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TBV Lemgo feiert Klassenerhalt

Jörg Hagemann

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Ozapft is: Als die TBV-Spieler noch auf ihrer Dankeschön-Runde durch die Lipperlandhalle waren, floss an den mobilen Theken bereits der Gerstensaft. - © Hagemann
Ozapft is: Als die TBV-Spieler noch auf ihrer Dankeschön-Runde durch die Lipperlandhalle waren, floss an den mobilen Theken bereits der Gerstensaft. (© Hagemann)

Lemgo. Auch ein verhinderter Abstieg lässt sich meisterlich feiern. Unangefochtener Party-Prinz des TBV Lemgo ist Finn Lemke, der nach dem 45:26-Rekordsieg über den HSV Hamburg nicht nur den VIP-Raum rockte.

Weil Trainer Florian Kehrmann seinen Schützlingen nach dem Klassenerhalt bis Mittwoch, 16.30 Uhr, trainingsfrei gegeben hat, buchte Lemke zu vorgerückter Stunde über sein Smartphone für sich und Rolf Hermann spontan einen Kurztrip nach Mallorca. Zuvor hatte sich der 23-jährige Bremer, der gestern eine erneute Einladung zur Nationalmannschaft erhielt, bereits beim VIP-Talk als Zeremonienmeister erwiesen. Zusammen mit Ari Haenen, Timm Schneider, Nils Dresrüsse, Hendrik Pekeler, Tim Hornke, Dan Beutler, Marcel Niemeyer, Max Höning und Florian Kehrmann hatte Finn Lemke eine Polonaise gebildet und die zahlreichen Sponsoren zu einem Klatschkonzert motiviert. Gemeinsam mit den Geschäftsstellenmitarbeitern zog das TBV-Team später in die All-Inn-Cocktailbar weiter, wo „Juppi“ Nawrot zur Freude seiner Gäste extra die HSV-Hymne „Hamburg, meine Perle“ auflegte.

Versteckt seine Rührung: Finn Lemke schwitze nach dem Spiel unter einem Handtuch aus. - © Hagemann
Versteckt seine Rührung: Finn Lemke schwitze nach dem Spiel unter einem Handtuch aus. (© Hagemann)

Die Erleichterung war riesig. Abzulesen an der Rührung von Florian Kehrmann, der sich regelrecht verkrümelte, als Rolf Hermann nach dem Schlusspfiff das Mikrofon ergriff. Statt des üblichen Dankeschön-Plakates hatte sich der TBV-Kapitän entschlossen, einige persönliche Worte loszuwerden. Sein besonderer Dank galt dem Trainer, der großen Anteil am Klassenerhalt habe, sowie „einem fantastischen Publikum“.

Die 4860 Zuschauer in der zum dritten Mal in dieser Saison restlos ausverkauften Lipperlandhalle kamen dabei in den Genuss einer geradezu unglaublichen Geschichte. Hamburgs Torhüter Max-Henri Herrmann bekam in der kompletten zweiten Halbzeit keinen Finger an den Ball. „Zur Pause habe ich gedacht, dass es schlimmer nicht kommen kann. Und dann kassieren wir nochmal 23 Tore“, meinte HSV-Trainer Jens Häusler, der angesichts der riesigen Verletzungssorgen nach und nach seine U23-Spieler ins Fegefeuer schickte. Angst vor bösen Unterstellungen hatte Häusler nicht: „Die einzigen, die uns Wettbewerbsverzerrung vorwerfen können, sind die Bietigheimer. Ansonsten haben wir gegen jeden Abstiegskandidaten einmal verloren.“ Gegen den TBV Lemgo waren es sogar zwei Niederlagen. „Dass der HSV die Mannschaft ist, wo diese Story am 14. Dezember begann, ist vielleicht Zufall, vielleicht aber auch Schicksal“, meinte der TBV-Coach, und räumte ein, dass ihn das vergangene halbe Jahr sehr mitgenommen habe.

Zur Belohnung dafür, dass Kehrmann & Co. nie den Glauben an die Rettung verloren haben, gab es mit dem höchsten Sieg in der 32-jährigen Bundesligageschichte eine nachhaltige Belohnung. Mit dem 45:26 über den HSV, der die höchste Niederlage in seiner 13-jährigen Vereinsgeschichte kassierte, wurde die bisherige 19-Tore-Bestmarke aus der Saison 2001/2002 egalisiert. Seinerzeit überrollte der TBV ausgerechnet GWD Minden mit 42:23.

An der Weser reagierte man auch jetzt zerknirscht, bedeutet das Lemgoer Ergebnis für GWD mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den vierten Erstliga-Abstieg nach 1981, 1986 und 2010. „Ein entscheidender Knackpunkt war der Lemgoer Punktgewinn in Flensburg. Danach mussten wir mit dem jetzt erfolgten Ausgang rechnen“, zeigte sich GWD-Trainer Frank Carstens enttäuscht. Zumal GWD am Freitagabend mit dem hohen 35:26 über den SC Magdeburg den Druck auf den TBV noch erhöht hatte. „Einige meiner Spieler waren in der Kampa-Halle vor Ort und haben zugeschaut. Vermutlich war das noch ein kleines Stückchen extra Motivation für uns gegen den HSV“, fühlte sich Florian Kehrmann „stolz, so hoch gewonnen zu haben“.

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