Bezahlsender Sky will ab Sommer jedes Handball-Erstligaspiel übertragen

Lemgo. Am Mittwochabend nimmt die Handball-Bundesliga wieder Fahrt auf. Mit dem Knüller zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt startet die vorerst letzte Etappe an Handball-Übertragungen im Free-TV bei Sport 1. Derweil bastelt Nachfolger Sky bereits am künftigen Bezahlmodell.

Auf der Mitgliederversammlung der Handball-Bundesliga (HBL) in Leipzig hat sich der Pay-TV-Sender den Vereinsvertretern vorgestellt und seine Pläne konkretisiert. TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike: &bdquo;Grundsätzlich wäre es wünschenswert gewesen, eine Partie pro Woche im Free-TV sehen zu können. Doch lag der HBL diesbezüglich kein konkretes Angebot vor. Das ist bedauerlich, doch nicht zu ändern. Die Vereine müssen jetzt das Beste aus der Situation machen."

Überzeugt ist Zereike von der professionellen Produktionsqualität, durch die der Handball besser vermarktet werde: &bdquo;Sky wirkt sehr motiviert. Alle Aussagen haben Hand und Fuß. Ursprünglich waren 200 Livespiele vertraglich zugesichert. Doch nun haben sie sich zum Ziel gesetzt, jedes Spiel zu übertragen. Wie bereits bei den Champions-League-Übertragungen zu sehen ist, wird alles wesentlich hochwertiger produziert."

Bei jeder Erstligapartie baut Sky künftig mindestens fünf Kameras auf. Im Topspiel sogar sechs. Dazu soll es eine jeweils 30-minütige Vorberichterstattung plus Interviews geben. Zudem werde Sky eine Konferenzschaltung anbieten. Zereike: &bdquo;Auch ein Zusammenschnitt aller Spiele ist vorgesehen, damit man sich innerhalb einer Stunde einen Überblick über alle Partien verschaffen kann."

Wichtig ist für den TBV-Geschäftsführer, dass viele Handball-Inhalte auch über den seit Dezember frei empfangbaren TV-Sender Sky Sports News HD ausgestrahlt werden. Zudem haben sich ARD und ZDF für zwölf Live-Spiele pro Saison die Rechte gesichert – darunter für das DHB-Pokalfinale. Zereike: &bdquo;Auch ARD-Sportschau und ZDF-Sportreportage sowie die dritten Programme werden verstärkt über Handball berichten." Zudem soll es in den Morgen- und Mittagsmagazinen der Öffentlich-Rechtlichen Beiträge geben.

Die Vereine werden in den kommenden Monaten in speziellen Workshops auf das neue Handball-Fernsehzeitalter vorbereitet. Dabei kommt es ab Sommer auch in der Spielplangestaltung zu einer Zäsur. Künftig wird nur noch an zwei festen Wochentagen gespielt. Vier Matches finden am Donnerstag um 19 Uhr statt, die restlichen fünf Partien am Sonntag. Wobei viermal um 12.30 Uhr und einmal um 15 Uhr angepfiffen wird.

&bdquo;90 Prozent aller Bundesligaspiele müssen an diesen Terminen stattfinden. Das hat die HBL sicherzustellen", bezeichnet Jörg Zereike den neuen Modus &bdquo;als Herausforderung und Chance" zugleich. &bdquo;Es ist schade, dass mit dem Wegfall der Samstagspiele ein Stück Fankultur verloren geht. Sonntagmittag ist eine gewöhnungsbedürftige Anwurfzeit.

Andererseits ist es wichtig, dass die Zuschauer endlich einen verlässlichen Spielplan an die Hand bekommen", sieht Zereike das neue Konstrukt differenziert. In jedem Fall werde sich der TBV intensiv Gedanken machen, wie er künftig das Rahmenprogramm gestaltet.

Kommentar: TBV live oder Sonntagsbraten? von Jörg Hagemann Handball und Fernsehen, das ist mittlerweile eine ganz besondere Liaison. Von der WM in Frankreich flimmerten im Land des amtierenden Europameisters keine Live-Bilder über die Fernsehschirme. Und ab Sommer wird auch die vermeintlich stärkste Liga der Welt – bis auf wenige Ausnahmen – nur noch verschlüsselt zu empfangen sein.

Für den TBV Lemgo und die anderen 17 Erstligisten, die ihre Etats zu 70 Prozent aus Sponsoringerlösen erwirtschaften, ist das eine schwierige Situation. Zumal der künftige Rechte-Inhaber Sky mit dem im November abgeschlossenen Sechs-Jahres-Vertrag klare Vorstellungen verbindet. Dass am Sonntagsmittag um 12.30 Uhr gespielt werden muss, birgt ein nicht zu unterschätzendes Risiko.

Werden die Fans auf ihren Sonntagsbraten verzichten? Wobei: Auch zur vermeintlichen Primetime am Samstag um 19.30 Uhr gab es zuletzt unübersehbare Lücken in der Lipperlandhalle. Den optimalen Termin gibt es schon lange nicht mehr.

Ein großer Vorteil des neuen TV-Vertrages verspricht die längst überfällige Harmonisierung des Spielplans zu werden. Charmant ist auch das Dreiecksverhältnis mit ARD und ZDF, wodurch sich die Reichweite steigern lässt. Chance und Risiko halten sich beim neuen TV-Konstrukt die Waage. Doch für den TBV Lemgo heißt es ohnehin zunächst einmal, den Klassenerhalt sicher zu stellen.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus