Gegenwind für Airbnb und Co.: Schärfere Regeln im Kampf gegen Wohnungsnot

Die Welt entdecken und sich dabei wie zu Hause fühlen: Damit wirbt die Vermietungsplattform Airbnb. Statt in ein Hotel zu gehen, so die Idee, finden Reisende mittels Airbnb private Gastgeber, die ihnen eine Bleibe zur Verfügung stellen. Von Los Angeles bis Tokio tummeln sich mehr als 4 Millionen Gastgeber auf der 2008 gegründeten Plattform. Doch in vielen Metropolen stößt das US-Unternehmen zunehmend auf Widerstand.

In New York hat Airbnb gerade erst einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, gelten dort strenge Regeln für Kurzzeitvermietungen. Wer dort eine Bleibe vermietet, muss selbst dort wohnen und während des Aufenthalts auch anwesend sein, mehr als zwei Gäste sind zudem tabu. &bdquo;Das ist keine Stadt mehr für Airbnb – zumindest nicht kurzfristig“, sagte Brian Chesky, Mitgründer und Geschäftsführer von Airbnb, dem &bdquo;Handelsblatt“.

New York ist nicht die einzige Stadt, die dem Unternehmen einen Riegel vorschiebt: Auch in Europa schränken immer mehr Touristen-Hotspots die Nutzung von Airbnb ein. In Amsterdam beispielsweise dürfen Wohnungen nicht mehr als 30 Nächte im Jahr vermietet werden, sonst wird eine spezielle Genehmigung fällig. Auch Barcelona, Paris oder Berlin gehen mit teilweise strengen Regeln gegen Kurzzeitvermietungen vor. In Italien wiederum monierte der Fiskus, dass Airbnb eine dort vorgesehene Steuer für Kurzzeitvermietungen fünf Jahre lang nicht gezahlt habe

Mangel an verfügbarem Wohnraum In der Folge muss das Unternehmen nun mehr als 500 Millionen Euro nachzahlen. Weil der Unmut in Europas Metropolen wächst, beschäftigt sich auch die EU mit Vermietungsplattformen wie Airbnb oder Booking. Der Markt für kurzfristige Vermietungen habe in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum erlebt und das gehe mit einer Ausweitung von Online-Plattformen einher, heißt es aus dem Europäischen Parlament. Das wirke sich positiv auf den Tourismus aus, berge aber auch Probleme.

Das Parlament verweist auf den Mangel an verfügbarem Wohnraum in beliebten Touristenzielen und auf gestiegene Mietpreise. Eine Sorge, die auch der Deutsche Mieterbund (DMB) teilt. &bdquo;Mit Kurzeitvermietungen und Vermietung von möbliertem Wohnraum versuchen einige Vermieter Regelungen zum Schutz von Mietern auszuhebeln und Mietpreise weit oberhalb des gesetzlich Erlaubten zu erzielen“, sagte eine Sprecherin dieser Redaktion.

&bdquo;Auch diese unzulässig hohen Mieten fließen dann in die Mietspiegel ein, und verteuern somit alle Mieten in der Gemeinde.“ Der Mieterbund pocht deshalb unter anderem auf eine Verschärfung der Mietpreisbremse, einen Mietenstopp im Bestand, sowie eine Ahndung von Wuchermieten. Airbnb selbst verweist hingegen darauf, dass das Unternehmen zur &bdquo;Entzerrung“ des Reisens beitrage.

Gibt es bald schärfere Restriktionen? Durch die Plattform würden Gäste in den 10 Top-Destinationen Europas auf neue, angesagte und weniger überfüllte Bezirke verteilt. Außerdem entstünden Einkommen für Familien und Unternehmen in Gegenden, die normalerweise nicht vom Tourismus profitierten. Aber was tun gegen die Wohnungsnot? Immerhin fehlen in Deutschland schon jetzt knapp 700.000 Wohnungen.

Werden diese auch noch an Urlauber vermietet, so die Befürchtung von Kritikern, trägt das nicht zur Entspannung bei. Schärfere Restriktionen gegen Airbnb und andere Anbieter also? &bdquo;Ich denke, es ist nur ein Baustein, um einer Wohnungsnot zu begegnen“, sagt Immobilienexperte Thomas Beyerle. Eine große Veränderung sollte man sich davon aber nicht versprechen“.

Einerseits finde Airbnb in Auswüchsen ausschließlich in Touristen-Hotspots statt. &bdquo;Danach flacht es stark ab.“ Andererseits seien es dann schon eher WG-Formen von jungen Berufstätigen, die ganz nach Vorbild der US-Serien &bdquo;Friends“ oder &bdquo;Big Bang Theory“ gemeinsam eine Wohnung mieten und die Mieten dann nach oben treiben. &bdquo;Sie zahlen in der Summe mehr als eine klassische Familie es wirtschaftlich kann“, sagt Beyerle.

Kampf gegen illegale Vermietung Wolle man gegen eine Wohnungsverknappung durch Airbnb und Co. vorgehen, hält der Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Biberach eine Obergrenze für sinnvoll. &bdquo;Letztlich wäre es ein klares Mittel, eine maximale Obergrenze an Tagen oder Wochen zu definieren, an denen man dazu verpflichtet ist, selbst darin zu wohnen - und eine Steuerprüfung anzumahnen“, sagt er. &bdquo;Danach würden es viele vermutlich sein lassen, gerade in den USA.“

Ein Weg, den europäische Städte wie Amsterdam bereits gehen. Kommt das Modell Airbnb durch die immer schärferen Regeln jetzt an seine Grenzen? &bdquo;Kurzfristig glaube ich das nicht, solange sich die Preisdifferenz zwischen einem Hotelzimmer und einer privaten Unterkunft, wie bei Airbnb, deutlich darstellt“, sagt er. Hinzu komme der starke Wohnungsdruck und die weiter anziehenden Mieten. Das könne für Vermieter, die selbst zur Miete wohnen, ein Zusatzgeschäft werden.

Auch sei im angespannten Mietmarkt möglich, dass Menschen auf der Suche nach einer Wohnung so lange von einer Airnbnb-Bleibe zur nächsten ziehen, bis sie etwas finden. Die EU will nun zumindest den illegalen Vermietungen den Kampf ansagen. Anbieter wie Airbnb oder Booking müssen künftig mehr Daten an die Behörden übermitteln und damit für mehr Transparenz sorgen. Darauf einigten sich Unterhändler des EU-Parlaments und der EU-Staaten im November.

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