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Wolfgang Lehrke leitete 31 Jahre die VHS Lippe-Ost

Axel Bürger

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Faible für alte Schätzchen: Wolfgang Lehrke fühlt sich auf dem Land wohl, Traktorfahren kann er auch. Seine BMW ist aber sein eigentlicher Schatz. Als Rentner hat er ein altes Hobby wiederbelebt. - © Axel Bürger
Faible für alte Schätzchen: Wolfgang Lehrke fühlt sich auf dem Land wohl, Traktorfahren kann er auch. Seine BMW ist aber sein eigentlicher Schatz. Als Rentner hat er ein altes Hobby wiederbelebt. (© Axel Bürger)

Schieder-Schwalenberg/Hohnhorst. 31 Jahre war Wolfgang Lehrke Leiter der VHS Lippe-Ost, 17 Jahre lang züchtete er schottische Hochlandrinder, seit neun Jahren ist er im Ruhestand, seit zwei Jahren „echter" Rentner. Denn nach dem Ausscheiden aus der Volkshochschule fungierte der heute 69-Jährige noch lange als Bürgermeister und ehrenamtlicher Gemeindedirektor im niedersächsischen Hohnhorst.

Lehrke wechselte 1977 aus Lüdenscheid nach Schieder-Schwalenberg. „Ich lebte seinerzeit in Stadthagen und wollte nicht nach Lüdenscheid ziehen, da kam die Stellenanzeige der VHS Lippe-Ost gerade richtig", erinnert er sich. Lehrke, gelernter Landwirt mit Studienabschluss in Erziehungswissenschaft, war in politisch ambitionierten Zeiten (68er) stets davon begeistert, durch Bildung die Gesellschaft zu verändern.

Dass die Volkshochschulen nur begrenzt Abhilfe schaffen konnten, wurde ihm schnell bewusst. „Wir mussten damals mit dem Image kämpfen, vor allem Englisch und Malkurse im Angebot zu haben." Lehrke zog nach Schieder, später nach Blomberg und stürzte sich vor allem auf neue Angebote der Erwachsenenbildung. „Hauptschulabschlüsse nachmachen, Altenpfleger-Lehrgänge, Tischler und Schlosser ausbilden, das hat unsere VHS seinerzeit von anderen Institutionen in Lippe unterschieden", sagt er.

Dabei hatte alles ganz anders in seinem Leben angefangen. „Mein Onkel besaß einen Bauernhof, ich war in den Ferien regelmäßig da und begeisterte mich für Ackerbau und Viehzucht." Lehrke absolvierte sogar eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Schon immer ein politischer Mensch, kam er in seiner Göttinger Studienzeit den Genossen nahe, trat 1972 in die SPD ein, wurde noch im Studium Vater und heiratete.

Alles ewig her. 2008, nach 31 Jahren, verließ er im Alter von 60 Jahren die Volkshochschule. „Ich lebe mit dem Status eines Schwerbehinderten, weil ich acht Jahre zuvor eine große Gehirn-OP zu verkraften hatte.

Dieser Umstand ermöglichte es mir auch, früher in den Ruhestand zu gehen." Lehrke, mittlerweile geschieden, zog zurück in die Heimat. In Hohnhorst wohnt er seitdem auf dem Bauernhof seines Onkels, die Flächen sind verpachtet, Tiere gibt es seit zwei Jahren nicht mehr. „Ich hatte jahrelang schottische Hochlandrinder gezüchtet, 2015 wurden die beiden letzten geschlachtet."

Was ist aus 31 Jahren Volkshochschule geblieben? „Es war nie einfach, im ländlichen Raum die Bevölkerung hinterm Ofen hervor zu locken. Das Kerngeschäft blieb lange der Spanischkurs für Anfänger oder Yoga", so seine Einschätzung. Einmal im Jahr besucht er die ehemaligen Kollegen in Schieder-Schwalenberg, unter anderem seinen Nachfolger Johannes Reineke.

Ansonsten findet die Gegenwart 75 Kilometer östlich statt. In Hohnhorst war er lange SPD-Ratsherr und Ortsbürgermeister. „Fünf Jahre waren viele Wochenenden mit dem Besuch von Versammlungen und Festen in der Region ausgebucht. Feuerwehr, Sportverein, Jäger, irgendwo musste ich immer hin. Die Bürger erwarten auf dem flachen Land, dass der Bürgermeister vorbei kommt", sagt er.

Seit 2016 ist Schluss in der Politik. Lehrke ließ ein längst verschüttetes Hobby wieder aufleben. „Ich habe mir eine 650er BMW gekauft und eine kleine Gruppe fährt jetzt hier aus dem Dorf regelmäßig über Land."

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