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Studie: Je nach Wohnort variiert Fachkraftquote in NRW-Kitas

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Laut einer Studie gibt es innerhalb von NRW bei der Kita-Fachkräftequote große Unterschiede. (Symbolbild) - © Maximilian von Klenze/dpa
Laut einer Studie gibt es innerhalb von NRW bei der Kita-Fachkräftequote große Unterschiede. (Symbolbild) (© Maximilian von Klenze/dpa)

Bei der Fachkraftquote in Kindertagesstätten - und damit einem wesentlichen Faktor für Kita-Qualität - gibt es einer Studie zufolge innerhalb von Nordrhein-Westfalen erhebliche Unterschiede je nach Wohnort. Das geht aus dem «Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme» der Bertelsmann Stiftung hervor.

Weil Fachpersonal fehlt, der Platzbedarf weiter steigt und viele Kommunen unter Kostendruck stehen, wurden viele Kitas auch für andere Berufsgruppen geöffnet, wie es in der Analyse heißt. Das sei nicht nur in NRW so und bedeute eine Tendenz zur «De-Professionalisierung» und «strukturellen Absenkung des Qualifikationsniveaus». Kritik kam von Gewerkschaften und Sozialverbänden.

Wer gilt als Fachkraft mit formaler pädagogischer Qualifikation?

Nach der Untersuchung sind in NRW durchschnittlich 74,1 Prozent aller pädagogisch Tätigen pro Kita einschlägig ausgebildete pädagogische Fachkräfte - bezogen auf den Stichtag 1. März 2024.

Einen einschlägigen Hochschul- oder Fachschulabschluss und damit die formale pädagogische Qualifikation haben laut Stiftung Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter, Erzieherinnen, Erziehungswissenschaftler, Heilpädagogen, Heilerzieher und Kindheitspädagogen. Hingegen werden Sozialassistentinnen oder Kinderpfleger mit lediglich zweijähriger Ausbildung nicht dazugezählt.

Richte man den Blick speziell auf eine hohe Quote von rechnerisch mindestens 82,5 Prozent solcher Fachkräfte pro Kita, so zeige sich, dass weniger als ein Drittel (29,0 Prozent) der Kindertagesstätten in NRW diesen guten Wert erreichten.

Örtliche Unterschiede fallen stark aus

Unter den Kreisen und kreisfreie Städten differiert es enorm, wie viele Kitas auf die hohe Fachkraftquote «82,5 Prozent plus» kommen. Besonders wenige Einrichtungen erreichen das in Mönchengladbach, nämlich nur in 9 Prozent der Kitas in der Stadt. In der größten NRW-Stadt Köln fällt der Anteil mit 13,1 Prozent ebenfalls gering aus. Ähnlich ist es in der Landeshauptstadt Düsseldorf, wo nur 14 Prozent der Kitas auf diese Fachkraftquote kommen.

In Dortmund als drittgrößter Stadt sind es etwa ein Drittel der Kitas (32,3 Prozent). Vergleichsweise gut mit einem Anteil von über 40 Prozent stehen Mülheim an der Ruhr oder auch die Kreise Kleve, Herford, Lippe, Olpe, Siegen-Wittgenstein oder auch der Märkische Kreis da. Am besten sieht es aus im Kreis Höxter, wo 62,0 Prozent aller Kitas diese hohe Fachkraftquote erreichen.

Kritik an ungleichen Bedingungen in frühkindlicher Bildung

«Bildung ist ein Grundrecht und darf nicht zu einem Standortfaktor verkommen», mahnte die Bildungsgewerkschaft GEW. «Bildung braucht Professionalität in der Fläche.» Mindeststandards dürften kein Luxus sein. «Frühkindliche Bildung ist ein Schlüssel für mehr Chancengleichheit - aber nur, wenn genügend Fachkräfte mit genügend Zeit für die Kinder da sind», betonte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW. Die Landesregierung müsse Qualität flächendeckend ausbauen, statt Standards zu senken. «Wer an Fachkräften spart, spart an der Zukunft unserer Kinder.»

Die Gewerkschaft Verdi nannte es «einen fatalen Trend», dass viele Kommunen auch in NRW aus schierer Finanznot immer weniger ausgebildete Fachkräfte beschäftigten. Die Kassenlage der Kommunen bestimme damit faktisch über den Einsatz qualifizierter Fachkräfte. Verdi forderte «eine auskömmliche und nachhaltige Finanzierung durch Bund und Länder ebenso wie eine Ausbildungsoffensive für Fachkräfte und die Einrichtung eines Fonds zum Ausbau von Kinder- und Jugendeinrichtungen.»

Der Paritätische NRW meinte: «Es muss der Eindruck entstehen, dass die Kommunen nicht wollen, obwohl sie könnten. Hamm, Bielefeld oder Oberhausen beweisen, dass mehr möglich ist – doch die Mehrheit der Städte und Kreise lässt die Kinder im Stich.» Von gleichen Lebensverhältnissen könne keine Rede sein.

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