Kreis Lippe. Das Hinweisschild „AHA+A+L“ hing am Sonntagabend noch an der Tür der Halle des TC Grün-Weiß Hiddesen an der Friedrich-Ebert-Straße in Detmold. Darunter die Erklärung: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske plus App plus Lüften. Der Verein gab sich in den vergangenen Wochen und Monaten viel Mühe, damit die Tennis-Bälle auch in Corona-Zeiten weiter fliegen konnten. Am Montag wies eine Ergänzung dann darauf hin, dass die Halle bis zum 30. November schließen müsse. Bis zum „Lockdown light“ stand Trainer Erik Koers (fast) jeden Tag auf dem Platz. Nach der letzten Einheit mit einem Schüler gönnte sich der 57-jährige Niederländer ab 18.15 Uhr noch ein Bier und eine Tomatensuppe im Club-Restaurant „Carpaccio“ und verabschiedete sich in eine ungewisse Zukunft.
„Hoffentlich bis bald“
„Hoffentlich bis bald“, hatte die Mutter des letzten Schützlings von Koers zu ihm gesagt. 130 Kinder trainiert der Coach, der seit 2016 beim TC GW Hiddesen tätig ist und vorher sein Wissen an Spieler des TC BW Horn weitergegeben hatte. „Ich bin stolz darauf, dass die Zahl der Kids in Hiddesen in den vergangenen Jahren von 65 auf 130 stieg, dazu kommen Einzelstunden für rund 40 Erwachsene“, berichtet Koers, der 2002 Rang 27 in der Weltrangliste der AK 35 belegte. Seine große Leidenschaft ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Die Kinder würden für Erik durchs Feuer gehen“, sagen Insider: „Er kann sie einfach begeistern.“
„Ich kann nicht planen"
Begeistert von der Entscheidung der Verantwortlichen, die Sporthallen zu schließen, ist der Coach nicht: „Was soll ich sagen? Natürlich kann ich nachvollziehen, dass Gruppentraining nicht möglich ist. Aber Einzeltraining ginge problemlos, mir ist kein Corona-Fall auf dem Tennisplatz bekannt, und ich höre wirklich viel.“ Gegebenenfalls Einheiten wieder draußen anzubieten, ist für Erik Koers keine Alternative: „Ich kann nicht planen, bin auf gutes Wetter angewiesen, es wird früh dunkel, und die Kids können selten vor 16 Uhr.“ Bitter findet er, dass in Niedersachsen Einzel-Training in der Halle weiter möglich sei und in NRW eben nicht: „Der WTV hat keine Lobby.“
Grünes Licht für Niedersachsen-Bremen
Tatsächlich teilt der Verband Niedersachsen-Bremen auf seiner Homepage mit, dass „draußen und in der Halle“ gespielt werden dürfe: „Einzeltraining ist möglich, Doppel ist nur erlaubt, wenn die Spieler aus höchstens zwei Hausständen kommen.“ Oberstes Gebot für den Gesundheitsschutz aller sei das strenge Einhalten der Hygieneregeln.
"Die Vermeidungsstrategie gefällt mir nicht"
Eine letzte Trainingseinheit in der Halle absolvierte am Sonntagvormittag auch Christian Worm (44), seit zehn Jahren Coach des TC RW Detmold, mit seinem Sohn Carlo. Der Achtjährige bedauerte im LZ-Gespräch, dass er fortan nicht mehr in der Halle spielen darf: „Total blöd.“ Sein Vater trainiert „rund 180 Spieler“ mit seiner Tennisschule, die er mit Marc Wermeling betreibt: „Ich finde es erstmal gut, dass die Politik zwischen Team- und Individualsport unterscheidet. Aber die Vermeidungsstrategie gefällt mir nicht. Ich sage ja auch zu keinem Spieler, er solle keine Turniere spielen, damit er ungeschlagen bleibt. Gesund bleiben wir nur, wenn wir Sport treiben. Und ein Tennisplatz ist 23,77 Meter lang.“ Gut findet Worm die Idee von DTB-Vize Dirk Hordorff: „Er rief dazu auf, die Außenplätze wieder zu öffnen und alle zum Tennisspielen einzuladen. Zwei Plätze sind bei uns am Drostenkamp ja noch geöffnet.“
„Einzelregelungen sind das Problem."
Sven Neugebauer spielte ebenfalls ein letztes Mal mit Bernd Gottsleben am Drostenkamp: „Wir sind dreimal die Woche hier, und ich verstehe, dass die Regierung etwas machen musste. Aber Einzelspiele sollten weiter möglich sein. Auch drinnen.“ Gottsleben ergänzte: „Einzelregelungen sind das Problem. Ohne die neuen Regeln würden die Corona-Zahlen demnächst explodieren.“ Weitere lippische Tennisvereine teilen auf ihren Homepages mit, dass die Hallen schließen müssen und der Trainingsbetrieb ruhe.
"Müssen erstmal damit leben"
Ingo Hagemann, Pressesprecher des WTV: „Die Landesregierung in Niedersachsen hat die Beschlüsse anders gedeutet und formuliert, die Corona-Zahlen sind dort auch etwas anders, und NRW ist dichter besiedelt. Wir müssen erstmal damit leben, dass in der Halle nicht gespielt werden darf. Hinter den Kulissen gab es erste Gespräche unserer Verantwortlichen mit dem LSB und der Staatskanzlei. Wir kämpfen dafür, dass bald wieder gespielt werden darf.“
Golf: Grünes Licht fürs Grün
Für die Golfspieler in Lippe geht es auch nach dem „Lockdown light“ weiter. So teilt der GC Bad Salzuflen auf seiner Homepage mit, dass „die Ausübung unseres Individualsports außerhalb des eigenen Hausstands maximal zwei Personen, mit gebuchter Startzeit“ gestattet ist. Konkret: Es seien auch Zweier-Flights außerhalb des eigenen Hausstands erlaubt. Die buchbaren Startzeiten haben einen Abstand von 20 Minuten, um ein Zusammentreffen größerer Personengruppen zu vermeiden. Damen-, Herren-, Seniorinnen und Seniorentage etc. fallen aus. Gruppen- und Mannschaftstraining findet nicht statt. Individualtraining ist unter strenger Beachtung der Abstandsregeln und nach Absprache möglich. Die Benutzung der Driving-Range ist nur den Golflehrern mit ihren Schülern gestattet. Aber: Das Clubhaus, inklusive aller Sanitär- und Umkleideräume und des Restaurants , wird geschlossen. Und: „Bitte sorgen Sie dafür, dass wir nicht eingreifen müssen und weisen Sie Ihre Mitspieler, wenn nötig, auf die derzeitigen Regeln hin.“
Beim Lippischen Golfclub Blomberg-Cappel heißt es: „Da es sich beim Golfsport um eine Individualsportart handelt und dieser außerhalb geschlossener Räumlichkeiten der Sportanlage ausgeübt wird, bleibt unsere Anlage geöffnet. Gemäß der Verordnung ist Golf alleine zu zweit, oder mit Personen des gleichen Hausstands somit weiterhin erlaubt. Da Wettbewerbe allerdings nur noch in Profiligen und anderen berufsmäßigen Sportausübungen zulässig sind, muss auf alle Golfturniere im Club verzichtet werden.“ Im Buchungssystem stellte der Club das Startzeitensystem um. Die Abstände zwischen den Startzeiten sind auf zehn Minuten reduziert. Und: „Wir bitten um Verständnis, dass größere Spielgruppen auch mit Personen des eigenen Hausstands momentan nicht möglich sind.“