TBV arbeitet am Hygienekonzept

Lemgo . Die Bundesligahandballer des TBV Lemgo Lippe beenden ihre fünfwöchige Vor-Vorbereitung ohne ein weiteres Trainingsspiel. Ein ohnehin unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgesehener Test gegen die HSG Nordhorn-Lingen ist kurzfristig gecancelt worden. Der Grund: das noch nicht ausgereifte Hygienekonzept.

Gleichwohl wird in der HBL an vielen unterschiedlichen Stellen emsig an möglichen Re-Start-Szenarien gewerkelt, um, wie geplant, Anfang Oktober die neue Bundesligasaison in Angriff nehmen zu können.

Werden dabei Zuschauer erlaubt sein? Liga-Boss Frank Bohmann ist trotz aktuell steigender Infektionszahlen zuversichtlich. Gegenüber dem Sportinformationsdienst (sid) hielt er in der vergangenen Woche Auslastungen &bdquo;von 20 bis 50 Prozent für realistisch“.

So sehen die Re-Start-Pläne der Liga aus. Die in Köln ansässige HBL hat zusammen mit den Basketballern und in Abstimmung mit den Bundesbehörden und dem RKI einen Leitfaden erstellt und auf dessen Basis ein Betriebs- und Hygienekonzept erarbeitet. Grundlage hierfür ist das weltweit gelobte Hygiene-Konzept der Deutschen Fußball-Liga (DLF). Konkret erprobt wird es Mitte September in Düsseldorf (siehe Kasten). Das HBL-Papier liegt den 39 Erst- und Zweitligaklubs vor, die vielerorts bereits die Gespräche mit den örtlichen Behörden aufgenommen haben. Schließlich ist jede Halle unterschiedlich. Für jeden Standort muss ein eigenes, individuelles Hygienekonzept erstellt werden.

Wer in Lemgo über das Hygiene-Szenarium entscheidet. Auch in der Phoenix-Contact-Arena haben bereits erste Gespräche stattgefunden. Neben den beiden TBV-Geschäftsführern Ulrich Kaltenborn und Jörg Zereike sowie Lara Watermann vom Verein sitzen dabei auch Vertreter vom Gesundheitsamt und vom Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe sowie vom Ordnungsamt der Stadt Lemgo mit am Tisch.

Der erste Eindruck. Jörg Zereike gibt sich betont zurückhaltend und will nicht über mögliche Zuschauerzahlen spekulieren. &bdquo;Baulich haben wir in Lemgo aber gute Gegebenheiten“, schätzt der TBV-Geschäftsführer. Um ein wildes Durcheinanderlaufen möglicher Besuchergruppen zu vermeiden, werden die Laufwege klar definiert. Zereike: &bdquo;Wir werden sämtliche Ein- und Ausgänge in der Halle nutzen.“ Was die Nachverfolgbarkeit im Falle einer möglichen Corona-Infektion angeht, sieht er den TBV ebenfalls gut aufgestellt: &bdquo;Durch die personalisierten Tickets sind Dauerkarteninhaber und Sponsoren zuzuordnen.“

Wie die Spieler getestet werden. Anders als beim Endrundenturnier der Basketballer oder vor der Wiederaufnahme der Fußball-Bundesligasaison ist im Handball nicht mit einer kompletten Abschottung der Mannschaften zu rechnen. Allerdings plant die HBL mit regelmäßigen Tests. Zunächst im wöchentlichen Turnus. &bdquo;Doch das ist dynamisch. Je nachdem, wie hoch das Level ist. Bei einem hohen Ansteckungsrisiko in Deutschland sind auch Tests im zweitägigen Rhythmus möglich“, sagt Jörg Zereike, der aktuell eruiert, welches Labor derartige Testkapazitäten gewährleisten kann.

Mit welchen Einschränkungen in der Halle zu rechnen ist. Der Zutritt für Gästefans ist ligaweit unrealistisch. Auch Stehplätze wird es bis auf Weiteres nicht geben. Ähnlich wie beim Fußball wird es auch in den Handball-Hallen keinen Alkoholausschank geben. Eine weitere Einschränkung: Fangesänge werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verboten. Die Lüftungsanlagen, die in den individuellen Hallenkonzepten eine bedeutende Rolle spielen, haben ohnehin schon genug zu tun.

Darum finden bislang nur wenige Testspiele statt. Zum einen bleiben bis zum angepeilten Bundesligastart am 1. Oktober noch acht Wochen Zeit. Lediglich die MT Melsungen, als Qualifikant für die neu geschaffene Europa League, ist international bereits ab 29. August gefordert. Zum anderen herrscht durch sich ständig verändernde Verordnungen eine allgemeine Unsicherheit. So sagte GWD Minden in der vergangenen Woche ein Trainingsspiel gegen Verbandsligist TSV Hahlen kurzfristig ab und verwies auf das Sportarten übergreifende Hygienekonzept. Sobald das geschlossene System für Profi-Ligen mit wöchentlichen Corona-Tests verabschiedet ist, seien Einlage oder Trainingsspiele gegen Amateurvereine ohnehin nicht mehr möglich.

So trainiert der TBV weiter. Florian Kehrmann und sein Team orientieren sich an dem vom DHB empfohlenen Wiedereinstiegskonzept &bdquo;Return to play“. &bdquo;Die ersten Wochen haben wir sehr reduziert trainiert, um uns auf das handballerische Training vorzubereiten“, spricht Zereike von einer Vor-Vorbereitung auf Oberliga-Niveau. Heute endet der erste Trainingsblock und Trainer Florian Kehrmann schickt seine Schützlinge für zehn Tage in eine aktive Erholung. Ab 24. August startet dann die klassische Saisonvorbereitung.

Testlauf Die Handball Liga (HBL), die Deutsche Eishockey Liga (DEL) und die Stadt Düsseldorf haben ein Pilotprojekt für Spiele mit Zuschauerbeteiligung erarbeitet. Am 12. September spielen im 13.000 Zuschauer fassenden ISS Dome der BHC und TuSEM Essen. Angedacht ist eine Kapazität von 2000 bis 6000 Besuchern. Eine Woche später testen im Castello (Kapazität 3000 Zuschauer) Essen und Gummersbach.

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