Vom glühenden Fan zum Geschäftsführer eines lippischen Handball-Projekts

Augustdorf . Mit einem Spiel beim VfL Gummersbach II setzt Drittligist Team HandbALL am Mittwoch (20 Uhr) die Saison fort. Stichwort Team HandbALL: Im April 2018 ist das Vorhaben, eine Kooperation zwischen der HSG Augustdorf/Hövelhof und dem TBV Lemgo Lippe zu bilden, an den Start gegangen. Als Geschäftsführer mittendrin: der Augustdorfer Andreas Blüsse. Wie beurteilt der 42-Jährige dieses Projekt?

In diesem Jahr hätte die HSG Augustdorf/Hövelhof ihr 30-Jähriges gefeiert. Sie spielte unter anderem bis 2007 fünf Jahre lang in der 2. Liga – blicken Sie mit Wehmut zurück?

Andreas Blüsse : Es war eine schöne Zeit, das mitzuerleben. Es erfüllt einen auch mit Stolz, was damals geschaffen wurde, wenn ich nur an den Hallenbau denke. Da ist viel durch Friedhelm Brune und seine Mitstreiter entstanden. Das ist auch ein guter Grundstein für das Projekt THL.

Sie sind dann im Jahr 2007 in die Geschäftsführung der damaligen HSG eingestiegen, das war eine schwierige Zeit.

Andreas Blüsse : Durch das Sponsoring meines Vaters bin ich zum Handball gekommen, bin auch auswärts mitgefahren. Als glühender Fan bin ich quasi in diese Rolle gekommen. Das erste Jahr nach der Insolvenz und dem Abstieg in die Regionalliga war Harakiri. Wir hätten gerne in der Oberliga gespielt, der Verband entschied anders. Das hat uns noch Jahre danach geprägt und finanziell gefordert.

Seit fast sechs Jahren existiert nun das Team HandbALL...

Andreas Blüsse : ...es war ja ein Hin und Her, wir hatten uns gegenseitig Spieler weggeschnappt. Natürlich war das, wie im Sport üblich, von Emotionen geprägt. Wir haben es moderiert und gemanagt, schließlich mussten wir mehr von Identität und Identifikation aufgeben als die Lemgoer.

Es war also der richtige Schritt, um weiter hochklassigen Handball in Augustdorf anbieten zu können?

Andreas Blüsse : Genau. Ich sage immer: kein Breitensport ohne Spitzensport, aber auch kein Spitzensport ohne Breitensport. Man sieht es ja bei den Spielen in der Wineo-Arena, wenn viele Kinder inzwischen das THL-Trikot tragen.

Eine Konkurrenz zu der SG Sandhasen Augustdorf/Hövelhof gibt es in Augustdorf nicht?

Andreas Blüsse : Nein, wir ergänzen uns. Die Sandhasen betreiben gute Jugendarbeit.

Blicken wir sportlich zurück. Wie fällt da Ihre Bilanz aus?

Andreas Blüsse : Die Coronapandemie hat es uns schwerer gemacht, wenn ich an den vermehrten Abstieg denke. Im vergangenen Jahr ist es auf die Spitze getrieben worden.

Sie sprechen die Abstiegsrelegation an. Diese lockte viele Zuschauer in die Halle, war sie also nicht auch Werbung?

Andreas Blüsse : Ja, aber mit zwei Kreuzbandrissen haben wir sie teuer bezahlt. Die Jungs waren fix und fertig, das war eine extreme Belastung.

Es bleibt dabei: THL ist ein Ausbildungsbetrieb?

Andreas Blüsse : Das Konzept sieht vor, dass wir mit drei, vier gestandenen Spielern den jungen Talenten die Gelegenheit geben, sich in einem hochprofessionellen Umfeld zu entwickeln. Aktuell spielen etwa 16 Akteure in der 1. und 2. Bundesliga, die von uns oder kurz davor von HL Lemgo ausgebildet wurden.

Das Ziel ist der Klassenerhalt. Das zu erreichen, wird durch die Verletzung von Thomas Houtepen nicht einfacher. Kann THL personell nachlegen?

Andreas Blüsse : Da müssen wir gucken.

Alles in allem: Wie beurteilen Sie das Projekt THL?

Andreas Blüsse : Die jungen Spieler erfahren hier eine Riesenwertschätzung. THL hat mittlerweile seine eigene Identität entwickelt, das ist ein Pfund für uns, aber auch für Talente von außen. Außerdem ist die Zusammenarbeit so vertrauensvoll, es haben sich Freundschaften entwickelt. Das Ganze ist nur im Team zu bewältigen, sei es in der Arbeit mit meinem Geschäftsführer-Kollegen Andreas Sukop, sei es bei den Helfern hinter den Kulissen. Wir bewegen uns auf Augenhöhe.

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