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Winfried Stille vom SV Werl-Aspe reicht das Leder weiter

80-Jähriger tritt nach 48 Jahren Trainertätigkeit ab

Von Sebastian Lucas

Nach zuletzt 15 Jahren als Mini-Kicker-Trainer hört Winfried Stille auf. Jörg Bigalk (rechts) übernimmt. - © Foto: Lucas
Nach zuletzt 15 Jahren als Mini-Kicker-Trainer hört Winfried Stille auf. Jörg Bigalk (rechts) übernimmt. (© Foto: Lucas)

Bad Salzuflen/Werl-Aspe. Winfried Stille (80) sucht die Ruhe. Der Fußball-Trainer ist 48 Jahre im Nachwuchsbereich des SV Werl-Aspe tätig gewesen, zuletzt bei den Mini-Kickern. An seinem letzten "Arbeitstag" besuchte ihn die LZ.  

Winfried Stille beobachtet das Treiben auf dem Nebenplatz am Heerser Bruch. Beim Abschlussspiel der Jüngeren, das unter der Leitung von Jörg Bigalk steht, schaut er mit einem Auge hin. Der Filius von Georg Koch, Ex-Fußball-Profi und heutiger Sportchef des SC Herford, eifert seinem Vater nach. Er steht ebenfalls im Tor, manchmal sitzt er auch davor. . . Bigalk, der seit einem Jahr mit Stille das Training der Kleinsten im Klub leitet und ihm nun folgt, gibt Tipps.

Am Seitenrand sitzen einige Eltern. "Jetzt lauf endlich", schimpft eine Mutter. Ein Vater schaut gelassener zu. Auf einem Handtuch hat er es sich gemütlich gemacht, um das Treiben seines Sohnes zu verfolgen. Kurz darauf fällt ein Tor, der Schütze dreht jubelnd ab - Applaus auf den "Rängen".

Stille wird von einer Mutter angesprochen, deren Sohn erstmals mittrainierte. Sie sagt: "Es hat ihm Spaß gemacht, er möchte wieder kommen, obwohl er im Getümmel etwas Angst hatte, schüchtern war." Stille kann das nachvollziehen: "Bei den Minis, die ab drei Jahren zu uns kommen, ist eigentlich immer Rudelbildung." Dabei gibt er immer wieder vor: "Zwei vorne, zwei in der Mitte und zwei hinten." Erst klappe das meist auch, "doch dann wollen alle immer wieder zum Ball. Vom Leder weg, das ist die schwierigste Aufgabe für alle".

In den vergangenen 15 Jahren zeichnete Stille für die Minis verantwortlich, als A-Jugend-Trainer sei es früher schwerer für ihn gewesen: "Einige waren nicht zu genießen, sie tranken, morgens musstest du sie teilweise aus dem Bett klingeln." Bei den Minis  - es kommen auch mal Jungs, die noch einen Schnuller im Mund haben - ist die Trillerpfeife sein wichtigster Begleiter gewesen: "Ein Pfiff und ich habe alles unter Kontrolle."

Über die Jahre sind Stille stets "ein ruhiger und vernünftiger Umgang" wichtig gewesen. Das schließt nicht aus, dass immer wieder Machtworte gesprochen werden mussten: "Das gehört dazu." Aber selbst die sensiblen Kinder habe er nie zum Weinen gebracht: "Traurig sind aber schon mal welche gewesen." Bei den Freundschaftsspielen achtet Winfried Stille darauf, dass alle zum Einsatz kommen: "Das ist wichtiger als Spiele zu gewinnen."

",Friedel‘ hat einen ganz tollen Job gemacht. Er wird uns fehlen", lobt SV-Vereinschef Meik Gronemeier. Der Klub hat ihn bereits mit einem Präsentkorb und Bildern verabschiedet. "Friedel" sagen nur die wenigsten, die Kinder sprechen ihren Trainer mit "Herrn Stille" oder "Onkel Stille" an. "Sie dürften auch ,Winfried‘ sagen", erläutert Stille. Nur "alter Opa" wolle er nicht hören: "Deshalb höre ich auf." Er grinst.

Künftig will Stille sich vermehrt um seinen Garten kümmern, auch "Sachbücher lesen" ist ein Hobby von ihm. Und sollte es doch mal zu ruhig werden, will er "einfach mal bei den Kids vorbeischauen". Abpfiff.

Information
Persönlich


Mit Helmtrud (73) ist Winfried Stille verheiratet. Sie ist nur selten am Platz gewesen, hat ihren Mann aber immer unterstützt. Die beiden haben einen Sohn (48) und eine Enkeltochter. Winfried Stille ist gelernter Klempner und Installateur, hat auf Maschienbau umgeschult. 32 Jahre ist er in der Arbeitsvorbereitung bei Coko tätig gewesen.(slu)

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