Raubüberfall auf Netto-Markt: Gericht zweifelt Zeugenaussage an

Detmold. Es gibt einzelne Indizien, die für die Schuld des Angeklagten sprechen, letztendlich haben für das Gericht aber die Zweifel überwogen. Darum sprach die Große Strafkammer ihn am Freitag beim Prozess um den Überfall auf den ehemaligen &bdquo;Netto"-Markt an der Ecke Lagesche Straße/Lemgoer Straße am 28. Februar vergangenen Jahres frei.

Der Horner soll gegen 15 Uhr den Markt mit einer Sturmhaube betreten und vom Kassierer die Herausgabe des Geldes unter vorgehaltener Gaspistole verlangt haben. Als es ihm nicht schnell genug gegangen sein soll, habe er dem Kassierer mit der Waffe in den Nacken geschlagen. Mit dem Betrag von 670 Euro in einer mitgebrachten Plastiktüte verschwand der Täter.

Nachdem der 38-jährige Angeklagte dem Gericht einen Einblick in sein von Drogen und Alkohol geprägtes Leben gegeben hatte, sagte er: &bdquo;Ich war das nicht." Außerdem habe er nie eine Waffe besessen. Er sei zur Tatzeit mit seiner damaligen Freundin in der Wohnung eines Bekannten in der Nähe gewesen, um Drogen zu konsumieren. So erklärt er sich, dass sein Handy im Funkmast in der Nähe des betroffenen Marktes eingewählt war. Während die Ex-Freundin diese Version bestätigt, behauptet der Wohnungsinhaber, er sei mit der Frau allein gewesen.

Der Angeklagte bestreitet nicht, dass er am Tattag im &bdquo;Netto" gewesen ist, so wie fast jeden Tag zu der Zeit, als er in der Drogenszene im Gorkipark hinter dem Landestheater aktiv war. &bdquo;Ich kenne die Verkäufer dort", sagte der Angeklagte. Auch der 23-jährige Zeuge, der an jenem Tag das Geld aus der Kasse nahm, erkannte ihn als Kunden, aber nicht als Täter: Von der Statur her hätte es der Angeklagte sein können, sagte der Auszubildende auf die Frage des Vorsitzenden Richters Karsten Niemeyer. Nach dem Überfall habe er eine Zeit nicht arbeiten können. Jetzt arbeitet er in einer anderen Filiale.

Das Gericht zweifelt Zeugenaussage an Ein 15-jähriger Schüler ist dem Täter nach dem Überfall auf der Straße begegnet, als dieser sich gerade die Sturmhaube vom Kopf zog. Es sei derselbe Mann gewesen, der ihn eine halbe Stunde zuvor nach der Uhrzeit gefragt habe. Der Schüler erkannte den Angeklagten aber nicht. Außerdem war er sich sicher, dass der Täter keine Brille trug – der Angeklagte trägt eine.

Auf den Horner war die Polizei durch die Aussage eines 29-jährigen Drogenabhängigen gekommen, der bei dem Angeklagten eine Zeit lang lebte und momentan in der Justizvollzugsanstalt Willich einsitzt. Erst sagte er: &bdquo;Das war nur daher gelabert. Ich habe versucht, mich verlegen zu lassen." Später meinte er: &bdquo;Der hat mir erzählt, dass er den Überfall gemacht hat." Der Vorsitzende Richter glaubt ihm &bdquo;kein Wort". Staatsanwaltschaft und Verteidigung auch nicht: Sie beantragten Freispruch.

Neben dem Überfall war der Horner wegen des Handels mit Betäubungsmitteln angeklagt. Dieses Verfahren wurde vom Überfall-Prozess abgetrennt.

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