Das grenzt fast an Realsatire: Regionen wie OWL, die den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, werden dafür besonders zur Kasse gebeten. Weil der Ausbau der Stromnetze Geld kostet. Und weil das auf die Verbraucher umgelegt wird. Zahlen zeigen: Das führt nicht nur zu Unwuchten zwischen dem Norden und Süden Deutschlands, sondern auch innerhalb von NRW. So viel zum Thema: Der ländliche Raum soll gestärkt werden.
Es erübrigt sich im Grunde jede Diskussion, ob das gerechtfertigt ist. Nein, es ist nicht vermittelbar, dass Regionen, die den grünen Strom produzieren, dafür mehr zahlen als die, die ihn verbrauchen. So wird das auf Dauer nichts mit der Akzeptanz für Windräder und große Fotovoltaik-Anlagen auf Feldern. Dass in Teilen von OWL der Strompreis dennoch günstig ist, liegt an den Angeboten lokaler Stromanbieter. Das höhere Netzentgelt belastet aber auch sie – ebenso die heimische Industrie, die das klar als Wettbewerbsnachteil wertet.
Aktuell ist offen, ob diese Schieflage behoben wird. Zwar will die zuständige Bundesnetzagentur ab 2025 für eine fairere Verteilung der Netzentgelte sorgen. Ob aber NRW und somit OWL entlastet werden, ist nicht abzusehen. Doch die Region sollte sich dabei nicht unter Wert verkaufen. Es geht hier nicht um eine nebensächliche Provinz-Diskussion. Die Ungerechtigkeit beim Netzentgelt und Strompreis steht ein Stück weit exemplarisch für das Verhältnis von Stadt und Land. In NRW ballt sich die Macht und somit auch das Geld vor allem im Rheinland mit ihren Metropolen Köln und Düsseldorf.
Dort und in Berlin werden jetzt die immens folgenreichen Entscheidungen gefällt, wie sich die Energiewende in den nächsten Jahren konkret vor Ort gestalten wird. Grüne Energie wird den Kern dieser Transformation bilden. Der ländliche Raum – und das betrifft in NRW das gesamte Gebiet Westfalens – wäre gut beraten, in dieser entscheidenden Phase einen Schulterschluss zu üben, um die berechtigten Interessen gemeinsam zu adressieren. Früher wurde Kohlestrom aus dem Ruhrgebiet von West nach Ost transportiert. Heute wird grüne Energie aus Westfalen in die Rhein-Ruhrschiene geschickt – und vielleicht bald darüber hinaus. Das darf (Ost)-Westfalen durchaus selbstbewusst verkaufen.