Eine teure Bachforelle: Drei Kalletaler erhalten vor Gericht Denkzettel fürs Schwarzangeln

Kalletal / Lemgo. Sie sind befreundet und hatten im September 2024 offenbar einen netten Nachmittag zusammen verbracht, den sie gegen 18.30 Uhr gemeinsam am Fluss Westerkalle ausklingen lassen wollten. Nun sitzen die drei jungen Männer - sie sind Mitte, Ende 20, alle verheiratet und berufstätig - gemeinsam mit ihren drei Rechtsanwälten in Saal 103 des Lemgoer Amtsgerichtes.

Ihnen wird Fischwilderei vorgeworfen, ein Staftatbestand. Denn: Wer ohne Erlaubnisschein angelt oder das Fischereirecht eines anderen verletzt, begeht keine bloße Ordnungswidrigkeit, sondern muss mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen.

Dafür müsste allerdings ein schwerer Fall vorliegen, etwa ein gewerbsmäßiger Handel - und davon kann bei den drei Angeklagten nicht die Rede sein. Eine einzige Bachforelle hatten sie gefangen sowie einige weitere, die zu klein waren, wieder eingesetzt, bevor sie vom Pächter des Teilstücks der Westerkalle, an der sie ohne seine Erlaubnis angelten, gestoppt wurden. Joachim Hanke zeigte das Trio an. Der 66-Jährige ist Mitglied im Lippischen Fischereiverein und als Zeuge geladen. In den Besucherreihen befindet sich auch der ehemalige Vereinsvorsitzende Helmuth Sage.

&bdquo;Nichts zu beschönigen“ Zwei der drei Männer sind als Hobby-Angler ebenfalls Mitglied im Verein, nur einer schloss sich zwar ebenfalls mit Angel, jedoch ohne Schein den beiden anderen an. Worüber jedoch keiner verfügte, war die Erlaubnis des Pächters, an dieser Stelle unweit der Meyra-Brücke überhaupt einen Haken ins Wasser zu hängen. &bdquo;Das stimmt, da gibt es nichts zu beschönigen“, sagt der 25 Jahre alte Angeklagte S., der damit den Tatvorwurf auch im Namen der beiden Freunde einräumt.

Er selbst habe schon mit 14 Jahren seinen Angelschein erworben, sei seit zehn Jahren Mitglied im Fischereiverein. Zum Motiv für den Schwarzangel-Ausflug holt er aus: &bdquo;Wir hatten gehört, dass das Gewässer ab Januar 2025 zur Pacht ausgeschrieben sein sollte - und wollten es einmal testen“, so S. Sie hätten weder die Absicht gehabt, Herrn Hanke einen Schaden zuzufügen, noch &bdquo;eine Unmenge an Fisch“ herauszuholen. Richterin Ute Jürgens hakt nach: Ihnen sei aber klar gewesen, dass sie dazu keine Berechtigung gehabt hätten? &bdquo;Ja“, räumt S. ein, auch wenn die Gewässerkarten manchmal eine gewisse Ungenauigkeit hätten. &bdquo;Wir wissen, dass es nicht richtig war und dass es so nicht mehr laufen darf.“

Kein Schuldspruch Amtsanwalt Norbert Stukenbröker, der die Anklage vorgetragen hatte, grinst, als er sagt: &bdquo;Ich habe schon schlimmere Straftaten gesehen.“ Es ist deutlich zu spüren, dass er die jungen Männer, zwei von ihnen bereits Familienväter, hier mit einem Denkzettel davonkommen lassen will. Dem Vorschlag von Richterin Ute Jürgens, das Verfahren nach § 153a der Strafprozessordnung gegen Zahlung einer Geldauflage vorläufig einzustellen, schließt er sich an. Jeder der drei Angler soll - &bdquo;mitgehangen, mitgefangen“ - 400 Euro an einen Kinderhospizverein zahlen. Das Verfahren endet somit ohne Schuldspruch und ohne Eintragung im Führungszeugnis. Auch drei von vier Zeugen müssen nicht mehr gehört werden.

Dem vom Angeklagten, der das Geständnis vorgetragen hatte, geäußerten &bdquo;inneren Drang“, an einem schönen Gewässer gern angeln zu wollen, müssten die drei laut Stukenbröker von jetzt an besser widerstehen.

Hohe Dunkelziffer Angel-Experte Helmuth Sage ist mit der Einstellung einverstanden - &bdquo;die drei werden es in Zukunft nicht mehr machen“, ist er überzeugt. Und um diese Aha-Momente gehe es bei einer solchen Anzeige. Kürzlich habe er ein ähnliches Verfahren erlebt, bei dem für zwei in Hohenhausen geangelte Bachforellen 600 Euro Geldauflage fällig wurden. Problematisch ist aus seiner Sicht, dass das Dunkelfeld des &bdquo;Schwarzangelns“ in den vergangenen Jahren immer größer geworden sei. &bdquo;Oft fehlt das Rechtsbewusstsein.“

Ob an der Weser, der Oster- und Westerkalle oder in Kalldorf: Immer wieder stießen die Aufseher auf unberechtigte Angler, auch Jugendliche. &bdquo;Zur Verhinderung einer Straftat“, habe er unlängst die Angelruten einiger Jungen konfisziert. Mit etwas Fingerspitzengefühl gelänge es ihm manchmal, die Petrijünger in den Schoß des Vereins zu locken. &bdquo;Wir freuen uns immer über Nachwuchs.“ Dort ließe sich dann der Angeleifer &bdquo;in Bahnen lenken“ - zumindest meist.

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