Ein Cyberangriff auf ein System zur Passagierabfertigung an europäischen Flughäfen ist für Reisende in Nordrhein-Westfalen zunächst ohne spürbare Auswirkungen geblieben. Der Flughafen Münster/Osnabrück war allerdings betroffen und musste schnell reagieren. Es sei aber gelungen, die eigenen Systeme von dem betroffenen Dienstleister abzukoppeln, sagte eine Sprecherin. «Fluggäste haben davon überhaupt nichts mitbekommen», betonte sie.
Die anderen NRW-Airports in Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Weeze und Paderborn/Lippstadt waren nach Angaben von Sprechern nicht von dem Cyberangriff betroffen.
Am Berliner Hauptstadtflughafen BER und an weiteren europäischen Flughäfen kam es durch den Angriff hingegen zu Verspätungen. Passagiere müssen dort seit dem Morgen mit längeren Wartezeiten beim Check-in und Boarding und mit Verspätungen rechnen.
Münster konnte sich vom betroffenen System abkoppeln

In Münster fiel am Freitagabend ab etwa 22.00 Uhr auf, dass das System des Dienstleisters lahmgelegt war. «Wir konnten sehr schnell reagieren. Unsere IT hat unsere Server von dem betroffenen System getrennt», sagte die Sprecherin. «Im Moment läuft unser Check-in autark über unsere eigenen Server.»
Starts und Landungen verliefen nach Plan. Zwei Verspätungen an dem Regionalflughafen hätten andere Gründe gehabt.
Dienstleister bestätigt «cyberbedingte Störung»
Laut den Flughäfen BER und London Heathrow ist die Firma Collins Aerospace betroffen, das Unternehmen bestätigte der Deutschen Presse-Agentur «eine cyberbedingte Störung» an einigen Flughäfen. «Wir arbeiten aktiv daran, das Problem zu beheben und die volle Funktionalität für unsere Kunden schnellstmöglich wiederherzustellen. Die Auswirkungen beschränken sich auf den elektronischen Check-in und die Gepäckabgabe und können durch manuelle Check-in-Vorgänge abgemildert werden», schrieb Collins Aerospace.
Papierlisten zum Abhaken
Ein Sprecher des Hauptstadt-Airports sagte: «Derzeit versuchen wir, mit Papierlisten und Bleistift zum Abhaken zu arbeiten und bemühen uns um eine schnelle Behebung. Daher dauert es alles länger.» Wie lange die Einschränkung andauere, könne er nicht sagen. Ein Krisenstab sei eingerichtet worden. Der Online-Check-in funktioniere aber.
Der Flughafen Brüssel teilte mit, es sei mit erheblichen Auswirkungen auf den Flugbetrieb zu rechnen - es wurden bislang zehn Flüge gestrichen und 17 weitere hatten mehr als eine Stunde Verspätung. Die Schlangen an den Check-in-Schaltern seien länger als üblich.
Auch der Flughafen London Heathrow erklärte, es könne zu Verspätungen kommen, sprach aber von technischen Problemen, die zu Verspätungen für abfliegende Passagiere führen können.
Ob und welche weiteren Flughäfen betroffen sind, ist unklar. Bislang meldeten andere europäische Flughäfen keine Probleme.