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Meinung

Arminia-Lage zur Winterpause: Ohne Verstärkungen gerät das Saisonziel massiv in Gefahr

Bielefeld. Stefano Russo und die Bielefelder konnten ihr Glück kaum fassen. Mit einer umstrittenen Roten Karte gegen die Hertha hatte der Schiedsrichter den Ostwestfalen völlig unverhofft doch noch die Chance zu einer höchst emotionalen und damit überaus passenden Pointe dieses denkwürdigen Arminia-Jahres gegeben.

Lange genug war Russos Ball in Richtung langes Eck unterwegs, damit alle, die es mit Arminia halten, sich von ihrem Schalensitz, dem Sofa oder dem Barhocker erheben, Augen und Mund aufreißen und sich in Position bringen konnten für den ultimativen Jahresabschluss-Jubelsprung. Wahnsinn! Wie so vieles in diesem verrückten Jahr, an das sowohl die Protagonisten als auch ihre Anhänger über den Jahreswechsel und die (kurze) fußballfreie Zeit gewiss mehr als einmal zurückdenken werden.

Ob daheim unterm Bäumchen, am Strand oder auf der Skipiste – überall werden Arminen lächelnd auf 2025, auf die irrwitzige Pokalreise und den Aufstieg blicken und dankbar sein für ein Fußball-Jahr, das sie so vielleicht nie wieder erleben werden.

Arminia darf nicht allein auf Roberts Uldrikis setzen

Doch bei aller Euphorie nach dem hollywoodreifen Russo-Rausschmeißer: Diese Zweitliga-Saison ist kein Feelgood-Film. Wie schwierig der Weg zum Klassenerhalt werden wird, haben insbesondere die vergangenen fünf Partien allen Arminen aufgezeigt. Entweder hat es eines Elfmeters (gegen Münster) oder einer Überzahl (gegen Berlin) bedurft, damit Bielefeld überhaupt noch mal ins Tor trifft.

Hinten machten die Ostwestfalen einen konstant guten Job. Nach vorne aber ging am Ende fast nichts mehr. Weder gelang es dem Mittelfeld, die Angreifer Gefahr stiftend einzusetzen, noch vermochten die Angreifer mit ihren wenigen sich bietenden Großchancen etwas anzufangen. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf. Allein auf den von einer komplizierten Knieverletzung - Kreuzbandriss inklusive - weitgehend genesenen Roberts Uldrikis zu setzen, wäre viel zu riskant.

Roberts Uldrikis (l.) gilt mit Blick auf Arminias Rückrunde als Hoffnungsträger, Stefano Russo ist unumstrittener Leistungsträger. - © Sarah Jonek
Roberts Uldrikis (l.) gilt mit Blick auf Arminias Rückrunde als Hoffnungsträger, Stefano Russo ist unumstrittener Leistungsträger. (© Sarah Jonek)

Und da obendrein zu erwarten ist, dass Julian Kania den DSC im Winter verlassen wird, muss ein neuer Stürmer her. Und mit ihm bestenfalls auch noch ein kreativer Spieler für die Position dahinter. Marvin Mehlem und Marius Wörl haben diese ihnen zugedachte Rolle bisher zu selten ausgefüllt. Sie müssen sich steigern.

Arminia in allen 17 Spielen konkurrenzfähig

Auf den ersten Blick sehen die 19 Punkte ganz gut aus. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass mehr als die Hälfte der Zähler an den ersten fünf Spieltagen gesammelt wurde.

Positiv ist: Kniats Kader war in sämtlichen 17 Hinrundenpartien konkurrenzfähig, Arminia wurde nie hergespielt, keine der acht Niederlagen fiel mit mehr als zwei Treffern Differenz aus.

Negativ ist: Kein anderer Zweitligist hat zwischen dem sechsten und 17. Spieltag weniger Punkte gesammelt als der DSC (9). Das muss Arminia eine Warnung sein. Der Vorsprung auf Relegationsrang 16 ist auf hauchzarte zwei Zähler zusammengeschmolzen.

Spätestens die Ergebnisse des Wochenendes haben auch dem Letzten in aller Deutlichkeit vor Augen geführt: Arminia befindet sich mittendrin im Abstiegskampf. Aus den Mängeln müssen nun die richtigen Schlüsse gezogen werden. Damit es nach einem Jahr wie im Traum im Mai 2026 kein böses Erwachen gibt. Der erneute Abstieg in die 3. Liga wäre ein Albtraum.

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