Nach der Explosion einer sogenannten Kugelbombe in der Silvesternacht in Berlin-Tegel mit einem lebensgefährlich verletzten Kind hat die Polizei einen mutmaßlichen Täter identifiziert. Der 17 Jahre alte Jugendliche sei über Hinweise aus der Bevölkerung auf einem eigens eingerichteten Internetportal gefunden worden, teilte die Polizei mit.
Die Wohnung des Verdächtigen sowie eine Wohnung eines Zeugen seien am Dienstagmorgen durchsucht worden. Die Polizei fand «illegale Pyrotechnik in geringer Stückzahl» sowie weitere Beweise. Bislang seien acht Hinweise von Zeugen eingegangen. Ermittelt werde wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.

Staatsanwaltschafts-Sprecher Sebastian Büchner sagte der «B.Z.»: «Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass der 17-Jährige für die Explosion verantwortlich sein könnte.»
Rohr mit Kugelbombe fiel nach Zündung um
Der Jugendliche soll versucht haben, die Kugelbombe in der Silvesternacht gegen 0.30 Uhr auf dem Emstaler Platz in Tegel aus einem Kunststoffrohr abzufeuern. Allerdings sei das Rohr nach der Zündung umgefallen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. «Die mutmaßliche Kugelbombe ist dadurch quer über den Platz geschossen worden und verletzte dabei den Siebenjährigen lebensgefährlich.»

Sogenannte Kugelbomben werden normalerweise von Feuerwerkprofis in den Himmel geschossen, wo sie explodieren und große, dreidimensionale Bilder erzeugen. Für privates Feuerwerk sind sie verboten.
Kleiner Junge und Mann mit bleibenden Gesundheitsschäden

Der siebenjährige Junge musste inzwischen mehrmals operiert werden. Ein 41-jähriger Mann erlitt durch die Explosion Bein- und Handverletzungen und wurde ebenfalls mehrfach operiert. «In beiden Fällen sind bleibende gesundheitliche Schäden zu erwarten.»
Laut Polizei wurden sechs weitere Menschen - drei Kinder, eine Jugendliche und zwei Erwachsene - leicht verletzt und in Krankenhäuser gebracht.
Staatsanwaltschaft: Ermittlungen nach Böllerei nicht einfach
Nach den Silvester-Krawallen mit Böllern und Raketen der vergangenen Jahre hatte es immer wieder Kritik gegeben, dass nicht schnell genug Täter ermittelt und verurteilt wurden. Oberstaatsanwalt Jörg Raupach räumte am Montag in der RBB-Abendschau ein, er könne aus Sicht der Bürger den Vorwurf verstehen, dass die Justiz in solchen Fällen nicht immer sehr schnell arbeite.
Raupach betonte aber auch: «Anderseits sind die Ermittlungen in diesen Verfahren nicht so einfach.» Die Beweislagen seien oft sehr schwierig, Täter müssten für Urteile rechtssicher identifiziert werden.