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Gefährder in Duisburg festgenommen

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Ein Mann trägt Handschellen. - © Stefan Sauer/dpa/Illustration
Ein Mann trägt Handschellen. (© Stefan Sauer/dpa/Illustration)

Ermittler haben einen bereits als IS-Terroristen verurteilten Gefährder in Duisburg wegen des Verdachts der Verabredung zu einem Mord festgenommen. Die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Der erste Hinweis auf den 29-jährigen Deutschen sei «im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit» erfolgt, sagte Behördensprecher Holger Heming der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit werde geprüft, ob die Beweislage für eine Vorführung beim Haftrichter ausreiche. Es lägen Erkenntnisse vor, dass der Beschuldigte zu einer Person im Ausland «in strafrechtlich relevanter Weise in Kontakt gestanden habe». Der Mann sei 2017 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu fünf Jahren Jugendstrafe wegen Mitgliedschaft in der Terrorgruppe Islamischer Staat verurteilt worden und habe die Haft vollständig verbüßt.

Spezialkräfte hatten ihn am Dienstagabend in seiner Duisburger Wohnung in Gewahrsam genommen. In den Polizeieinsatz war auch die gemeinsame Terrorabwehrzentrale des Bundes und der Länder involviert. Nach Angaben der Polizei Essen hatte es zuvor «Hinweise auf ein mögliches Anschlagsszenario» gegeben.

«Wir haben das sehr ernst genommen», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch dem TV-Sender RTL. «Die internationale Zusammenarbeit funktioniert.»

Sicherheitsbehörden zufolge gibt es Hinweise, nach denen der 29-Jährige mit einem Lastwagen in eine «israelische Veranstaltung» fahren wollte. Nach dpa-Informationen soll sich der Mann darüber informiert haben, wie man mit einem Lastwagen in eine solche Versammlung fährt. Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag habe es aber nicht gegeben. Laut «Spiegel» hätten die Behörden befürchtet, dass der Verdächtige einen Lkw einsetzen könnte, zu dem er leichten Zugang habe. Die Generalstaatsanwaltschaft wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern.

Als martialischer IS-Kämpfer war der 29-Jährige schon vor Jahren in diversen Propagandavideos aufgetaucht. Ob er tatsächlich in Syrien an Kämpfen teilnahm, blieb aber unklar. Der aus Bielefeld stammende Mann wurde dennoch am 6. April 2017 als IS-Terrorist vom Düsseldorfer Oberlandesgericht zu fünf Jahren Jugendhaft verurteilt. Er soll sich 2012 in der Herforder Salafistenszene radikalisiert haben.

Von September 2013 bis Frühjahr 2016 hatte er sich nach Syrien abgesetzt und sich dort bewaffneten IS-Einheiten angeschlossen. Nach seiner Rückkehr war er am Frankfurter Flughafen festgenommen worden.

Er hatte damals umfassend gestanden und eingeräumt, sich mit dem IS voll identifiziert zu haben. Unter dem Kampfnamen «Osama al-Almani» (Osama, der Deutsche) war er im Internet in Videos aufgetaucht, teilweise vermummt, mit Kalaschnikow-Sturmgewehr und Machete.

Auf seinem Facebook-Account hatte er dazu aufgerufen, «Ungläubige mit gut geplanten Märtyreraktionen zu zerbomben» und IS-Sympathisanten in Deutschland aufgefordert, Anschläge zu begehen. Ein Video zeigte ihn, wie er in Syrien die Leiche eines Enthaupteten verspottet, ihr den Puls fühlt («Was fehlt ihm denn?»).

Weil er sich unerlaubt von seiner IS-Einheit entfernt habe, war er von IS-Geheimpolizisten inhaftiert und mit Messerklingen und Stockhieben misshandelt worden. Man habe ihm nahegelegt, sich als Selbstmordattentäter zu melden, führte die Vorsitzende Richterin damals in der Urteilsbegründung aus.

Laut «Spiegel» geht sein damaliger Rechtsanwalt Mutlu Günal von einer Verwechslung aus. Sein Mandant habe sich deradikalisiert und sei dafür ausdrücklich vom NRW-Innenministerium gelobt worden.

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