Eine Million zusätzliche Spartickets bietet die DB im März an. Auch Bahncards gibt es günstiger. Die teils stattlichen Rabatte auf Fernzüge sollen vor allem junge Menschen ansprechen. Die nutzen nämlich inzwischen oft Flixtrain oder Semester- und Jobtickets als preiswerte Alternative.
Mit einer weiteren Preisoffensive will die Deutsche Bahn vor allem junge Menschen wieder stärker für sich gewinnen. Konkurrenz macht ihr derzeit nicht nur der Mitbewerber Flixtrain mit seinen Rabattaktionen, sondern auch das Deutschlandticket – und das sogar im Fernverkehr. Im März bietet die DB deshalb eine Million zusätzliche Sparpreis-Tickets, mit denen Fahrten bis zum Start des Winterfahrplans Mitte Dezember möglich sind.
Junge Leute unter 26 können dann täglich auf 30.000 Super-Sparpreis-Fahrten für 12,99 Euro pro Fahrt im ICE zugreifen. Mit Bahncard sind sogar Fahrten ab 7,49 Euro möglich. Außerdem gibt es spezielle Angebote für kürzere und mittlere ICE-Strecken, die auch ohne Bahncard ab 9,99 Euro beziehungsweise 14,99 Euro zu haben sind. Und auch Bahncards sind in dem Zeitraum bis zu 50 Prozent günstiger, die Bahncard 25 etwa kostet dann 30,99 Euro statt 62,90 Euro.
Bahn-Konkurrent Flix hatte Kunden zuletzt ebenfalls mit besonders günstigen Tickets gelockt. Nach Unternehmensangaben gibt es Tausende Tickets für Flixbus und Flixtrain ab 3,99 Euro. Die Fahrscheine für Reisen bis zum 11. April können noch bis zum 7. März gekauft werden.
„Vertrauen der Reisenden zurückgewinnen“
Hintergrund der Aktion: Obwohl sich die Pünktlichkeit der Züge seit Januar stabilisiert hat, blickt die Bahn auf ein schwieriges Jahr zurück. Bedingt durch viele Baustellen und Personalmangel in Stellwerken und an Knotenpunkten waren die Fernzüge so unpünktlich wie nie zuvor, mehr als jeder dritte war verspätet.
„Wir müssen das Vertrauen der Reisenden zurückgewinnen“, betonte Stefanie Berk, Vertriebsvorständin der DB Fernverkehrssparte, am Donnerstag. Sie räumte zudem ein, dass gerade das Deutschlandticket dem Fernverkehr zu schaffen macht. „Es gibt negative Effekte, und auf die müssen wir reagieren. Das gilt besonders für die kurzen Strecken.“
Wer studiert, fährt oft auch lange Strecken per Semesterticket
Verschärft wird die Lage, weil das Gros der Studierenden inzwischen ein Semesterticket hat, und ein Azubi häufig ein Jobticket. „Und diese Zielgruppe nutzt das Ticket nicht nur für den Nahverkehr, sondern durchaus auch für längere Strecken. Auch hier soll die Preisoffensive ansetzen und das ICE-Fahren attraktiver machen“, sagt Berk.
Die häufig kritisierte automatische Abo-Verlängerung der Bahncard steht derzeit jedoch nicht auf dem Prüfstand. „Wir weisen explizit auf die Verlängerung hin, wenn sie eintritt“, sagt Berk. Bei den seit Dezember verkürzten Stornofristen für das Flex-Ticket schaue man jedoch noch mal genauer hin. Auch hier hatte es zuletzt Kritik gegeben, denn die kostenlose Stornierung des teuren Flex-Tickets ist derzeit nur bis acht Tage vor dem geplanten Reisetag möglich.
Fast kaum noch jemand reist zum Normalpreis
Was sich auch bestätigt: „Deutschland ist ein Land der Schnäppchenjäger. Das war es immer schon, aber in den letzten zehn Jahren hat sich dieser Trend nochmal verschärft“, sagt Berk. Mittlerweile reise kaum noch jemand zum Normalpreis. „Der Bestpreissucher ist inzwischen im DB Navigator eines der beliebtesten Tools überhaupt.“
Hier will die Bahn nun mit den vergünstigten Mittel- und Fernstreckenangeboten ansetzen. „In den letzten beiden Jahren sind so viele Menschen wie noch nie so lange Strecken wie noch nie mit uns gefahren. Nicht nur im eigenen Land, sondern auch grenzüberschreitend“, sagt Berk.
Leidiges Thema Baustellen bei der Bahn
Zahlen zu Auslastungen oder Pünktlichkeit will die Bahn-Managerin aber nicht nennen. Die werde es erst bei der Bilanz-Pressekonferenz im März geben, kündigt Berk an, aber räumt ein: „Es gibt da eine Verbindung zum Thema Baustellen.“ Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember habe es jedoch ein Nachfrageplus von 8 Prozent gegeben.
Besonders gut wird demnach die neue Direktverbindung Berlin-Paris angenommen: Drei von vier Gästen fahren die Strecke komplett durch, oft sei der Zug zu 80 oder 90 Prozent ausgebucht, so Berk.
Diese Beliebtheit mag auch damit zusammenhängen, dass kein Umstieg erforderlich und somit wirklich entspanntes Reisen möglich ist. Verpasste Anschlüsse hatten angesichts der oft chronisch verspäteten Züge, die sich auf überlasteten Strecken drängeln, zuletzt für so manchen Frust bei Reisenden gesorgt.