Die im Dezember von Bund und Ländern beschlossene Schnellabschuss-Regelung für Wölfe hat bislang zu keinerlei Entnahmen von problematischen Tieren geführt. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums (BMUV) auf eine schriftliche Frage der umweltpolitischen Sprecherin der Unionsfraktion, Anja Weisgerber (CSU), hervor. Das Schreiben liegt dieser Redaktion vor. „Nach Kenntnis des BMUV wurde aktuell noch kein Wolf auf dieser Grundlage entnommen“, teilte der parlamentarische Staatssekretär Jan-Niclas Gesenhues (Grüne) mit. „Eine auf Basis dieser Regelung erstellte Entnahmegenehmigung in Niedersachsen ist aktuell Gegenstand eines Verfahrens beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg.“ Die Umweltministerkonferenz hatte im Dezember den Weg für Schnellabschüsse von Wölfen, die Weidetiere gerissen haben, freigemacht. In Regionen mit vielen Rissen kann demzufolge ein Wolf entnommen werden, wenn das Tier Herdenschutz überwunden und ein Weidetier gerissen hat. Das soll innerhalb eines Zeitraums von 21 Tagen gelten. Ein DNA-Test zur Identifizierung ist nicht mehr nötig. Das Bundesumweltministerium hält die Regelung vereinbar mit dem Bundesnaturschutzgesetz. Auch die EU-Kommission habe ausdrücklich bestätigt, dass diese mit der europäischen Richtlinie vereinbar sei, sagte Gesenhues. Der Vollzug sei Aufgabe der Länder. CSU-Politikern setzt sich für gezielte Bejagung ein Die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Anja Weisgerber (CSU), forderte ein Ende des „Scharadespiels von Umweltministerin Steffi Lemke“. Die Neuregelung sei ein „reines Placebo“, sagte die Abgeordnete dieser Redaktion und forderte weiter die Herabsetzung des Wolf-Schutzstatus. Es liege ein konkreter Vorschlag der EU-Kommission auf dem Tisch, um den Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention – ein internationales Abkommen zur Erhaltung wild lebender Tiere – herabzustufen. „Das wäre eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Wolfsbestände in Deutschland und Europa durch gezielte Bejagung kontrolliert klein gehalten werden können – und zwar unabhängig von einem konkreten Schadensfall“, fügte die CSU-Politikerin hinzu. „Wir erwarten von Steffi Lemke, dass sie dem Vorschlag der EU-Kommission unverzüglich zustimmt und bei den anderen EU-Mitgliedstaaten für den Vorschlag wirbt.“ Naturschützer warnen davor und wollen am Schutz des Wolfs festhalten. Denn auch vor der Einführung des Schnellabschusses konnten sogenannte Problemwölfe unter der Einhaltung von strenge Regeln entnommen werden. Wölfe auch in OWL nachgewiesen Seit Jahren drängen Landwirte bereits auf einen besseren Schutz ihrer Weidetiere und auf die Reduzierung der Wolfspopulation in Deutschland. Anfang April gaben Espelkamper Schafzüchter bekannt, dass sie darüber nachdenken würden, die Schafzüchtung aufzugeben. Denn: Mehrere Schafe ihrer Herden wurden gerissen – mutmaßlich von einem Wolf. Ähnliche Vorfälle gab es bereits im vergangenen Jahr in Minden-Lübbecke. Sicher ist zudem, dass der Wolf auch im Bünder Land unterwegs ist. Hier wurde ein Tier bei einer Fahrzeugkollision getötet. Anders im Kreis Höxter und im Kreis Paderborn: Hier scheint der Wolf noch nicht heimisch geworden zu sein. Auch im Kreis Gütersloh wurden bislang lediglich vereinzelte Sichtungen gemeldet, ein dauerhafter Verbleib einzelner Wölfe ist noch nicht bekannt.
