Stehende Windräder: Überschüssige Energie kostet Bürger in OWL Millionen Euro

Bielefeld. Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft geht in OWL zügig voran. Die Region hat mit ihren 1.000 Windrädern großen Anteil daran, dass NRW beim Genehmigen der Anlagen inzwischen bundesweiter Spitzenreiter ist. Doch weil Netze und Speicher fehlen, können große Mengen der Energie gar nicht genutzt werden – sie verpuffen. Bezahlt werden muss dieser Strom dennoch.

Der Netzbetreiber Westfalen Weser deckt weite Teile von OWL und den Süden Niedersachsens ab. &bdquo;Im Jahr 2024 wurden in unserem Versorgungsgebiet insgesamt 158 Gigawattstunden Energie abgeregelt“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Das entspreche rund 45.000 Haushalten, also 91.000 Einwohnern bei einem durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden. &bdquo;Das ist in etwa vergleichbar mit der Größe der Stadt Minden.“

Sichtbar wird ein Energieüberschuss zum Beispiel, wenn es windig ist, Windräder sich aber nicht drehen, weil sie abgeregelt werden. Die Netze müssten jetzt dringend ausgebaut und digitalisiert werden, fordert Westfalen Weser. Doch der Trend hat sich zuletzt noch verschärft. Im Jahr 2023 ist in OWL aufgrund fehlender Netze und Speicher noch Energie verlorengegangen, mit der eine Stadt wie Herford mit 65.000 Einwohnern hätte versorgt werden können – also weitaus weniger als in 2024.

NRW-Ministerin Neubaur über OWL: &bdquo;Es geht Energie verloren“ Für die Ausfälle erhalten Windrad-Betreiber eine Vergütung. Die Kosten werden über die Netzentgelte auf die Verbraucher umgelegt. In 2023 zahlten die Bürger in OWL dafür elf Millionen Euro.

Auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur räumt im Gespräch mit dieser Redaktion ein, dass im Paderborner Land Energie &bdquo;verlorengeht“. Es sei jetzt &bdquo;entscheidend“, sich beim Ausbau der Netze mit der gleichen Ambition reinzuhängen wie beim Genehmigen von Anlagen. Das Land befinde sich im Austausch mit dem Netzbetreiber Tennet. &bdquo;Die ehrliche Antwort lautet: Ich kann nicht versprechen, dass es dafür übermorgen eine Lösung geben wird.“ Die Grünen-Politikerin erwartet, dass der Energiebedarf in OWL &bdquo;deutlich steigen“ wird, weil auch dort KI-Rechenzentren für Unternehmen entstehen werden. &bdquo;Es wäre voreilig, den Strom aus OWL dafür vorzusehen, ihn ins Rheinische Revier zu leiten.“

Verschiedene Speicherlösungen als Alternative? Der Vorsitzende des Regionalrats Detmold, Heinz-Günter Koßmann (CDU), bezeichnet die Abschaltungen als &bdquo;sehr bedauerlich“. Er fordert, Biogas-, Wasserstoff- und Wärmespeicher sowie Pumpspeicherkraftwerke verstärkt in den Fokus zu rücken. Diese verschiedenen Speicherlösungen gelte es sinnvoll miteinander zu vernetzen und effizient zu betreiben. Besonders Pumpspeicherkraftwerke könnten einen &bdquo;entscheidenden Beitrag“ zur Transformation der Energieversorgung leisten, glaubt Koßmann.

Das Unternehmen Westfalen Weser will in den nächsten zehn Jahren 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau und die Digitalisierung der Netze investieren. In Würgassen im Kreis Höxter sei ein Speicherpark geplant, der mit einer Bruttokapazität von zunächst 280 Megawattstunden zu den größten Batteriespeichern in Deutschland gehöre. Mit der in OWL abgeriegelten Energiemenge von 158 Gigawattstunden im Jahr 2024 hätte man diesen Batteriespeicher rund 560 Mal laden und die gespeicherte Energie für den Verbrauch nutzbar machen können, heißt es vom Unternehmen.

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