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Dauereinsatz in den Hochwassergebieten

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In der Nacht zu Samstag wurde für die Gemeinde Winsen/Aller und die Stadt Celle wegen vermutet steigender Pegelstände vor möglichen Ausfällen der Energieversorgung und des Mobilfunks gewarnt. - © Michael Matthey/dpa
In der Nacht zu Samstag wurde für die Gemeinde Winsen/Aller und die Stadt Celle wegen vermutet steigender Pegelstände vor möglichen Ausfällen der Energieversorgung und des Mobilfunks gewarnt. (© Michael Matthey/dpa)

In den Hochwassergebieten in Deutschland bleibt die Lage weiter angespannt. Betroffen sind vor allem Teile Niedersachsens, der Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen und Gebiete in Nordrhein-Westfalen. Am Samstag zeichnete sich allerdings in Niedersachsen mancherorts eine leichte Entspannung ab.

Unterdessen plant Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einem «Bild»-Bericht zufolge einen Besuch in den Flutgebieten, um Helfern zu danken und Solidarität zu zeigen. Behörden beklagten, dass auch immer mehr Schaulustige zum Hochwasser reisten.

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Nach Informationen der «Bild» will Scholz den Betroffenen zeigen, dass die Regierung sie in dieser schweren Lage nicht alleine lasse, hieß es auf dem Portal von «Bild». Der genaue Zeitpunkt und Ort des Besuchs seien noch geheim. «Im Kanzleramt bereiten sie aber einen sehr baldigen Helikopterflug in die Flutgebiete vor», hieß es in dem Artikel. Dazu gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.

Verkehrsschilder und eine Straßenlaterne am überfluteten Weserufer in Minden. - © Friso Gentsch/dpa
Verkehrsschilder und eine Straßenlaterne am überfluteten Weserufer in Minden. (© Friso Gentsch/dpa)

Die meisten Einsätze gab es am Samstag in Niedersachsen, wo in weiten Teilen des Landes Hochwasserwarnungen galten. Nach Tagen im Dauereinsatz konnten Helfer an einigen Orten etwas durchatmen. Etwa der Landkreis Celle sowie die Stadt Meppen sprachen von leicht sinkenden Pegelständen. Weiterhin sei aber die höchste Meldestufe an den Pegeln überschritten, so dass unverändert größere Überschwemmungen drohten, hieß es vom Landkreis Celle.

Sandsäcke und Bigbacks liegen bereit, um mit einem Hubschrauber an die Hunte (Oldenburg/Niederschsen) gebracht zu werden. - © Jörn Hüneke/xoyo/dpa
Sandsäcke und Bigbacks liegen bereit, um mit einem Hubschrauber an die Hunte (Oldenburg/Niederschsen) gebracht zu werden. (© Jörn Hüneke/xoyo/dpa)

In der Stadt Oldenburg wird eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt mit. Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Die Bundespolizei unterstützt dort die Deichsicherung.

Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen entspannte sich die kritische Hochwasserlage inzwischen leicht. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen. In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten.

Menschen versuchen in evakuierte Häuser zurückzukehren

Sandsäcke ligen am Fluss Burlage-Langholter Tief, einem Nebenfluss der Leda. Dort hat sich die Lage momentan etwas entspannt. - © Lars Penning/dpa
Sandsäcke ligen am Fluss Burlage-Langholter Tief, einem Nebenfluss der Leda. Dort hat sich die Lage momentan etwas entspannt. (© Lars Penning/dpa)

In der Gemeinde Winsen/Aller seien evakuierte Bewohner mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis Celle weiter mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. Auch in der Gemeinde Lilienthal in der Nähe von Bremen dauern die Evakuierungen an. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet, sagte eine Gemeindesprecherin. Wann sie zurück könnten, sei noch nicht absehbar.

In Minden (Nordrhein-Westfalen) ist die Weser über die Ufer getreten, - © Friso Gentsch/dpa
In Minden (Nordrhein-Westfalen) ist die Weser über die Ufer getreten, (© Friso Gentsch/dpa)

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte dem «Spiegel», die Polizei habe wegen vieler Schaulustiger ihre Kontrollen in den Sperrgebieten verstärkt. «Tatsächlich gibt es sogar Sichtungen von Kite-Surfern, die in Hochwasser-Gebieten unterwegs sind.» Das sei lebensgefährlich. «Ich kann vor so einem lebensgefährlichen Unsinn nur warnen.»

Ehrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. - © Philipp Schulze/dpa
Ehrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. (© Philipp Schulze/dpa)

Zahlreiche Pegelstände sind weiterhin über der höchsten Meldestufe, wie es in einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hieß. Der am Freitag im Harz gefallene Regen sorge dafür, dass die Wasserstände in den Oberläufen der Leine und Oker sowie in deren Zuflüssen wieder anstiegen. Mehrere Pegelstände hätten jedoch bereits ihren Scheitel erreicht und würden wieder sinken.

Steigende Wasserstände in Sachsen-Anhalt

Blick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. - © -/dpa
Blick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. (© -/dpa)

In Sachsen-Anhalt stiegen die Wasserstände in einigen Flüssen durch Regen wieder an. Die schauerartigen Niederschläge seien stärker ausgefallen als zunächst prognostiziert, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) mit. Weil die Böden bereits gesättigt seien, habe dies in einigen Bereichen zu ansteigenden Wasserständen geführt.

Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. - © Focke Strangmann/dpa
Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. (© Focke Strangmann/dpa)

Im Süden Sachsen-Anhalts blieb die Lage an der Helme weiter angespannt. Regenfälle führten zu einem weiteren Anstieg der Talsperre Kelbra an der Grenze zu Thüringen, so dass der Abfluss daraus erhöht wurde. Der Wasserstand im Fluss Helme steigt dadurch an. Die Lage werde immer kritischer, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Koh.

In einer Ortschaft im thüringischen Kyffhäuserkreis stellten Helfer am Samstag mit Entsetzen fest, dass Unbekannte auf einer Länge von 40 Metern Sandsäcke aus den Schutzwällen entlang der Helme gestohlen haben. Auf 20 Metern sei der Schutzwall bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth vollständig abgetragen worden, so das Landratsamt. Das Landratsamt will Strafanzeige stellen.

In NRW sinkende Pegelstände

In den Hochwasserregionen Nordrhein-Westfalens können die Menschen ein wenig durchatmen. «Insgesamt ist der Trend bei den Pegelständen rückläufig», sagte ein Sprecher des Umweltministeriums NRW. Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten.

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