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Warten auf den ersten Wolf in Ostwestfalen-Lippe

Revierförster Achim Büscher aus Porta Westfalica rechnet täglich damit / Drei Rudel in Niedersachsen

VON STEFAN LYRATH

Wölfe nähern sich Ostwestfalen-Lippe - © Porta Westfalica
Wölfe nähern sich Ostwestfalen-Lippe (© Porta Westfalica)

Porta Westfalica. Der Wolf hat überlebt. Menschen ist es nicht gelungen, ihn in Deutschland für immer auszurotten. Auf ihrem Weg nach Westen könnten Wölfe in Kürze auch Ostwestfalen-Lippe erreichen. "Das kann schon morgen passieren", sagt Achim Büscher, Revierförster in Porta Westfalica.

Weit ist der Wolf nicht mehr entfernt. Allein in Niedersachsen gibt es derzeit drei Rudel, eins davon bei Celle und weitere in der Lüneburger Heide. Jedes Rudel produziert pro Jahr vier bis acht Welpen - bei einer Sterblichkeitsrate, die um 50 Prozent liegt. Wenn Jungrüden mit etwa zwei Jahren geschlechtsreif werden, suchen sie sich Reviere.

In einer Nacht können die scheuen Raubtiere bis zu 70 Kilometer zurücklegen. "Man muss also damit rechnen, dass einzelne Wölfe bald hier auftauchen", erklärt Revierförster Büscher.

Einzelne Wölfe gelten allgemein als "unsichtbar". Auch Rudel meiden zumeist den direkten Kontakt zum Menschen. - © FOTO: NW
Einzelne Wölfe gelten allgemein als "unsichtbar". Auch Rudel meiden zumeist den direkten Kontakt zum Menschen. (© FOTO: NW)

Ganze Rudel werden sich in den Wäldern im Kreis Minden-Lübbecke vermutlich nicht niederlassen, dazu ist der Verkehr auf Straße und Schiene nach Einschätzung des Regionalforstamtes Hochstift zu stark. Am Durchwandern dürfte dies Rüden, die noch Single sind, indes nicht hindern. "Sie würden auch durch die Weser schwimmen oder nachts über die Portabrücke laufen", glaubt Büscher.

Der Revierförster jedenfalls freut sich auf die Rückkehr des Wolfes. "Solch eine Art von Raubwild macht den biologischen Kreislauf wieder rund", erklärt er. "Der Wolf nimmt zum großen Teil junge, verletzte und kranke Stücke. Damit trifft er eine gute Auslese, um die Kondition des Wildes zu verbessern." In NRW gibt es seit rund 170 Jahren keine Wölfe mehr.

Revierförster Achim Büscher mit seinem Jagdhund Falk, einem engen Verwandten des Wolfes. - © FOTO: STEFAN LYRATH
Revierförster Achim Büscher mit seinem Jagdhund Falk, einem engen Verwandten des Wolfes. (© FOTO: STEFAN LYRATH)

Schafzüchter oder Menschen, die ein Wildgatter betreiben, sehen den Heimkehrern mit gemischten Gefühlen entgegen. Dem Kreis Höxter hat ein Wolf, den es zuvor aus Sachsen in den hessischen Reinhardswald verschlagen hatte, vor wenigen Jahren bereits einen Besuch abgestattet.

Bei der Gelegenheit riss das Tier ein Schaf auf der Weide. Das kann immer wieder passieren, auch wenn beispielsweise die Nahrung der Wolfsrudel in Sachsen nur zu verschwindenden 0,6 Prozent aus Nutztieren besteht.

Mit einer Wanderausstellung, die zuletzt bei den Holztagen Mindenerwald zu sehen war, informiert der Landesbetrieb Wald und Holz NRW umfassend zum Thema Wolf. Tipps, wie sich Übergriffe auf Nutztiere, vor allem Schafe, verhindern lassen, bieten beispielsweise auch Broschüren der Landesjägerschaft Niedersachsen. Zum Beispiel durch spezielle Zäune mit und ohne Strom. Oder durch Hütehunde wie den bis zu 60 Kilo schweren Pyrenäen-Berghund, einen furchtlosen Koloss, der sich dem Wolf furchtlos zum Kampfe stellt.

"Kommt der Wolf über das Steinhuder Meer, den Schaumburger Wald, die Bückeberge zu uns? Oder weiter nördlich über das Große Moor bei Uchte?", fragt Achim Büscher eher rhetorisch, um die Antwort selbst zu geben: "Keiner weiß es. Und das macht die Sache so spannend."

Fest steht: Einzelwölfe gelten als "unsichtbar". Sobald der erste Räuber eingetroffen ist, wird er jedoch durch Risse von Reh, Damwild oder Wildschwein auf sich aufmerksam machen - Beutetiere, die angesichts der hohen Wilddichte in deutschen Wäldern fast schon im Überfluss vorkommen.

Direkten Kontakt zum Menschen meidet der engste Verwandte des Haushundes dagegen wie der Teufel das Weihwasser. Mit der Nähe menschlicher Siedlungen kann er sich dagegen durchaus arrangieren. Wölfe sind europaweit streng geschützt.

Seitdem sie nach der Wende auf früherem DDR-Gebiet nicht mehr geschossen werden durften, breiten sich die Rudel fortwährend weiter nach Westen aus. Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland wieder Wolfswelpen, besonders viele wurden in der Lausitz geboren. Doch selbst dort haben den Wolf erst wenige Menschen zu Gesicht bekommen.

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