Eine Sportart rückt ins Rampenlicht: Premiere auf Lagenser Bühne

Lage . Spätestens mit dem Olympiasieg von Darja Varfolomeev im vergangenen Jahr in Paris ist diese Sportart auch in Deutschland ins Rampenlicht gerückt. Doch gibt es sie überhaupt in Lippe? Gibt es! Bei der Turngemeinde Lage hat die Rhythmische Sportgymnastik eine Heimat gefunden. Großen Anteil daran hat die ukrainische Trainerin Kseniia Terskykh.

Ruhig ist es noch in der Turnhalle der Grundschule Ehrentrup, als der Redakteur die 35-jährige Trainerin und Natalie Merker, die in den kommenden Minuten übersetzen wird, begrüßt. Kseniia Terskyh lernt derzeit an der VHS in Lage fleißig die deutsche Sprache, doch für ein Interview fühlt sich die Ukrainerin wohler, wenn jemand dolmetscht.

Familie in Lage

Erst vor einem Jahr ist sie mit ihrer Familie – Ehemann Yevhenii, Sohn Michail (11) und Tochter Oleksandra (13) – nach Lage gekommen. Und da sie selbst 20 Jahre als Sportlerin und 10 Jahre als Trainerin in Donezk und Kiew in der Rhythmischen Sportgymnastik aktiv gewesen ist, war klar, dass sie ihren Sport gerne hier in Lippe weiterführen wollte.

&bdquo;Meine Idee ist sehr gut aufgenommen worden", freut sich Terskykh über die positive Reaktion der Turngemeinde. Und das Interesse in diversen Gruppen und in den Sozialen Medien sei sofort groß gewesen. So ist die Gruppe der drei- bis sechsjährigen Mädchen sowie die Gruppe mit Siebenjährigen und älter auf etwa 30 gewachsen. Seit Februar trainieren sie.

In der Ukraine, berichtet Kseniia Terskykh, ist die Sportart äußerst populär. Allein &bdquo;in meinem Verein sind es mehr als 300 Mädchen". Sie hat einst bei den Juniorenmeisterschaften des Landes den dritten Platz belegt und beobachtet die internationalen Wettkämpfe genau. Gymnastinnen aus ihrem früheren Verein sind vor wenigen Tagen bei der EM in Tallinn erfolgreich gewesen. &bdquo;Als Trainerin habe ich einige im Kleinkindalter betreut. Die Sportlerinnen trainieren jetzt unter keinen guten Bedingungen in der Ukraine", betont die 35-Jährige.

Mutter in Donezk

Als sie auf den Krieg in der Heimat angesprochen wird, stockt sie für einen Moment und wird nachdenklich, sehr nachdenklich. &bdquo;Das kann ich nicht komplett ausschalten. Viele Freunde, Bekannte, ehemalige Gymnastinnen sind in der Ukraine", und auch an ihre in Donezk lebende Mutter müsse sie denken. Und wie ist das mit ukrainischen Kindern, die der Gruppe der TG angehören? &bdquo;Viele Väter der Mädchen sind in der Armee, das nimmt sie mit. Die Mütter versuchen, nicht zu viele negative Nachrichten an sie heranzulassen. Aber klar, das geht nicht an ihnen vorbei."

Da ist die Rhythmische Sportgymnastik eine gute Ablenkung. &bdquo;Es ist nicht nur ein Sport, sondern eine Kunst der Bewegung, die sowohl den Körper als auch den Charakter formt. Schon in jungen Jahren lernen Kinder Disziplin, Koordination, Beweglichkeit und Ausdruckskraft", schreibt die TG auf ihrer Internetseite. Ihr Können stellen die Gymnastinnen bei Musik ohne oder mit den Handgeräten Ball, Reifen, Keule, Seil und Band unter Beweis.

&bdquo;Die Kleinste"

Als ihr Lieblingsgerät bezeichnet Kseniia Terskykh das Band. &bdquo;Es ist eines der schwierigsten Geräte, weil die Technik kompliziert ist. Da wird das Handgelenk stark beansprucht. Und bei Luftzügen wird das Band schnell in der Bewegung gestört", sagt eine, die seinerzeit mit der Mama zu einem Probetraining gegangen ist – &bdquo;und da war es um mich geschehen". Kseniia Terskykh ist bei der Rhythmischen Sportgymnastik hängen geblieben. &bdquo;Die Trainerin wollte mich erst gar nicht nehmen, weil ich die Kleinste war", erinnert sich die 1,83 Meter große Athletin.

Die Sportart ist zu ihrer Leidenschaft geworden, dafür brennt sie – und sie ist ehrgeizig. So überlässt sie auch bei der Musikauswahl nichts dem Zufall. &bdquo;Sie spielt eine wichtige Rolle. Zu jedem Temperament die passende Musik", sagt sie und schneidet die Musik selbst zusammen. Mit Elan geht die Gymnastin die Aufgabe auch in Lage an, doch welche Ziele hat sie? &bdquo;Zu allererst sollen die Kinder Spaß haben, so dass sie gerne dabei sind. Die Kinder trainieren Beweglichkeit, lernen die Geräte und die Techniken kennen", sagt sie.

Als ehemalige Aktive sieht sie bei zehn, zwölf Sportlerinnen bereits gute sportliche Perspektiven. Und so präsentieren sich die TG-Sportlerinnen am Sonntag, 29. Juni, ab 11 Uhr in der Halle an der Eichenallee beim Sport-Cup, zu dem 98 Teilnehmerinnen erwartet werden.

Keine Medaillen mehr

Stolz präsentiert Kseniia Terskykh zum Abschluss des Gesprächs noch die vielen, vielen Medaillen, die ihre 13-jährige Tochter Oleksandra bereits gesammelt hat. &bdquo;Sie selbst habe keine mehr", berichtet die Mutter mit Wehmut, die waren nicht mehr zu retten, als &bdquo;unser Haus zerbombt wurde". Für das Foto rollt Kseniia Terskykh dann noch schnell die Trainingsteppiche aus. Diese speziellen Matten hat die TG Lage eigens für die Rhythmische Sportgymnastik angeschafft. Die jungen Mädchen stehen bereit und warten darauf, endlich mit Ball oder Seil loslegen zu können. &bdquo;Hier sind gute Bedingungen geschaffen worden", freut sich Kseniia Terskykh. Die TG Lage feiert Premiere und gibt einer in Lippe bislang eher unbekannten Sportart eine Bühne.

Ein Trend

&bdquo;Wir sind ein Breitensport- und Mehrspartenverein. Mit der Rhythmischen Sportgymnastik haben wir jetzt einen ganz neuen Bereich, der Trend hat. Kseniia Terskykh hatte sich bei uns gemeldet und ihre Idee präsentiert. Die Gruppe steht allen offen", sagt der stellvertretende Vorsitzende der TG Lage, Andreas Krupke. Er bedankt sich bei der Stadt Lage, als es um Zeiten in der Halle Ehrentrup ging. Informationen zur Rhythmischen Sportgymnastik in der TG Lage gibt es telefonisch unter (05232) 2470 (Geschäftsstelle) oder per E-Mail an buero@ tglage.de

Eine Sportart rückt ins Rampenlicht: Premiere auf Lagenser Bühne

Gymnastinnen missbraucht? Skandal in Italien zieht Kreise

Werbung für Heim-WM: Varfolomeev «beste Gymnastin der Welt»

Die Tanzgarde der TG Lage will hoch hinaus

Rosenmontagszug Lage

Die Finals 2026 finden in Hannover statt

Nach Skandal: Turnerinnen wehren sich gegen Trainerinnen-Aus