Sensation: Als am Schloss Brake drei Dromedare grasten

Lemgo. Wer ins Weserrenaissance-Museum Schloss Brake kommt, trifft auf für unsere Gefilde eher ungewöhnliche Gefährten. Dromedare sind dort zu finden, in klein und in Lebensgröße - und die verbindet mit dem Schloss eine besondere Geschichte.

Denn drei der einhöckerigen Lastentiere grasten Ende des 16. Jahrhunderts am Schloss Brake. Doch wie waren sie dahin gekommen? Graf Simon VI. war es, der die Tiere als Statussymbole nach Lemgo holte. Er ließ sich 1597 gleich drei der für den Lipper überaus exotischen Kamele liefern. Die mussten den weiten Weg vermutlich aus Anatolien nach Lippe antreten und kamen nach Wochen in Lemgo an. Eine Sensation für die damalige Zeit, denn der gemeine Bürger hatte bis dato ein solches Tier wohl noch nie gesehen - ebenso wie nur wenige der adeligen Häupter.

Statusobjekt der besonderen Art Graf Simon VI. ließ sich diese besonderen Statusobjekte von dem sächsischen Adeligen Hans von Löser III. liefern. Einem noch existenten Briefentwurf zufolge bedankt sich Graf Simon VI. im Mai 1597 bei Hans Löser für die drei &bdquo;Camell“. Im Juni 1599 lässt er Kissen, Sättel und einen Hocker für die Tiere liefern. 1602 wird ein Bediensteter dafür entlohnt, dass er sich eineinhalb Jahre um die Tiere gekümmert hatte. Demnach scheinen die Kamele zu diesem Zeitpunkt noch gelebt zu haben.

Belegt ist auch, dass sie geritten wurden und ansonsten wohl ein recht müßiges Leben führten. Vermutlich wurden sie im Tierpark an der Fahrenbreite gehalten, wie die vormalige Museumsleiterin Dr. Vera Lüpkes in dem Aufsatz &bdquo;Handelsware aus dem Osmanischen Reich - drei ,Camell’ für Graf Simon VI. zur Lippe“ schreibt (veröffentlicht in ihrem Buch &bdquo;Turcken“, 2011).

Ein Anblick, der in Lemgo und am Hof für Begeisterung gesorgt haben dürfte, denn kaum jemand hatte diese Tiere aus dem Nahen Osten zuvor je gesehen. Graf Simon VI. hingegen kannte die Kamele nicht nur von Abbildungen, sondern er hatte sie auch in natura bereits zuvor bewundert. So hatte er bei der Hochzeit von Herzog Albrecht Friedrich zu Preußen (1573) ein solches Tier bestaunen dürfen, und vermutlich war da auch der Wunsch gereift: &bdquo;So ein exotisches Tier will ich auch haben.“

Dabei handelte es sich um Dromedare, wie sie damals als Last- und Reittiere in Asien und Arabien weit verbreitet waren. Der europäische Markt wurde vor allem mit in Anatolien gezüchteten Tieren beliefert. Für polnische und preußische Händler war Adrianopel, d as heutige Edirne an der Grenze zu Bulgarien, relativ gut zu erreichen. Möglicherweise übernahmen dort Viehhändler die Tiere. So auch die drei Dromedare von Graf Simon VI., die der Weg von dort vermutlich über Brünn (tschechisch Brno), Prag und Leipzig über Pretzsch an der Elbe bis nach Lemgo führte.

Im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake erinnert man an die für Lemgo besonderen Tiere: So hat die Künstlerin Isolde Frepoli 2011 ein lebensgroßes Dromedar aus Gips für das Museum gefertigt, ebenso wie ein Modell mit drei kleinen Dromedaren. Ursprünglich war das Modell als Vorlage für ein Kunstwerk auf dem Schlosshof geplant, das aber nie umgesetzt wurde.

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