Autoren-Duo: Warum Deutschland schon bald die Verhältnisse der USA drohen

Die Demokratie der USA ist eine der ältesten der Neuzeit und Muster für Deutschlands Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg 1945. Nun fürchten viele, dass der 47. Präsident der USA, Donald J. Trump, diese amerikanische Demokratie zerstören könnte. Das befürchten nicht nur Amerikaner, sondern auch zunehmend Europäer, mit Ausnahme vielleicht des Ungarn Viktor Orbán, der Italienerin Georgia Meloni und der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel.

Die Wiederwahl des Immobilienmagnaten und TV-Stars (&bdquo;The Apprentice“) zum Präsidenten der USA hat viele Ursachen. Wesentlich dazu beigetragen haben 82 Prozent der evangelikalen Christen und 56 Prozent der Katholiken, die ihn geradezu als von &bdquo;Gott geschickten Retter“ der weißen, christlichen Herrschaft in den USA wählten. Vor allem, als er zwei Attentate vor der Wahl überlebte. Dass Trump im Grunde keinen Bibelvers auswendig weiß, dass viele seine Verhaltensweisen keineswegs mit den strengen Moralauffassungen seiner Anhänger und deren Kirchen übereinstimmen, stört sie nicht wirklich.

Die amerikanischen Autoren Tom Schaller und Paul Waldmann sind seinem weit größeren Erfolg auf dem Land als in den Städten auf der Spur in ihrem neuen Buch &bdquo;Das ländliche Amerika und wie es die Demokratie in den USA bedroht – Sind die USA von heute das Deutschland von morgen?“

Demokratie funktioniert nicht von allein Um es kurz zu machen: Sie fürchten ja. Und sie öffnen uns die Augen, dass Demokratie weder in den USA noch in Europa quasi ganz von allein funktioniert.

Der Erfolg Trumps bei den Wahlen 2016 und 2024 basiert auf einem über die Jahrhunderte gewachsenen Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung, besonders anfällig sind Menschen auf dem Land für Verschwörungstheorien wie die Theorie, die demokratische Politiker wie Hillary Clinton als Menschen sehen, die in unterirdischen Verliesen, wie der Washingtoner Pizzeria &bdquo;Comet Ping Pong“, Kinder gefangen halten, um deren Blut trinken zu können. So überzeugend wirkte dieser Verschwörungsblödsinn, dass 2016 der Vater zweier Töchter bewaffnet mit einem Gewehr in den Keller der Pizza wollte, nur hat die gar keinen Keller, geschweige denn sind Kinder dort. Gott sei Dank konnte man ihn ohne große Schwierigkeiten festnehmen. Er verbüßt nun eine Gefängnisstrafe von vier Jahren.

Lose Vereinigungen, die uns von der Erstürmung des US-amerikanischen Kongresses vertraut sind, wie Oath Keeper, Three Percenters und andere finden sich viel häufiger im Süden und in der Mitte der USA, vornehmlich auf dem Lande. Sie teilen die Überzeugung, die USA müssten wieder eine christliche Nation werden, so wie sie bei der Gründung durch die Pilgrim Fathers im 18. Jahrhundert begannen.

Ländliche Gebiete überrepräsentiert Eine Theokratie sollte wieder Moral und Anstand alter Prägung und vor allem die &bdquo;weiße, christliche Vorherrschaft“ verankern, ohne Demokratie, wie wir sie in Europa – noch – genießen können, zumindest in weiten Teilen der EU. In einer sorgfältigen, umfassenden Analyse gehen die Autoren den Veränderungen der letzten hundert Jahre nach.

Lebten 1940 noch 53 Prozent der Amerikaner auf dem Land, so sind es im Jahr 2023 nur noch 6. Die seit Verabschiedung in Wahlfragen kaum geänderte Verfassung gibt ländlichen Gebieten und ländlich dominierten Staaten eine eindeutige Überrepräsentanz in Senat und Repräsentantenhaus. Hillary Clinton unterlag 2016 Trump im Electoral College, dem Gremium der Wahlfrauen und -männer, obwohl sie 2,88 Millionen Stimmen in absoluten Zahlen mehr als Trump hatte. So viel, wie die sieben Bundesstaaten Alaska, Montana, Nebraska, North Dakota, South Dakota, West Virginia und Wyoming insgesamt an Wählern haben.

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<div data-app="dpa-addons" data-embed-type="iframe-dyn" data-format="webgrafik" data-src="https://embed.dpa-addons.com/items/webgrafik/aktuell/2024_03_07/uswahlverfahren/cont/index.html?pathSrc=aktuell/2024_03_07/uswahlverfahren/cont&nameCSS=style_1_2.css&versionScript=2.2&customer=redaktionsgemeinschaft-ostwestfaelisch-lippischer-verlage-gmbh-co-kg" data-path="aktuell/2024_03_07/uswahlverfahren/cont"> Konservative Medien, bevorzugt im ländlichen Raum genutzt, Lokalzeitungssterben und die Falschmeldungen im Internet tragen zur Schlagseite bei. Es ist eine Entwicklung, die in Europa auf die Europawahlen auf jeden Fall zutrifft und auch auf manche nationalen Wahlen, wo ländliche Wahlgebiete überrepräsentiert sind.

&bdquo;One man, one vote“, das ist eine Utopie, die umzusetzen immer schon schwer war. Nun aber erst recht schlecht funktioniert. Auch in Europa befördert dies Ungleichgewicht die Rechtspopulisten und bringt sie näher zur Macht.

&bdquo;Das ländliche Amerika und wie es die Demokratie in den USA bedroht – Sind die USA von heute das Deutschland von morgen?“. Tom Schaller und Paul Waldmann, FBV Verlag München, 2025, 368 Seiten, 22 , auch als E-Buch für 18,99

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