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Gebrauchte Luxuswaren werden beliebter: Wie nachhaltig ist das?

Manuel Liu

Jedes Kleidungsstück, das lange getragen, wiederverwendet, repariert, weiterverkauft wird, ist ein Gewinn für die Nachhaltigkeit. - © (c) Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Jedes Kleidungsstück, das lange getragen, wiederverwendet, repariert, weiterverkauft wird, ist ein Gewinn für die Nachhaltigkeit. (© (c) Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Ob es das nächste Abendkleid, ein Bücherregal oder die Baby-Wärmelampe sein soll: Gebrauchtläden sind seit Jahren für viele Deutsche eine erschwingliche Shopping-Alternative – sei es im Online-Shop oder in der Einkaufsstraße. Gerade bei jüngeren Menschen rückt dabei ein Marktsegment vermehrt in den Fokus: Luxuswaren.

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC sieht hier einen wachsenden Trend, der insbesondere von einer Altersklasse vorangetrieben wird: „Das Wachstum der gebrauchten Luxuswaren wird überproportional von Konsumentinnen und Konsumenten unter 40 Jahren angetrieben“, sagte PwC-Konsumexperte Christian Wulff dieser Redaktion.

55 Prozent der Generation Z, also Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, kaufen demnach Luxusprodukte wie Vintage-Klamotten und Handtaschen gebraucht. Das geht aus einer PwC-Analyse vom vergangenen September hervor. 44 Prozent aller Konsumenten haben schon einmal gebrauchte Luxuswaren gekauft. Zahlreiche Online-Shops haben sich bereits auf gebrauchte Luxuswaren spezialisiert. Zu den beliebtesten gehören Vestiaire Collective und Grailed. Andere Secondhand-Plattformen wie Vinted bauen ihr Luxussegment aus.

WWF-Expertin: Secondhand-Markt verlängert Lebenszyklus

Doch wie nachhaltig ist die Entwicklung? Die Expertin für Kreislaufwirtschaft beim WWF Deutschland, Rebecca Tauer, begrüßt grundsätzlich jeden Trend weg von Fast Fashion – also der Massenproduktion von Billigwaren unter meist schlechten Arbeitsbedingungen: „Die ökologischen Fußabdrücke und Lieferketten von normaler Kleidung unterscheiden sich nur geringfügig von denen von Luxustextilien“, sagte sie.

Daher sei jedes Kleidungsstück, das lange getragen, wiederverwendet, repariert, weiterverkauft wird, ein Gewinn für die Nachhaltigkeit – mit einer Bedingung. Denn der zunehmende Trend berge die Gefahr, dass die positiven Umwelteffekte durch Überkonsum wieder aufgehoben würden, warnt Tauer: „Wenn ich ein T-Shirt verkaufe, um mir fünf neue Fast-Fashion-T-Shirts zu kaufen, hilft das dem Planeten wenig.“

Auch der zunehmende Online-Handel mit Secondhand-Kleidung führe zu mehr Transporten und mehr Verpackungsmüll: „Das ist aber immer noch viel, viel weniger als beim Handel mit Neuware“, stellt Tauer fest.

Secondhand-Markt wächst langsamer als erwartet

Secondhand wird immer beliebter. Verzeichnete der Handelsverband Deutschland (HDE) 2019 bei Secondhand-Produkten noch einen Umsatz von 10,6 Millionen Euro, waren es 2023 bereits 15,1 Millionen Euro. Zuletzt erlebte das Wachstum allerdings einen kleinen Dämpfer. Nach HDE-Angaben wuchs der Secondhand-Markt im vergangenen Jahr langsamer als erwartet. Statt ursprünglich prognostizierten acht Prozent betrug das Umsatzwachstum 2023 zwei Prozent.

Für das laufende Jahr erwartet der HDE ein Wachstum von drei Prozent. Das wäre weniger als in den Vorjahren und liegt laut dem Verband an einem herausfordernden Konsumumfeld und einer insgesamt schwächeren Entwicklung im Online-Handel.

Von der Gebrauchtware zum Sammlerstück

Gründe für das gesteigerte Interesse können Sparsamkeit oder die Sehnsucht nach einem nachhaltigen Konsum sein. Bei Luxuswaren kommt ein weiterer Grund für den Secondhand-Kauf hinzu: Die gebrauchte Designerware kann sich als wertvolle Investition entpuppen. Fiona Kleinert, Pressesprecherin für das Online-Portal Kleinanzeigen, sieht vermehrt Sammlerstücke, die auf ihrer Plattform angeboten werden. Sie vermutet: „Produkte, die zum Beispiel in einer Kollaboration limitiert hergestellt wurden, können eine gute Investition sein. Durch die begrenzte Auflage kann der Wert steigen. Dazu gehört natürlich ein bisschen Spekulation.“

Dabei schleichen sich jedoch auch Nachahmer von Luxusmarken unter. „Gerade bei Mode- und Schmuck-Artikeln gucken wir genauer darauf, ob es sich um ein Fake handelt“, versichert Kleinert. Ein „System aus Mensch und Maschine“ sortiere bei Kleinanzeigen Inserate aus, die Fälschungen beinhalten. Im Notfall werden sie gelöscht und der Händler bekommt eine Abmahnung.

Kleinert rät Konsumentinnen und Konsumenten: „Man sollte eine sichere Bezahlmethode wählen, um sich im Zweifel die Kosten zurückerstatten zu lassen.“ Fachwarenverkäufer könnten dabei helfen, die Echtheit etwa einer Louis-Vuitton-Handtasche auszumachen. Vor Kaufabschluss könnten Käufer sich den originalen Kassenbeleg oder sogar ein Echtheitszertifikat zeigen lassen.

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