Oerlinghausen. Es muss zu Kaisers Zeiten ein echtes Freizeitzentrum gewesen sein – das Schopketal und das Schwimmbad darin. „Wenn man mit unseren Vorfahren über das Schopkebad sprach, dann leuchteten bei vielen die Augen", schwärmt Heimatforscher Werner Höltke noch heute.
Mit einer Gruppe von Oerlinghauser und Ubbedisser Heimatfreunden steht er vor einem heute eher unscheinbaren kleinen Teich, in dem Schilfpflanzen und Entengrütze das Bild bestimmen. Nebenan, wo früher eine gutbesuchte Gaststätte stand, lernen junge Vierbeiner in einer Hundeschule heute Disziplin.
„Hier haben nicht nur viele Menschen das Schwimmen gelernt, sondern hier trafen sich auch die Sänger der hiesigen Gesangvereine zum gemeinsamen Singen. Und viele Vereine feierten in der Gastwirtschaft ihre Feste", erklärt Werner Höltke der Gruppe.

Bauer Wöstenfeld habe 1895 einer Gruppe von Freibadfreunden, die sich „Schopkevetter" nannten, ein großes Areal in der Schopke verpachtet. Es waren die Oerlinghauser Kaufleute Wilhelm Nagel, Georg Sprenger, Hermann Weeke und Heinrich Freitag. Sie schachteten einen Badeteich aus, stauten das kalte Quellwasser und bauten zusätzlich ein Badehaus mit Umkleidekabinen. Durch den angrenzenden Sandberg kam sogar eine gewisse Strandatmosphäre auf. Und bald öffnete auch eine erste Gastwirtschaft ihre Pforten.
Es habe großer Trubel im Schopketal um 1900 geherrscht, sagt Werner Höltke. An schönen Sommertagen traf sich „ganz Oerlinghausen, Ubbedissen und Lämershagen" in der neuen Freizeitanlage. Anfangs allerdings sorgten strenge Baderegeln für Zucht und Ordnung. „Gleichberechtigung gab es noch nicht, die Frauen und Mädchen durften nur montags, mittwochs und freitags nachmittags das Bad besuchen", erzählt er.
Auch die Badekleidung um 1900 schien noch sehr unvorteilhaft für das weibliche Geschlecht. „Denn wenn sich die Damen in Pumphosen und bis zum Hals zugeknöpfter Badekleidung im Wasser bewegten, blähte sich die Luft auf, so dass sie unförmigen Walrössern nicht unähnlich sahen", witzelt Höltke. Erst ab 1910 durften sich dann Frauen und Männer zugleich im Wasser tummeln.
„Um das Wasser sauber zu halten", berichtet Werner Höltke, „setzte man Forellen und Karpfen ein, die munter um die Schwimmer herumkurvten und offenbar niemanden störten." In der kühlen Jahreszeit wurden die Fische dann gefangen und es gab ein leckeres Fischessen für Betreiber und Freunde des Bades.
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges wurde es ruhig um das Schopkebad. Erst in den 1920er Jahren öffnete man es wieder für die Badegäste, doch die früheren Besucherzahlen wollten sich nicht mehr einstellen. Schließlich hatte das Schopkebad attraktive Konkurrenz bekommen: das Freibad am Kalkofen lockte unter anderem mit einem größeren Becken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schopkebad zwar noch einmal renoviert. Dennoch kamen kaum Gäste – in einem Dornröschenschlaf schlummerte es dahin und wurde schließlich geschlossen. Bis heute ist hingegen das Freibad am Kalkofen Zentrum des Oerlinghauser Badebetriebes.