Schieder-Schwalenberg. Für einige ist er schon so gut wie im Amt. Doch für Jörg Bierwirth ist der Weg in das Schieder-Schwalenberger Bürgermeisterbüro noch weit. Denn er macht sich als unabhängiger Kandidat auf diese Reise.
Herr Bierwirth, was bedeutet es formal, dass Sie sich parteilos um das Amt bewerben?
Bierwirth:Das heißt, dass ich erst einmal Unterstützer brauche, um meine Bewerbung einreichen zu können. Ich brauche 84 Unterschriften - drei mal so viel wie die Anzahl der Ratsmitglieder in Schieder-Schwalenberg.
Sie putzen Klinken, um die Unterschriften zu bekommen?
Bierwirth: Genau. Ich bin an den beiden vergangenen Wochenenden einfach mal losgegangen. Zunächst mal habe ich, das gebe ich zu, bei den Leuten geklingelt, von denen ich glaube, dass sie mich kennen.
Wie waren Ihre ersten Erfahrungen? Haben Sie die Unterschriften schon beisammen?
Bierwirth: Ja, es sind schon über 100. Das ist erst einmal wichtig, sozusagen eine psychologische Hürde. Aber ich hatte mir nie ausgemalt, dass das so zeitintensiv sein würde.
Wie haben die Leute denn reagiert?
Bierwirth: Das ist es ja: Unglaublich aufgeschlossen. Ich bin wirklich ausnahmslos überall hereingebeten worden. Teilweise wurde schon gesagt: „Komm rein“, bevor ich überhaupt den Mund aufgemacht habe. Es war wirklich sehr interessant.
Wie sieht es denn mit den Inhalten aus? Sie waren ja jüngst noch Mitglied in der FDP...
Bierwirth: Ja, aber das ist genau der Punkt. Ich glaube, auf kommunaler Ebene ist die Parteizugehörigkeit zu vernachlässigen. Nach dem, was ich jetzt gehört habe, sind die Bürger es einfach leid, sie wollen diese Parteistreitigkeiten nicht mehr. Und sie wollen, dass der Rat an einem Strang zieht. Ich persönlich glaube, ein Bürgermeister mit einem Parteibuch hätte zur Zeit gar keine Chance.
Aber wofür stehen Sie eigentlich politisch?
Bierwirth: Also, ich habe kein Patentrezept. Ich glaube, man muss aufpassen, dass man in den Ortsteilen nicht alles kaputt spart. Sie dürfen nicht zu Schlafstätten verkommen.
Wie würden Sie Ihre Rolle sehen, wenn Sie Bürgermeister würden?
Bierwirth: Ich finde es wichtig, dass die Fachbereiche eigenverantwortlich arbeiten. Als Verwaltungschef muss ich da die Finger rauslassen, ich würde mich eher als Bindeglied zwischen Verwaltung auf der einen und Rat und Bürgern auf der anderen Seite sehen.
Was halten Sie davon, Schieder-Schwalenberg auf umliegende Kommunen zu verteilen?
Bierwirth: Nichts. Auch größere Städte haben Probleme. Wichtiger ist, dass die kleinen Kommunen viel stärker kooperieren. Wir müssen mehr unser Personal und das Fachwissen zusammenlegen.
Nennen Sie doch mal ein Beispiel.
BIERWIRTH: Man könnte sich beispielsweise einen Vollziehungsbeamten teilen, das machen wir in Marienmünster, Nieheim und Steinheim auch so. Man könnte auch die Baukontrollen bündeln.
Ein großes Problem der Kommunen ist die Zahl der Flüchtlinge. Was sagen Sie dazu?
Bierwirth: Der Bund muss nacharbeiten und darf die Kommunen finanziell nicht allein lassen. Und man darf Flüchtlinge nicht einfach irgendwo unterbringen und im eigenen Saft schmoren lassen. Wir müssen sie in die Dorfgemeinschaften aufnehmen.
Die Fragen stellte LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer.
STIMMEN
Schieder-Schwalenberg (an). Eins ist mit Sicherheit klar: Da der Amtsinhaber Gert Klaus nicht mehr antritt, werden die Schieder-Schwalenberger im September einen neuen Bürgermeister wählen. Die LZ hat sich am Rande des Neujahrsempfangs umgehört, wie sich die Bürger den Neuen – unabhängig von Partei und Person – denn so wünschen.
„Ich wünsche mir, dass ein Bürgermeister was für kleine und Kleinstbetriebe tut. Ich fände es wichtig, dass Existenzgründer von der Stadt gefördert werden und dass wir die Rahmenbedingungen schaffen, damit Fachkräfte hier leben wollen.“
Ralf Pankoke, Garten- und Landschaftsarchitekt in Schieder
„Wir brauchen einen Bürgermeister, der nicht Gutachten macht, sondern auch wirklich etwas tut. Und wir brauchen einen, der die Menschen begeistern kann, und, das finde ich ganz wichtig: Er muss bereit sein, das vorhandene Engagement in der Bevölkerung aufzunehmen anstatt es auszubremsen.“
Uwe Sundermann, Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Schieder
„Wir brauchen einen innovativen Bürgermeister, der sich vor allem bemüht, dass wir in Schieder-Schwalenberg vermehrt in Förderprogramme kommen. Wenn ich das mit Lügde vergleiche, dann können wir hier noch eine Menge tun, damit Schieder-Schwalenberg wieder attraktiver wird.“
Christa Podeswa, ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Schloss und Schlosspark Schieder.
„Ich wünsche mir einen Bürgermeister mit Visionen.“
Marlies Schiller, Vorsitzende des Frauenchores Schieder