Schieder-Schwalenberg. Eine Handvoll alter Geldscheine, viele davon mehr als 100 Jahre alt und mit schönem Druck hat LZ-Volontärin Freya Köhring auf dem Dachboden gefunden. Insgesamt haben sie einen Wert von mehr als 38.000 Reichsmark. Doch was kann man damit heute noch anstellen? Man müsse sich mit jedem einzelnen Schein beschäftigen, das sagt Roland Schaberich.
Er ist Grabungstechniker im Landesmuseum in Detmold, und sein Spezialgebiet sind Münzen. Die Frage, was alte Schätzchen wert sind, werde im Museum oft gestellt. Doch die Antwort ist zumeist komplex. „Uns interessiert der historische Zusammenhang, nicht der materielle Wert", sagt Schaberich. Dachbodenfunde gibt es häufiger, und auch das ist aus Sicht des Wissenschaftlers sehr erfreulich, denn das weckt das Interesse an den Geschichten drumherum.
So wie bei Freya Köhring, die eigentlich nur ein Buch gesucht hatte. Ein alter Schrank in dem kleinen Zimmer auf dem Speicher weckte ihr Interesse. „Ich musste einfach einen Blick hinein werfen." Die Scharniere sind ganz rostig. Innen hängen Jacken und Kleider, die muffig riechen, und es staubt ein wenig. „Doch da lag auch dieses kleine Mäppchen mit ganz vielen Geldscheinen, die ich mir genauer ansehen musste", erzählt sie.
Ein dicker, bunter Packen Inflationsgeld. Geringster Wert: eine Reichsmark - höchster Wert: 5.000 Reichsmark. Insgesamt sind es 38.240 Reichsmark, dazu Darlehnskassenscheine im Wert von 242 Mark. Viele der Banknoten sehen ziemlich abgewetzt aus, doch ein paar sind richtig schön. Sie haben eine kräftige Farbe und sind mit Ornamenten sowie mythologisch aussehenden Figuren verziert.
Wie viel sind die wert? Roland Schaberich winkt ab. „Sie können 999 haben, für die Sie nichts bekommen, aber einer bringt viel Geld - ansehen können Sie ihm das aber nicht", sagt er. Nicht die Farben oder Ornamente zählen, sondern der Aufdruck. Kennbuchstaben auf Banknoten und Münzen verweisen auf den Druck- oder Prägeort. „Da gibt es Anstalten, die nur wenige Serien in Umlauf gebracht haben. Die sind bei Sammlern begehrter." In Katalogen müsse man dann suchen, zusätzlich helfe auch das Internet. Allerdings gebe es dann auch eine zweite Hürde: „Sie müssen einen Sammler finden, und das ist gar nicht so einfach, denn die sterben aus."
Wer sich die eigene Recherche sparen möchte und zum Händler geht, der müsse für die Taxierung der Scheine einen prozentualen Anteil des Wertes zahlen. „Das heißt aber nicht, dass Sie den Wert auch erzielen können", sagt Schaberich. Bleibt die Möglichkeit, es von anderen Experten taxieren zu lassen, im Museum womöglich? Nein, sagt der Experte, das werde im Landesmuseum nicht mehr gemacht, denn es koste sehr viel Zeit.
Ein Fund könne allerdings als Schenkung oder unter Umständen als Dauerleihgabe abgegeben werden. Der Unterschied liegt in dem weiteren Vorgehen. „Mit einer offiziellen Schenkung können wir verfahren, wie wir es als wissenschaftlich am sinnvollsten erachten. Bei einer Dauerleihgabe müssen wir die Sachen restaurieren und erhalten, natürlich nur, wenn von den Fundstücken keine Gefahr für den Bestand ausgeht, also zum Beispiel kein Schädlingsbefall vorliegt", erklärt der Museumsexperte.
Und was sollte nun seiner Meinung nach aus den vielen schönen Scheinen aus dem Schrank werden? „Zum Wegwerfen sind sie zu schade. Ich würde sie aufheben, vielleicht ein Bild daraus gestalten und es an die Wand hängen."
Wenn Sie auch schon mal einen Dachbodenfund gemacht haben, dann schicken Sie uns Ihre Kontaktdaten und ein Foto, das wir veröffentlichen können, an detmold@lz.de und erzählen Sie uns kurz, welche Geschichte Sie damit verbinden. Die LZ stellt einige Fundstücke, die gerne schon älter sein dürfen, in den nächsten Wochen vor.