bergstädter sieben Punkte Rückstand auf Spitzenreiter VfL Lüerdissen. 
"Vor allem gegen die unteren Teams gab es Nackenschläge. Doch wir haben den Kampf auf den Stolperwiesen im Kreis Lemgo angenommen und viele Spiele noch gedreht", sagt Krikos, der ein dickes Plus auch in der eigenen Spielstätte sah. "Unser Sandkasten war ein echter Heimvorteil. Mit diesem uralten Kunstrasen sind viele nicht zurecht gekommen", freut sich Krikos dennoch jetzt auf eine neue Zeitrechnung. Vom heutigen Montag bis Mitte August wird der marode Bodenbelag ausgetauscht.
Zeit für Sommerferien mit seiner Frau und den drei Kindern hat Nektarios Krikos dennoch nicht. Seine Urlaubstage hat er bereits für eine zweiwöchige DFB-Trainerfortbildung in Osterburg geopfert.