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Evonik-Chef Kullmann sieht Konzern gegen US-Zölle geschützt

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Gegenüber Handelshemmnissen ist Evonik laut CEO Kullmann gut geschützt, weil 80 Prozent der in den USA verkauften Produkte dort produziert würden. - © Oliver Berg/dpa
Gegenüber Handelshemmnissen ist Evonik laut CEO Kullmann gut geschützt, weil 80 Prozent der in den USA verkauften Produkte dort produziert würden. (© Oliver Berg/dpa)

Evonik-Chef Christian Kullmann sieht den Chemiekonzern gegen US-Zölle geschützt. Rund 80 Prozent der in den USA verkauften Produkte würden auch dort hergestellt, sagte Kullmann bei der Jahrespressekonferenz in Essen. Gegenüber Handelshemmnissen sei man gut geschützt, «weil wir bereits hinter den Schutzzöllen sind und nahe bei unseren Kunden und deshalb dort von solchen Schutzzöllen im Zweifel sogar profitieren würden».

Evonik erwirtschaftet nach Kullmanns Angaben in Nord-, Mittel und Südamerika insgesamt 30 Prozent seines Umsatzes und beschäftigt in dieser Region rund 5.000 Menschen, die meisten davon in den USA. Konzernweit beschäftigte der Konzern Ende 2024 gut 31.900 Menschen, etwa 1.500 weniger als ein Jahr zuvor.

Evonik-Chef: US-Regierung nimmt USA-Interessen «robust» wahr

Die Regierung der USA bezeichnet Kullmann als einen verlässlichen und stabilen Gesprächspartner. Man wisse, dass die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika durch die neue Regierung «recht robust wahrgenommen und ausgedrückt» werden. Für Evonik sei dies betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich aber kein Problem.

Im abgelaufenen Jahr profitierte der Konzern von Sparmaßnahmen und der Ausrichtung auf profitablere Spezialchemie-Geschäfte. Zudem verkaufte sich das Tierfutter-Eiweiß Methionin gut. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 25 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro.

2024 verdiente Evonik 222 Millionen Euro

Unter dem Strich verdienten die Essener 222 Millionen Euro, nachdem im Jahr davor wegen Wertminderungen für Geschäftsteile ein Verlust von 465 Millionen Euro angefallen war. Der Umsatz ging um ein Prozent auf knapp 15,2 Milliarden Euro zurück. Die Dividende soll mit 1,17 Euro je Aktie stabil bleiben. 2025 soll das Ebitda zwischen 2,0 Milliarden und 2,3 Milliarden Euro liegen.

Der auf drei Jahre angelegte Konzernumbau ist im ersten Jahr 2024 nach den Worten von Personalvorstand Thomas Wessel «bereits eine große Strecke vorangekommen». Man sei zuversichtlich, bis Ende 2026 mit 2.000 Stellen weniger auszukommen, davon 1. 500 Stellen in Deutschland.

Die 2.000 Stellen beziehen sich auf das Jahresende 2023, als Evonik rund 33.400 Menschen beschäftigte. Der Abbau soll sozialverträglich erfolgen, also etwa durch natürliche Fluktuation oder vorzeitigen Ruhestand. Verkäufe von Unternehmensteilen werden nicht mitgerechnet.

Evonik will die Konzernstruktur in den kommenden Jahren grundlegend umbauen. Die bisherigen Geschäftsbereiche werden ab April 2025 in zwei neuen Sparten «Custom Solutions» und «Advanced Technologies» aufgehen. Durch den Schritt fällt eine komplette Führungsebene im Konzern weg. Das Unternehmen soll insgesamt schneller, schlanker und profitabler werden.

Größter Anteilseigner des Chemiekonzerns ist mit knapp 47 Prozent die RAG-Stiftung. Sie ist zuständig für die Finanzierung der Folgekosten aus dem 2018 eingestellten deutschen Steinkohlenbergbau, den «Ewigkeitsaufgaben».

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