Wirbel an der Börse: Das müssen Anleger jetzt wissen

Weltweit schwächeln derzeit die Aktienmärkte, und die Rekordlaune der vergangenen Wochen und Monaten ist vorbei. Verunsicherung macht sich deswegen unter Anlegerinnen und Anlegern breit. Viele sind neu im Geschäft und erleben eine solche Talfahrt zum ersten Mal, aber auch andere Spekulanten sind beunruhigt, was die Turbulenzen an den Aktienmärkten weiter befeuert. Darum beantwortet &bdquo;nw.de“ die wichtigsten Fragen zum Thema: Das müssen Anlegerinnen und Anleger jetzt wissen.

Was ist der Grund für die aktuelle Talfahrt an den Börsen weltweit? Für den Absturz gibt es Experten zufolge mehrere Gründe. Nachdem die Börsen in den vergangenen Monaten einen regelrechten Höhenflug erlebt haben, der durch eine gute Konjunktur getrieben war und auch dem weltweiten Börsenindikator zu entnehmen war, wurde die Entwicklung zusätzlich durch einen Boom rund um künstliche Intelligenz verstärkt. &bdquo;Doch üblicherweise geht es, wenn es nach oben geht, auch wieder runter“, erklärt Börsen-Experte Hermann-Josef Tenhagen. Diese Art der &bdquo;Korrektur“ sei derzeit an den Märkten zu beobachten, eine ganz normale Entwicklung.

&bdquo;Allerdings wurde die Entwicklung durch die Kombination verschiedener Ereignisse verstärkt“, sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsredaktion &bdquo; finanztip.de “. &bdquo;Die Arbeitsmarktzahlen aus den USA waren am Montag schlechter als erwartet, es heißt, dass die Produktion beim Chip-Riesen Nvidia nicht vorankommt, Spekulanten haben kalte Füße bekommen, weil Japan den Zinssatz erstmalig von null Prozent auf 0,25 Prozent erhöht hat, und auch Warren Buffetts Verkauf der Hälfte seiner Apple-Aktien hat die Entwicklung beeinflusst“, erklärt Tenhagen. Das Ergebnis: Verunsicherung auf dem Aktienmarkt, die zu sinkenden Kursen führt.

Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger? Man dürfe das, was gerade geschieht, auch nicht überbewerten, sagt Hartmut Walz, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. &bdquo;Es ist überhaupt nichts Schlimmes los“, sagt er. Es gebe gerade eine Kurskorrektur, die immer wieder auftrete. Der Satz &bdquo;Die Anlegerinnen und Anleger flüchten aus den Aktien“ sei falsch. Der richtige Satz müsse lauten: &bdquo;Die Anlegerinnen und Anleger einigen sich gerade auf eine niedrigere Bewertung, also auf niedrigere Kurse.“

Wen betrifft die Entwicklung? Im Prinzip habe die aktuelle Talfahrt nur auf drei Gruppen Auswirkungen, sagt Tenhagen. &bdquo;Das sind zum einen Anleger, die neu an der Börse sind und meist auf dem Handy mit kleineren Summen mitspekulieren, oder Anleger, die in Krypto-Währungen investiert haben. Je nach Höhe des Investments fällt nun der Verlust aus.“ Aber auch für jene Anleger, die in naher Zukunft das Geld herausnehmen wollten, um beispielsweise ein neues Auto zu kaufen, ist die aktuelle Entwicklung ärgerlich. &bdquo;Denn hätten sie das Geld beispielsweise vor zwei Wochen herausgenommen, wäre deutlich mehr bei rausgekommen. Jetzt wird es einige Zeit dauern, bis die Kurse sich wieder erholt haben“, so der Experte. Ansonsten betreffe die Entwicklung aber hauptsächlich institutionelle Spekulanten.

Sind meine Anlagen bei den Banken und Sparkassen sicher? &bdquo;Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Wertpapieranlagen immer einer gewissen Schwankung unterliegen“, sagt Rebecca Giersch, Sprecherin der Sparkasse Bielefeld. Jede Kundin und jeder Kunde entscheide anhand seiner Risikobereitschaft im Anlageportfolio, wie hoch die Schwankungen jeweils ausfallen können. &bdquo;Szenarien wie die aktuelle Situation stellen Ausnahmesituationen dar und beeinflussen – wie in diesem Fall – kurzzeitig die Leitindizes und damit das An- und Verkaufsverhalten von Anlegerinnen und Anlegern.“

Schon heute habe sich die Situation jedoch schon wieder etwas beruhigt. Anlagen von Kundinnen und Kunden in den klassischen Anlagemöglichkeiten seien jedoch abgesichert. Auch die Verbundvolksbank OWL bestätigt, dass Kursverluste und Zinsänderungen am Kapitalmarkt grundsätzlich keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Bankeinlagen ihrer Kunden haben.

Was können Anlegerinnen und Anleger jetzt tun? Der wichtigste Ratschlag ist laut Walz, die Füße stillzuhalten. &bdquo;Es macht überhaupt keinen Sinn, beim Autofahren scharf auf die Bremse zu treten, nachdem man geblitzt wurde“, sagt er. Bedeutet übersetzt: Jetzt Titel aus dem Depot zu verkaufen, die zuletzt deutlich an Wert verloren haben, ist wenig sinnvoll. Denn damit würden Anlegerinnen und Anleger nur Verluste realisieren, die bisher lediglich auf dem Papier bestehen.

Wer wegen der aktuellen Entwicklungen nicht ruhig schlafen kann, dem empfiehlt Walz, langfristig die eigene Aktienquote zu überdenken und gegebenenfalls zu senken. Das bedeute aber nicht, jetzt sofort zu handeln, sondern ganz in Ruhe und am besten in &bdquo;normalen Zeiten“ zu überlegen: &bdquo;Was ist denn eine Aktienquote, die sowohl für meine Lebensumstände als auch mein Nervenkostüm adäquat ist?“

Tenhagen empfiehlt außerdem, möglichst weltweit anzulegen und in verschiedenen Branchen. Das mache weniger anfällig, wenn mal eine Branche so wie aktuell die Tech-Branche schwächele. Doch vor allem empfiehlt er Kleinanlegern langfristig anzulegen. &bdquo;Denn solche Anlagen sind in der Regel von turbulenten Börsenzeiten unbeeindruckt“, fasst Tenhagen zusammen.

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