Detmold. Manchmal, wenn er morgens in die Lippische Landes-Zeitung guckt, dann ärgert sich Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann. Doch ganz abgesehen von ein wenig Unmut über den einen oder anderen politischen Kommentar steht für den gelernten Journalisten eines vollkommen außer Frage: „Es gibt kein besseres Portal, um Nachrichten in Lippe vernünftig und professionell durch kompetente Redakteure aufbereitet zu bekommen", sagte er.
Auf eine lange Litanei von Grußworten hatten die Organisatoren der großen Feier zum 250-jährigen LZ-Bestehen verzichtet – die beiden Bekenntnisse entlockte dem Landrat gestern Abend im Landestheater ZDF-Moderatorin Kay-Sölve Richter, die charmant die 400 geladenen Gäste durch einen unterhaltsamen Abend führte.
Zur Laudatio trat allerdings ein Gast aus Düsseldorf ans Rednerpult: Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Christina Kampmann. Für sie gehören „Zeitung und Demokratie zusammen", zitierte sie den designierten Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. „In einer Zeit wie dieser können wir die Bedeutung der Zeitung gar nicht hoch genug schätzen", betonte sie.
Die LZ gehöre zu den ältesten Blättern Deutschlands. „Das ist eine große Tradition, eine große Geschichte, die auch ein Stück Demokratiegeschichte unseres Landes ist. Darauf können Sie stolz sein." Guter Lokaljournalismus lade die Menschen ein, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen. „Und kaum etwas könnte heute wichtiger sein, wo wir erleben, dass eine stabile Demokratie überhaupt nichts Selbstverständliches ist, dass sie kein Geschenk, sondern wirklich ein dauernder Auftrag für uns alle ist."
Sie sei fest überzeugt, so betonte die Ministerin, dass guter Lokaljournalismus auch eine gute Zukunft habe – wenn vielleicht künftig auch nicht mehr so sehr im gedruckten Produkt. „Es geht um den Wert unabhängiger und sorgfältig recherchierter Berichterstattung. Und Sie, lieber Herr Giesdorf, stehen genau dafür. Und das mit einer 250-jährigen Tradition und mit einer ganz klaren Wertehaltung, einer starken Verwurzelung in der Region und der Nähe zu den Menschen."
Gleichwohl, das ließ Verleger Rainer Giesdorf gleich zu Beginn des Abends in seiner Begrüßungsrede durchblicken, war und ist der Wandel für die LZ immer vonnöten gewesen. Nun gelte es, die notwendige Transformation der Zeitung in die digitale Medienwelt „ohne Scheuklappen" und „ohne Arroganz" zu vollziehen.
Dass die Lippische Landes-Zeitung und damit auch der Qualitätsjournalismus eine Zukunft haben werden, davon zeigten sich alle überzeugt, die sich auf der Bühne zu Wort meldeten. Das gilt für den Vorsitzenden des NRW-Zeitungsverlegerverbandes, Christian DuMont Schütte, ebenso wie für die Medienexpertin Professorin Wiebke Möhring, wie sich in einer kleinen Talkrunde zeigte.
Indirekt stieß auch Kabarettist Christian Ehring, der das Publikum mit spitzer Zunge aufs Beste unterhielt, in dasselbe Horn. Er durchforstete die gestrige Jubiläumsausgabe, kam von der Sorge um die Armut trotz Arbeit auf den Sympathie-Zuwachs der Sozialdemokraten und schließlich auf Donald Trump zu sprechen, dessen Name ihm im Zusammenhang mit dem Amt des amerikanischen Präsidenten gar nicht recht über die Lippen kommen wollte.
Die Sorge um die Entwicklung des Qualitätsjournalismus in Zeiten von „alternativen Fakten" und der Beschimpfung der Medien treibt nicht nur Kabarettisten, sondern auch Verleger um.
Hier hatte Rainer Giesdorf am Ende des Abends eine treffende Antwort parat: Er spielte auf Trumps Sprecher Sean Spicer an, der in einer Pressekonferenz die wartenden Medienvertreter angeherrscht hatte, sie sollten gefälligst mal richtig „zuhören und das Maul halten". „Richtig zuzuhören", ja, das sei gerade jetzt eine wichtige Aufgabe für Journalisten, betonte Giesdorf. „Aber Maul halten – das ist nicht unsere Sache. In diesem Sinne: Lets have a party." Und das ließen sich die 400 Festgäste nicht zweimal sagen.