
Höxter. Trümmerteile bedecken den Waldboden, auf einer Tragfläche der Maschine liegt ein blutender Mensch. Dramatische Bilder nach dem Flugzeugabsturz auf dem Räuschenberg am Sonntag. Für Roger Knoll sind solche Szenen Alltag. Berufsalltag. Der Absturzermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen hat am Montagvormittag seine Arbeit am Wrack aufgenommen. Die NW hat ihn begleitet.
Schweißperlen kullern Roger Knoll (52) über die Stirn. Mit ruhiger Hand schraubt der Flugunfalluntersucher die Zündkerzen aus dem Motorblock der verunglückten Piper Lance heraus. Hält sie ins Sonnenlicht und legt sie ordentlich auf die Tragflächen des Wracks. Bei den Ermittlungen zum Flugzeugabsturz auf dem Räuschenberg am Sonntag kann jedes noch so kleine Detail eine Rolle spielen. Wir haben die Ermittler bei ihrer Arbeit beobachtet.
200 Meter weit war die Maschine gekommen, dann krachte das Heck in den Wald. Wie berichtet, haben Zeugen beobachtet, dass die "Piper PA 32 Lance" zu wenig Höhe erreicht hatte, alle Insassen wurden durch den Absturz verletzt. Der 35 Jahre alte Pilot, ein offenbar erfahrener Fluglehrer, wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus nach Bielefeld gebracht. Er erlitt schwere Verletzungen, ist aber offenbar außer Lebensgefahr.
Am Montagvormittag haben Unfallermittler der Kriminalpolizei Höxter, des Landeskriminalamtes und der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung ihre Arbeit aufgenommen Zunächst wurde die Landebahn von den Ermittlern mit einem Lasergerät vermessen, anschließend haben sie die Unglücksstelle im Wald mit einem Hubschrauber überflogen, um Rückschlüsse auf den Unglückshergang ziehen zu können.
Außerdem liegt der Polizei auch ein Amateurvideo vor, auf dem die ersten Minuten des Flugzeugstarts zu sehen sind. Das hat Roger Knoll (52) noch nicht ausgewertet, als er mit gelben Gummistiefeln und einem grünen Overall der Bundesstelle für Flugunfälle zum Wrack geht. Am Motorblock schraubt er die Zündkerzen heraus. "Jedes Detail kann wichtig sein", sagt er.
Zündkerzen waren einwandfrei
Wären auf einer Zündkerze Rückstände von Rauch oder Verbrennungen zu sehen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass einer der 6 Zylinder der 300-PS-Maschine womöglich nicht richtig funktioniert habe. Knoll findet aber nichts. An den Zündkerzen klebt sogar noch Treibstoff, sie haben also einwandfrei funktioniert.
"Wenn der Pilot berichtet, dass mit dem Motor etwas nicht gestimmt hat, kommt die ganze Maschine auf den Prüfstand", sagt der Ermittler. Bisher konnte der offenbar noch nicht befragt werden. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen, noch ist alles offen", sagt Knoll. Sowohl ein Pilotenfehler als auch ein technischer Defekt sei als Unfallursache denkbar.
Den Zeugenaussagen zum Unfallhergang traut der Experte nicht. "Wenn ein Flugzeug abstürzt, berichten Beobachter fast immer, dass sie merkwürdige Geräusche gehört haben oder dass der Motor ganz ausgesetzt habe, das ist unsere Erfahrung." Zeugenaussagen spielten beim derzeitigen Stand der Ermittlungen keine zentrale Rolle für die Aufklärung.
Passagiere gehörten zur Schützengilde
Einen Zwischenbericht wollen die Ermittler so schnell wie möglich vorlegen, mit einem endgültigen Ergebnis rechnen sie jedoch nicht vor November.
Alle Passagiere waren Mitglieder der Schützengilde Höxter. Vor zwei Wochen hatten sie den Flug während eines Ausfluges der 2. Kompanie gewonnen. Michael Birke, Pressereferent der Zweiten Kompanie: "Ich war bestürzt und betroffen, als ich von dem Absturz gehört habe."
Unklar ist bisher noch, wie es den Verletzten geht. "Gestern gab es aber keine festen Anhaltspunkte dafür, dass bei ihnen schwere Folgeschäden auftreten könnten", sagt zumindest Dr. Claus-Peter Klein, Leitender Notarzt vor Ort.