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Handelszölle: Die Welt wird Amerika bestrafen

Matthias Koch

In den vergangenen Tagen lösten US-Präsident Trumps Handelszölle ein Auf und Ab an den Börsen aus. - © picture alliance / SvenSimon
In den vergangenen Tagen lösten US-Präsident Trumps Handelszölle ein Auf und Ab an den Börsen aus. (© picture alliance / SvenSimon)

Donald Trump, sagen seine Fans, spiele „4-Schach“. Das Hin und Her um Zölle? Die Nervosität an den Aktien- und neuerdings auch Bond-Märkten? Alles kein Grund zur Panik, tönt es aus der „Make-America-Great-Again“-Szene. Aus dem, was Geringeren derzeit als Chaos erscheine, werde der Meister am Ende nichts als Gutes erwachsen lassen für die USA.

Auch in Trumps Kabinett dominiert dieser seltsame Wunderglaube. Handelsminister Howard Lutnick spricht allen Ernstes von einem goldenen Zeitalter: „Man spürt es jetzt, es kommt.“ Trumps Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins, noch peinlicher, ergeht sich gegenüber dem Präsidenten im Weißen Haus vor laufenden Kameras in Huldigungen, wie man sie sonst nur gegenüber dem „geliebten Führer“ in Nordkorea hört: „Was Sie in Ihrer Vision geschaffen haben, ist ein Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte. Allein daran teilzuhaben, ist eine große Ehre. Vielen Dank dafür.“

Richtig ist, dass die USA einen Wendepunkt erreicht haben. Von einer historischen Zäsur zu sprechen ist nicht übertrieben. Falsch aber ist die Annahme, daraus werde sich am Ende irgendein Vorteil für die USA ergeben. Das Gegenteil ist wahr: Die Welt wird Amerika bestrafen.

Die maximale Zahl an Gegnern

Die Legenden vom genialen „Dealmaker“ Trump sollte man flugs beiseite legen. Zollstreitigkeiten löst man, gerade wenn es um komplizierte und tatsächlich nicht immer fair geregelte Handelshemmnisse geht, am besten leise und nacheinander. Trump aber hat sich bei einem planbaren Konflikt mit der maximalen Zahl von Gegnern gleichzeitig angelegt. Mit Blick auf die übrigen Regierungschefs der Welt verkündet er öffentlich: „Die küssen mir jetzt alle den Arsch.“ So zu agieren ist nicht nur stilistisch falsch. Es widerspricht allen jahrhundertealten Strategieregeln der Menschheit.

„Ein Fürst soll stets darauf achten, keine Feindschaften mit mehreren Mächten gleichzeitig entstehen zu lassen“, lehrte Niccolo Machiavelli schon im 16. Jahrhundert. Sunzi, der große chinesische Philosoph und Feldherr, drückte es 500 vor Christus noch deutlicher aus: „Wer viele Gegner hat, wird zersplittert.“

China spielt 4-D-Schach

Wenn jetzt jemand tatsächlich 4-D-Schach spielt, ist es China. Umsichtig schiebt sich die Regierung in Peking als Anwalt der Vernunft ins weltweite Bild, spricht gegenüber Europa vom gemeinsamen Ziel einer regelbasierten Ordnung und bittet bereits die Handelsminister von Japan und Südkorea zum Tee. Die EU-Staaten bestellen unterdessen, so weit es geht, Rüstungsgüter in den USA ab und bauen eigene, mehr als je in ihrer Geschichte. Kanada erklärt, nichts werde im Verhältnis zu den USA wieder so sein wie vorher.

Die Welt mit ihren acht Milliarden Menschen kann und wird sich neu sortieren, gegebenenfalls auch vorbei an den 350 Millionen Amerikanern. Allzu viele von ihnen leiden, wie ihr Präsident, an Selbstüberschätzung.

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