Bielefelder Tierschützer fassungslos über heftigen Fall von Tierquälerei

Bielefeld. &bdquo;Das darf einfach nicht passieren“, sagt Anjuli Barber, promovierte Biologin aus dem Bielefelder Tierheim. Die Unachtsamkeit der Menschen hat jetzt wieder ein Tier das Leben gekostet. Weitere sind schwer verletzt.

Anwohner trauen ihren Augen kaum, als sie die kleinen, verängstigten und völlig erschöpften Vögel am 13. Oktober auf ihrem Hausdach entdecken. Mehrere Hausrotschwänze kleben nach Bauarbeiten auf dem Dach fest.

Offenbar war die Fläche zuvor mit einer klebrigen Beschichtung behandelt worden, ohne ausreichend gesichert zu werden. Für die Tiere wurde sie zur tödlichen Falle. Zunächst konnten sie aber befreit werden und werden derzeit in der Wildvogelstation im Tierheim Bielefeld versorgt.

Vergiftungen durch Chemikalien möglich

&bdquo;Die Finder gaben uns den Namen der Marke des klebrigen Stoffs, so konnten wir schnell handeln und beginnen, die Hausrotschwänze von dem Stoff zu befreien“, berichtet Barber. Für einen der Vögel kam die Hilfe zu spät. Den anderen beiden geht es noch immer nicht gut. &bdquo;Sie hatten sich unter anderem eine Menge Federn ausgerissen, unter anderem die Schwungfedern, sind noch immer flugunfähig“, sagt Barber. Ob die Tiere sich jemals wieder erholen, sei nicht klar.

Niemand weiß, wie lange sie dort auf dem Dach festhingen. Auch sind Vergiftungen durch die Chemikalien an den Vogelkörpern möglich.

Bielefelder Tierschützer erstatten Anzeige Tierschützer wie Anjuli Barber sprechen von einem vermeidbaren, vermeintlich banalen Vorfall mit gravierenden Folgen. Die Stelle hätte abgesichert werden müssen, sagt Barber. Inzwischen wurde Anzeige bei der Unteren Naturschutzbehörde erstattet. Diese prüft nun, ob Verstöße gegen das Tierschutz- oder das Bundesnaturschutzgesetz vorliegen.

Beide Gesetze schützen wild lebende Tiere laut dem Naturschutzbund ausdrücklich: Nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes &bdquo;macht sich strafbar, wer einem Wirbeltier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt. Und Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes verbietet, besonders geschützte Arten – wie nahezu alle heimischen Singvögel – zu verletzen oder zu töten“, heißt es.

Auch Fahrlässigkeit kann hier schwer wiegen: Wird bei Bauarbeiten nicht ausreichend abgesichert, kann das als Verstoß gewertet und mit empfindlichen Geldbußen oder sogar Freiheitsstrafe geahndet werden.

Immer wieder angeschossene Tiere in Bielefeld

Für die Mitarbeiter des Tierheims ist der Fall der festgeklebten Vögel kein Einzelfall von Tierquälerei. Immer wieder erstattet das Team Anzeige – oft gegen Unbekannt. Immer wieder werden angeschossene Tiere gebracht. Noch nicht lange her ist der Fall einer Ringeltaube mit einem Teil einer Armbrust im Körper. &bdquo;Es hat ewig gedauert, bis wir das Tier gefangen und davon befreit hatten.“

In der Stadt seien immer wieder Tauben mit teils abgestorbenen Füßen unterwegs, weil sie sich in weggeworfenen Fäden verheddern. Mit Grauen denkt Barber an die Amselmutter mit dem abgeschnittenen Schnabel. Oder die Taube, die an den Füßen festgebunden kopfüber am Bielefelder Fensterbrett baumelte.

&bdquo;Die Menschen müssen einfach umsichtiger sein, ein wenig nachdenken. Bei Bauarbeiten, beim Heckenschnitt – wenn da Nester entdeckt werden, bitte immer Rücksprache mit uns oder Naturschutzbehörden halten.“ Andernfalls könne es durchaus teuer werden. Die Untere Naturschutzbehörde habe bereits Baustellen stillgelegt, weil Mauersegler-Nester an Dächern entdeckt wurden.

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