Bordeaux/Marseille. 6:5 im Elfmeterschießen gegen Italien. Deutschland steht im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft. Und der Detmolder Ulf Weick (42) ist nicht nur am Samstag in Bordeaux im Stadion gewesen, er schaut sich auch die Partie gegen Frankreich am Donnerstag in Marseille von der Tribüne aus an und wäre beim Finale ebenfalls dabei – wenn sich Deutschland qualifiziert.

„Ich habe auch für Sonntag in Paris eine Karte, aber eine Begegnung ohne unser Lieblingsteam wäre nicht zu ertragen. Wenn Deutschland gegen Frankreich ausscheiden sollte, verkaufe ich vermutlich das Ticket", berichtete der stellvertretende Vorsitzende des Post-TSV Detmold, der zudem die F2-Junioren coacht. Die Dramatik, die er am Samstag erlebte, ist für ihn schwer in Worte zu kleiden: „Unglaublich war das. Nachdem Özil den Elfer vergeben hatte, glaubte ich erstmals nicht mehr an ein Weiterkommen. Meine ganzen Reisepläne hingen an dieser Partie. Als es dann nach dem Hector-Elfer doch geklappt hatte, waren alle erleichtert und fertig gleichermaßen. Ausgelassene Freude und eine Riesenparty gab es deshalb diesmal nicht."
In der sechsten Reihe, Nähe Eckfahne, konnte er das Geschehen auf dem Rasen bestens verfolgen und auch die Elfer auf der anderen Seite gut sehen. Der stellvertretende Post-TSV-Chef: „Die alten Männer aus Italien hätten wir nach 120 Minuten schlagen müssen. Özil war der Chef im Ring, und vorne hat Gomez die Leute gebunden. Hinten machten Boateng und Hummels den Laden dicht."
Am Sonntag verfolgte Ulf Weick das zweite Halbfinale bei einem Abendessen in der Innenstadt von Bordeaux: „Die Franzosen sind nicht so fußballbegeistert wie wir. Gespannt auf den Fernseher haben sie beim Sieg gegen Island nicht geschaut, die Partie lief eher nebenher."
Nach einem Zwischenstopp in Montpellier fährt Weick am Mittwoch nach Marseille. Donnerstag ist dann „Matchday", wie der Ingenieur (Büro in der Paulinenstraße) sagt: „Über alle wichtigen Onlineauftritte, darunter natürlich auch LZ.de, informieren wir uns vormittags über die Partie. Ab 15, 16 Uhr geht es dann in die Stadt, um mich ,emotional aufzuladen’, wie Oliver Kahn es immer in Worte kleidet." Klappt es denn mit dem Endspiel? Ulf Weick ist skeptisch: „Es wird sehr, sehr schwer." Aber natürlich träumt auch er vom Finale: „Die letzten beiden Deutschlandspiele, die ich vor der EM im Stadion gesehen hatte, waren das WM-Viertelfinale 2014 gegen Frankreich (1:0 durch Hummels, die Red.) und dann das 7:1 im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien. Ein gutes Omen."
Lipper live in Frankreich

Nicht nur den Detmolder Ulf Weick hat nach Frankreich verschlagen, auch andere Lipper erlebten das EM-Fieber schon hautnah im Stadion. Der Blomberger Tim Geise hat mit seinen Freunden bereits die Partien der deutschen Nationalelf gegen Nordirland und die Slowakei live im Stadion gesehen. „Am besten hat mir das letzte Vorrundenspiel gefallen. Die nordirischen Fans machen einfach eine Bombenstimmung", resümierte der Fußballbegeisterte. Mittwochnacht geht es für Geise mit seinen Freunden, Kevin Müller (Blomberg), Dominik Drake und Thorben Schröder (beide Schieder-Schwalenberg), erneut Richtung Frankreich. Dieses Mal nach Marseille: „Wir nehmen die 14 Stunden Autofahrt und knapp 1300 Kilometer auf uns – und hoffen, mit dem Finaleinzug im Gepäck wieder zurück nach Hause zu kommen."
Thomas von Strünck, Vorsitzender des Post-TSV Detmold, hätte ebenfalls noch eine Halbfinal-Karte bekommen können – von seinem Kumpel Axel Schmidt (Lübbecke). Doch aus privaten Gründen verzichtet er auf eine erneute Reise: „Das Elfer-Schießen gegen Italien war der Hammer. Als Schweinsteinger nicht traf, setzte ich keinen Pfifferling mehr auf Deutschland. Ich habe nur ein EM-Spiel live gesehen, dafür ein echtes Highlight." Überrascht habe ihn, dass Manuel Neuer nicht selber antrat. Zu dem Hector-Elfer meinte er: „Wenn er besser geschossen gewesen wäre, hätte Buffon ihn gehalten. Danach waren alle ausgelaugt."Matthias Heymann, Trainer des FC Augustdorf, hat vier Spiele in Frankreich gesehen.
Neben der guten Leistung der deutschen Elf im Achtelfinalspiel gegen die Slowakei habe der Detmolder vor allem die Stimmung außerhalb des Stadions genossen: „Wir haben tolle Menschen kennengerlernt – und sind sogar gleich von Iren für ein Treffen nach Dublin eingeladen worden."