Das Gastgewerbe ist noch immer von den Folgen der Pandemie betroffen – während der Corona-Zeit abgewanderte Fachkräfte kehren nicht zurück, stattdessen gibt es eine wachsende Zahl ungelernter Kräfte und mehr Minijobber. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag vorgestellten Studie der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Hans-Böckler-Stiftung.
Laut der sogenannten „Branchen-Analyse Gastgewerbe“, für die bundesweit mehr als 4.000 Beschäftigte und zudem Betriebsräte befragt sowie Beschäftigten- und Branchendaten ausgewertet wurden, waren vor dem Ausbruch des Coronavirus mehr als zwei Millionen Menschen im Gastgewerbe tätig und die Beschäftigung hatte in den Jahren vor 2019 stetig zugenommen – wobei schon damals fast die Hälfte der Arbeitsplätze Minijobs waren. Im April 2020 waren es dann trotz Kurzarbeit und Unterstützungsmaßnahmen 330.000 Beschäftigte weniger. Bis heute werde das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht.
Von den 2020 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat demnach ein Viertel die Branche gewechselt – so viele Beschäftigte wie in keiner anderen Branche. Sie arbeiteten nun etwa im Einzelhandel oder in Logistikberufen. Zum Gastgewerbe wiederum zählen in erster Linie Gastronomiebetriebe, aber auch Hotels, Pensionen und Catering-Unternehmen.
Umsätze noch nicht wieder auf Niveau von 2019
„Das bisherige Geschäftsmodell der Branche kam durch Corona ins Wanken und die Nachwirkungen sind immer noch zu spüren. Im Jahr 2022 waren noch rund 100.000 Beschäftigte weniger im Gastgewerbe tätig als vor der Pandemie“, schreiben die Autoren der Untersuchung, Katrin Schmid und Dr. Stefan Stracke. „Die Frage ist, ob und wie sich diese Personallücke wieder schließen lässt.“
Das Verhältnis von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Minijobbern hingegen hat sich kaum geändert: Derzeit sind laut Studie 52 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt und 48 Prozent haben einen Minijob. Im Bereich der Gastronomie sind es sogar mehr Minijobber (55 Prozent) als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (45 Prozent).
Während die Zahl der Betriebe sich im Gastgewerbe wieder erholen konnte – sie liegt laut Studie inzwischen knapp über dem Niveau von 2019 –, taten die Umsätze es nicht. Wie die Beschäftigtenzahlen hätten sie die Werte von 2019 noch nicht wieder erreicht. Demnach setzte die Branche im vergangenen Jahr 98,4 Milliarden Euro um, 2019 waren es laut Branchenanalyse noch 104,2 Milliarden.
Minijobber keine dauerhafte Lösung
Doch was lässt sich an der schlechten Beschäftigungssituation ändern? „Ohne bessere Arbeitsbedingungen werden sie nicht zurückkommen und die Branche generell nicht attraktiver für Arbeitskräfte“, so ein Fazit der Studie von NGG und Hans-Böckler-Stiftung. Die Befragten bemängelten neben schlechter Bezahlung auch regelmäßige Überstunden, ständigen Zeitdruck und enorme Anforderungen an die Flexibilität.
Hebel für die (Rück-)Gewinnung von Fachkräften seien laut der Studie also zum einen eine bessere Bezahlung, aber vor allem auch eine berechenbarere Arbeitsorganisation. Die zuletzt zu beobachtende Strategie, die Abwanderung regulär Beschäftigter durch mehr Minijobber zu kompensieren, sei keine dauerhaft tragfähige Lösung.