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Freie Fahrt für Downhill am Hermann

Sven Koch

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Downhillfahren am Hermann soll jetzt legal sein. - © Sven Koch(LZ)
Downhillfahren am Hermann soll jetzt legal sein. (© Sven Koch(LZ))

Detmold. Downhillfahrer können am Hermannsdenkmal offiziell ihrem Hobby nachgehen. Der Landesverband Lippe sowie der Verein Bike Sport Lippe haben am Montag einen Vertrag zur Einrichtung einer Piste unterzeichnet.

Es soll nach Angaben des Landesverbandes die erste derartige offizielle Abfahrt in Ostwestfalen sein. Sie wird nun forstwirtschaftlich aufbereitet und mit natürlichen Begrenzungen versehen. Danach kann der Ausbau erfolgen, der in Eigenleistung von Radsportlern und mit Hilfe von Sponsoren erfolgt. Es muss die Wegführung des Hermannsweges mittels einer neuen Beschilderung geändert werden – das soll zum 15. August erfolgt sein.

Downhillfahren ist, wenn man auf speziellen Fahrrädern und mitten in der Natur schnell bergab fährt. Das taten zahlreiche Sportler – vor allem Jugendliche – bislang illegal am Hermann, weswegen die Forstabteilung des Landesverbandes im vergangenen Jahr dem Treiben einen Riegel vorgeschoben hatte. Das brachte Protest der Fahrer mit sich – sowie die Frage, wie und ob das Fahren am Hermann auf eine legale Basis gestellt werden könnte.

Dabei wurde eine Piste gefunden, die auf einem Abschnitt des Hermannsweges verläuft und sich für das Wandern ohnehin als unpraktisch abzeichnete. Woraufhin die Idee geboren wurde, den entsprechenden Abschnitt des Wanderweges zu verlegen und den steilen Bereich für das Downhillfahren freizugeben (die LZ berichtete fortlaufend). Alle Betroffenen einigten sich darauf – einfach war das nicht, denn es musste ein Träger für die Strecke her, und zwar aus versicherungstechnischen Gründen im Fall von Unfällen.

Gestern nun unterzeichneten der Landesverband und der Verein „Bike Sport Lippe“ den gemeinsamen Gestattungsvertrag zur Einrichtung der Downhillstrecke am Hermann. Sie wird im Wald in der Nähe des Bismarcksteins am Hermannsdenkmal beginnen und im Heidental enden. Uwe Seidel, Vorsitzender des Vereins Bike Sport Lippe, freut sich: „Wir haben nun die Möglichkeit, den engagierten Downhillern nach Jahren der rechtlichen Unsicherheit eine legale Strecke geben zu können. Sie stellt eine wichtige Ergänzung der Freizeit-Angebote in Lippe dar.“ Landesverbands-Vorsteherin Anke Peithmann lobte in diesem Zusammenhang die Forstabteilung und deren Leiter Hans-Ulrich Braun: „In vergleichsweise kurzer Zeit ist eine Lösung gefunden worden.“ Gleichsam bedankte sie sich beim Verein „Bike Sport“. Sie finde es herausragend, dass nun ein Verein Vertragspartner des Landesverbandes sei.

SPD und Jusos setzen auf "Touristik-Leuchtturm" Der Vertrag zur Downhillstrecke sei ein bemerkenswertes Zeichen des gemeinsamen Erfolgs aller Beteiligten. So bewerten die lippischen Sozialdemokraten und die Jusos die Vertragsunterzeichnung zur Downhillstrecke. Sie weisen auch auf ihre Funktion als „touristischer Leuchtturm“ innerhalb der Szene von Downhillfahrern hin. Im Umfeld von Detmold zählt sie nach Insider-Schätzwerten um die 100 Fahrer. Es sei aber davon auszugehen, dass die Piste am Hermann für die ganze Region attraktiv sei. „Es hat sich gezeigt“, so An-dreas Kuhlmann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landesverband Lippe, „dass, wenn alle an einem Strick ziehen, positive Veränderungen für aktive Jugendliche in unserer Region erreichbar sind.“ Kai Kottmann, Jusos Detmold, freut sich in der gemeinsamen Pressererklärung besonders darüber, „dass das Engagement der jungen Downhillfahrer sich langfristig gelohnt hat.“ Die zumeist jugendlichen Fahrer hatten im vergangenen Herbst, nachdem ihre selbsterbaute, nicht genehmigte und nicht abgesicherte Strecke mitten im Wald unbrauchbar gemacht wurde, mit einer Online-Petition den Stein ins Rollen gebracht. Erstmals in Deutschland gebe es nun eine erlaubte Abfahrtsstrecke in einem Waldgebiet. Da diese zudem von einem Radsport-Verein (Bike Sport Lippe) betrieben werde, sei die wichtige Versicherungsfrage auch geklärt. „Es ist dem nachhaltigen Engagement der lippischen SPD und der Jusos zu verdanken, dass der Landesverband Lippe in Zusammenarbeit mit dem Teutoburger-Wald-Verein und dem Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe die Strecke nunmehr ermöglicht hat“, resümiert Dr. Axel Lehmann, Kreisvorsitzender der SPD Lippe. „Nun geschieht das Downhillfahren in rechtlich gesicherter Weise und auf einer in aller Hinsicht abgesicherten Strecke“, äußerte sich Kuhlmann, „jetzt können junge Menschen einer sportlichen Aktivität in der freien Natur nachgehen, welche obendrein mit ehrenamtlichem Engagement in einem Verein verknüpft ist.“ Letztendlich sei hier durch das dauerhafte Engagement junger Menschen und die wohlwollende Unterstützung aller Beteiligten ein Werk gelungen, welches eine ‚win-win-Situation‘ für alle Betroffenen darstelle. Lehmann: „Wir danken allen Beteiligten: den Rad fahrenden Jugendlichen, dem Landesverband Lippe, dem Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe, dem Teutoburger-Wald-Verein sowie dem Verein „Bike Sport Lippe“, für das Engagement, das wesentlich zum Zustandekommen beigetragen hat. Hier zeigt sich, dass Engagement und der Wille zur Kooperation Früchte tragen können.“ Das sei ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit.

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