Studie entlarvt gepanschten Billighonig: Imker wollen klagen

Celle/Brakel. Lukas Hensel aus Brakel ist Berufsimker mit 700 Bienenvölkern. Seine Bienen sammeln Nektar und Pollen vor allem im Landkreis Höxter – ein Umstand, der in letzter Zeit bedeutender wird. Denn beim Verkauf seines ökologisch erzeugten Honigs auf Wochenmärkten in Brakel, Paderborn und Hameln stellen Kunden immer häufiger die Frage: &bdquo;Wo kommt der Honig her?“ Hensel freut sich über das wachsende Interesse: &bdquo;Die Kunden wollen den Unterschied zu Billighonig wissen. Allerdings ist regional erzeugter Honig mehr als Bio-Qualität gefragt.“

Billighonig – das ist eines der Hauptthemen auf den Celler Imkertagen des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB) gewesen. Hintergrund für die Diskussion sind die Ergebnisse einer Untersuchung von 30 Honigproben, die der DBIB in einem Labor in Estland in Auftrag gegeben hat. Danach waren 80 Prozent der Proben mit Honig aus aller Welt als &bdquo;nicht den EU-Honig-Richtlinien entsprechend“ eingestuft worden – mit billigem Pflanzensirup gestreckter Honig. Die wenigen reinen Honige stammten fast alle aus Deutschland.

Seitdem dies im Dezember durch eine ZDF-Sendung bekannt wurden, gibt es Streit unter den Imkern. Nicht wenige befürchten, dass dadurch das positive Image des Honigs insgesamt leiden könnte und Kunden ausbleiben. Händler stellen die Seriosität der Studie infrage und verweisen darauf, dass das Labor in Estland keine Akkreditierung für solche Analysen habe.

Imker spenden für Rechtsstreit Bernhard Heuvel, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, spricht in Celle dagegen davon, dass nur die Aufdeckung solcher Panschereien den korrekt arbeitenden Imkern gegen den Preisverfall in den Läden helfen könne. Die offizielle Zulassung des estnischen Analyselabors stehe kurz bevor, ihre DNS-Methode sei viel genauer als die Arbeitsweise anderer Labore. Heuvel kündigt Klagen gegen Lebensmittelketten an, die trotz der Laborergebnisse nach wie vor Billighonig in ihren Regalen anbieten. Die Imker in Celle stehen hinter ihm: Sie spenden spontan 1.700 Euro für die erwarteten Rechtsauseinandersetzungen.

Auch Hensel hofft auf Veränderungen. In seinem Online-Shop gibt es die meisten Sorten in 500-Gramm-Gläsern für 8,60 Euro. &bdquo;Eigentlich müssten wir angesichts steigender Kosten die Preise anheben, aber das können wir uns nicht erlauben, ohne Kunden zu verlieren“, sagt Hensel und fügt hinzu: &bdquo;Den Mindestlohn hätte ich auch gerne.“ Nach eigenen Angaben ist er in OWL der letzte Vollerwerbsimker mit vier Festangestellten und zwei Auszubildenden.

Er blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. So breite sich die asiatische Hornisse (schwarze Brust, dunkles Hinterteil, schwarz-gelbe Beine) immer weiter in Deutschland aus. Im Gegensatz zur einheimischen Hornisse (rote Brust, gelb-oranges Hinterteil, braun-rote Beine) können sich Bienen nicht gegen die asiatische Hornisse wehren. In Spanien hat die aus Asien eingewanderte Hornisse solche Schäden unter Bienenvölkern angerichtet, dass Imker in großer Zahl aufgegeben haben.

Asiatische Hornisse wird zum Problem In Deutschland konnten 2023 mehr als 1.000 Nester der asiatischen Hornisse nachgewiesen werden, vor allem in Südwestdeutschland. Mittlerweile wurden Nester auch bis vor Hamburg beobachtet. &bdquo;Wir können nur hoffen“, sagt Hensel. &bdquo;Diese Nester kann man beseitigen und so das Wachstum der Population verlangsamen. Die Ausrottung ist aber utopisch, weil man nicht alle Nester findet“, sagt Vollerwerbsimker und Hornissenfachberater Thomas Beißel.

Auch der Klimawandel bereitet Hensel Sorgen, wegen größerer Wetterschwankungen und dadurch bedingter geringerer Erträge. Der Bienenzuchtberater Guido Eich sieht das Problem eher bei den Imkern: &bdquo;Die meisten richten sich beim Imkern nach dem Kalender. Doch die Pflanzen blühen früher, die Saison dauert länger. Wer das nicht berücksichtigt, hat schon verloren.“

Dutzende Imkerbetriebe in NRW Bundesweit gibt es rund 6.000 Berufs- und Nebenerwerbsimker mit mindestens 25 Bienenvölkern. Rund 1.200 von ihnen sind im DBIB organisiert, der in NRW 113 Mitglieder zählt. Insgesamt bewirtschaften in Nordrhein-Westfalen 19.600 Imker 163.000 Bienenvölker. In Deutschland erzeugen die Berufs- und Nebenerwerbsimker zusammen mit den mehr als 150.000 Hobbyimkern rund 20.000 Tonnen Honig, wobei die professionellen Imker 40 Prozent der Bienenvölker besitzen und rund 60 Prozent des Honigertrags erzielen.

Bei einer Befragung stuften im vergangenen Jahr 13 Prozent der Imker ihre wirtschaftliche Situation als sehr gut ein, 38 Prozent als gut, 30 Prozent als befriedigend und 19 Prozent als ausreichend oder mangelhaft. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Imkerei durch die Bestäubung von Pflanzen liegt Experten in Deutschland jährlich bei 1,6 Milliarden Euro.

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