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Kran hievt Teile für Aussichtsturm im Freilichtmuseum Detmold hoch

Jana Beckmann

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An der Baustelle: Ein 58 Meter hoher Kran hebt die Seitenwände auf das Fundament, das sich auf dem höchsten Punkt des Museumsgeländes befindet. Dort werden sie mit Hilfe eines Montagegerüsts montiert. - © Jana Beckmann
An der Baustelle: Ein 58 Meter hoher Kran hebt die Seitenwände auf das Fundament, das sich auf dem höchsten Punkt des Museumsgeländes befindet. Dort werden sie mit Hilfe eines Montagegerüsts montiert. (© Jana Beckmann)

Detmold. Die Höhe ist schwindelerregend. Der Autokran, selbst 58 Meter hoch, zieht die Seitenwand für den neuen Aussichtsturm weit nach oben. Am Stahlseil befestigt, hängt sie in der Luft, bevor sie mit einem seichten Schwenk Richtung Hügel schwebt. Kein Mucks ist dabei zu hören – weder von dem schweren Gerät, noch aus den Reihen der Zuschauer.

Der Aussichtsturm soll das Sauerländer Dorf, in dem zuletzt der Hof Remberg entstanden war, um eine Attraktion bereichern. „Wir bearbeiten damit ein kulturgeschichtliches Thema, nämlich die Anfänge des Tourismus", erklärt Bauhistoriker Dr. Hubertus Michels.

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Im Sauerland habe es früher viele solcher Ausgucke gegeben – zunächst zur Landvermessung, dann als Attraktion für Wanderer. Vorbildern aus den 1920er Jahren folgend, soll es nun auch am höchsten Punkt des Museumsgeländes, dem Königsberg, ein solcher Turm entstehen.

Die erste, zwei Tonnen schwere Seitenwand ist an ihrem künftigen Standort eingetroffen und wird schräg an die südliche Seite an das Montagegerüst gelehnt. Ein zweiter, kleinerer Kran hält sie in Position, damit sie nicht umkippt. Einige Handgriffe an den Füßen erfolgen. Immerhin muss die 14,30 Meter hohe Konstruktion passgenau auf den gemauerten Punktfundamenten stehen.

„Die Standfestigkeit ist natürlich sehr wichtig", betont Michels. Nicht zuletzt deshalb befinde sich im Untergrund auch noch eine Betonplatte, damit der Turm zu keiner Seite absacken könne. Außerdem sei bei der Konstruktion, die die museumseigenen Zimmerleute auf Grundlage alter Fotografien entworfen haben, eine stabile Form ausgewählt und auf Haltbarkeit geachtet worden.

So bestehe der Ausguck beispielsweise aus Lärchen- und Eichenholz, habe schräg gestellte Seiten und vier lange, runde Stämme als Eckständer. „Die Rinde ist nicht wie früher abgeschält, sondern mit Wasserkraft abgestrahlt worden. Das Holz ist somit weitgehend unbeschädigt, so dass wir ein Optimum an Dauerhaftigkeit erhalten", sagt der Bauhistoriker. Immerhin stehe der Turm voll im Wetter.

Langsam setzt Regen ein, was den Fortschritt auf der Baustelle aber nicht behindert. Schon schwebt die zweite Seitenwand heran und wird von den Arbeitern in Empfang genommen. Das Teil wird an die nördliche Seite an das Montagegerüst gelehnt, bleibt aber vorerst im Stahlseil des großen Krans hängen. Erst nach und nach können die Seitenwände nun miteinander verschraubt werden.

„In den 1920er Jahren hat es auch schon Metallverbinder gegeben. Hier folgen wir also dem Original", so Michels. Außerdem hätten sich die Zimmerleute genau überlegt, wo die Verbindungen und Bohrungen hinkommen müssen, was dann auch noch einmal durch einen Statiker nachgerechnet worden sei. Darüber hinaus war eine Genehmigung der Stadt Detmold vonnöten. Über den Bebauungsplan für das Museumsgelände sei aber ohnehin schon vorgegeben, wie gebaut werden dürfe.

Ein monströser Turm wäre für das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe nach eigener Aussage ohnehin nicht in Frage gekommen. Nur über die Baumwipfel sollte er schon rüber gehen. Um zu testen, wie weit in die Ferne der Blick aus der Höhe schweifen kann, half der Kreis Lippe, genauer gesagt der Fachbereich Geoinformation. Dieser ließ einen Quadrokopter steigen und machte eine Sichtfeldanalyse. „Das Hermannsdenkmal, die Holländermühle und der Nordrand des Museum werden wohl zu sehen sein", erläutert Michels. „Der Gewinn ist aber sicherlich der schöne Blick in die Landschaft."

Die Arbeiter können diesen schon in diesem Moment genießen – zumindest für kurze Augenblicke. Dann wenden sie sich wieder der Konstruktion zu. Die Seitenwände müssen miteinander versteift und die obere Plattform eingesetzt werden, damit die Konstruktion über Nacht Halt hat.

In den nächsten rund sechs Wochen sollen dann die Seitenwände drei und vier eingebaut werden. Dieses Mal nicht als Fertigteile, sondern Strebe für Strebe von oben nach unten. Gefolgt von Balken, Böden, Treppen und Geländern. Die Eröffnung des Aussichtsturms ist für den 21. Mai vorgesehen.

Information

Saison 2017

Das Freilichtmuseum startet am 1. April in die neue Saison. Unter dem Titel „Ene, mene, muh ..." soll in diesem Jahr die Kindheit im Mittelpunkt der Sonderausstellung, der Geländestationen und des Begleitprogramms stehen. Dabei geht es unter anderem darum, wie sich die Spiel- und Erfahrungswelten im 20. Jahrhundert verändert haben.

Präsentiert werden sollen ganz persönliche Objekte und Geschichten aus verschiedenen Jahrzehnten, die die Besucher einbringen können. Gesucht werden vor allem Spielzeuge, an die sich Geschichten knüpfen. Weitere Informationen erteilt Corinna Keunecke unter Tel. 05231-706113.

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