Detmold/Natori. Das Sendai National College of Technology ist seit 2004 Partnerschule des Felix-Fechenbach-Berufskollegs. Gerade war wieder eine Delegation aus Japan zu Besuch in Detmold. In einem Vortrag im Berufskolleg vermittelten die japanischen Schüler in Zweier-Gruppen verschiedene Folgen der Tsunamikatastrophe am 11. März 2011.
Ihre Schule in Natori liegt 80 Kilometer Luftlinie nördlich vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi (bei Okuma), also außerhalb der Evakuierungszone mit stark erhöhter radioaktiver Strahlung. Schwere Flutschäden hatte Natori trotzdem zu beklagen. Von der Schule wurden die Turnhalle und einige Gebäudeteile zerstört. 700 Menschen starben in Natori, 5000 gelten als vermisst.
Die hohe Zerstörungskraft der Flutwellen erklärten die Schüler mit dem hohen Anteil von Holzbauweise (80 Prozent) in Japan. Allerdings zeigten historische Holzbauwerke wie die 32 Meter hohe fünfstöckige Pagode des Horyju-ji-Tempels in Ikaruga aus dem Jahr 594, dass es möglich sei, auch mit Holz erdbebensicher zu bauen.
Als Reaktion auf die Katastrophe sind in Japan verschiedene Technologien entwickelt worden. Die Schüler berichteten von selbstleuchtender Farbe, mit der Fluchtwege und Treppen gekennzeichnet werden können (Leuchtdauer zwölf Stunden) sowie von speziell vorbehandeltem Reis, der drei Jahre haltbar ist und sich nach Zugabe von Wasser selbst erhitzt.
Damit lassen sich für Notfälle Vorräte anlegen, die auch ohne Strom- oder Gasversorgung verzehrt werden können. Außerdem stellten die Jugendlichen einen Tsunami-Schutzraum für vier Personen vor. Das kugelförmige Gebilde aus glasfaserverstärktem Kunststoff hält das Gewicht von 22 Tonnen aus, ist wasserdicht und schwimmfähig und kostet etwa 4500 Euro.
Dass die Flutkatastrophe auch die Produktion von traditionellem Kunsthandwerk beeinträchtigt, zeigten die japanischen Gäste am Beispiel von Obori-Keramik. Die doppelwandigen Gefäße werden seit 300 Jahren aus Materialien der Fukoshima-Region produziert. Die Hauptproduktionsstätte befand sich nur zehn Kilometer von Atomkraftwerk entfernt und zählt damit zu den stark verstrahlten Orten. Die Kunsthandwerker müssen seitdem auf alternative Rohmaterialien ausweichen.
Nach so viel ernster Kost, schlossen die Schüler ihren Vortrag mit der Erklärung verschiedener in Japan genutzter Piktogramme. Erklärt wurden Hinweisschilder auf Schutzräume sowie Gefahren durch Flut, Feuer und Geröll. Ein paar Piktogramme seien für Ausländer nicht verständlich – beispielsweise ein X als Hinweis auf einen Polizeiposten – und müssten für die Olympischen Spiele 2020 noch angepasst werden, empfahlen die Schüler.
Als besonderen Service für ausländische Gäste zeigten die Japaner schließlich die Piktogramme, mit denen die Tasten von japanischen Hightech-Toiletten beschriftet sind; für die nasse Reinigung des Hinterns und für den Luftstrom zum Trocknen. „Ich bevorzuge Papier", plauderte der vortragende Schüler aus seinen Erfahrungen. „Es geht schneller. – Aber es könnte interessant sein, beides auszuprobieren."