Es sind keine leichten Zeiten für den Modehandel. Ob Görtz oder Galeria: An Hiobsbotschaften mangelt es nicht. Gerade erst hat sich auch noch die Düsseldorfer Modekette Peek & Cloppenburg unter ein Schutzschirmverfahren gerettet. Und selbst wer nicht so stark strauchelt, dass eine Insolvenz droht, schließt derzeit eher Filialen: In den vergangenen Monaten gingen in verschiedenen Läden von H&M und Primark die Lichter aus. Dass die Krise im Modehandel an Zalando nicht spurlos vorbeigehen wird, war abzusehen. Nach dem Online-Boom der vergangenen Jahre meldet Europas größter Online-Modehändler nun einen Einbruch beim Gewinn und legt sich ein Sparprogramm auf, das den Abbau mehrerer hundert Stellen vorsieht. Die Krise erfasst also nicht nur die klassischen Warenhäuser, deren Abgesang schon seit Jahren beschworen wird. Dennoch steht das Berliner Unternehmen vergleichsweise gut da: Zalandos Ware gibt es im Internet, die Probleme der Einzelhändler und die abnehmende Lust auf die Shoppingtour im klassischen Kaufhaus treffen den Onlinehändler nicht. Mit der stationären Konkurrenz eint Zalando nur eine Sorge: Die Verbraucherstimmung ist weiterhin getrübt. Wer sich derzeit Sorgen um Lebensmittel und Energiepreise macht, klickt sich eben nicht durch die neuste Modekollektion. Doch es ist abzusehen, dass sich die Stimmung auch wieder hebt. Bereits in den vergangenen Monaten sind die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder kauffreudiger geworden. Der Einbruch beim Gewinn ist für das Dax-Unternehmen deshalb zwar schmerzhaft, aber nicht existenzbedrohend. Setzt Zalando jetzt noch auf kluge Online-Strategien und sich gleichzeitig von der Billig-Konkurrenz wie Shein ab, hat der Konzern gute Chancen, seine Durstrecke hinter sich zu lassen. Eine Aussicht, die nicht alle Modehändler mit ihm teilen.