Neues Buch: Wie der kulturelle Austausch in Lippe vor Jahrhunderten funktionierte

Lemgo. Kultureller Austausch ist seit jeher Motor von Entwicklung und Innovation – auch in der Musikgeschichte. Das frisch erschienene &bdquo;Schütz Jahrbuch 2024“ widmet sich dem Thema mit Blick auf Graf Simon VI. zur Lippe und sein kulturell geprägtes Umfeld.

Im Herbst 2024 war Lemgo Gastgeber des 53. Internationalen Heinrich-Schütz-Festes, eingebettet in das Musikfestival MixTour. Herzstück war ein wissenschaftliches Symposium unter Leitung von Musikwissenschaftler Prof. Michael Meyer zum Thema &bdquo;Musik und Kulturtransfer im späten 16. und 17. Jahrhundert“. Unterstützt vom Freundeskreis Weserrenaissance-Museum Schloss Brake beleuchtete die Veranstaltung historische Netzwerke und musikalische Strömungen dieser Epoche – regional wie international.

Kultureller Austausch in Lippe Im Mittelpunkt stand der Lemgoer Komponist Johann Grabbe (1585–1655), der mit dem gleichaltrigen Heinrich Schütz in Venedig bei dem berühmten Giovanni Gabrieli studierte. Gefördert wurde seine Ausbildung von Graf Simon VI., der damit den Grundstein für eine Musiktradition in Lippe legte.

Auch der Lemgoer Arzt, Musiker und Weltreisende Engelbert Kaempfer (1651–1716) rückte in den Fokus. Auf seinen Reisen von Persien bis Japan führte er stets eine Laute und ein Lautenbuch mit sich – ein Sinnbild für den kulturellen Austausch jener Zeit.

&bdquo;Die Renaissance-Stadt Lemgo mit ihrer Schwalbennestorgel und langen Musiktradition ist ein idealer Ort für ein Schütz-Fest. Wir kommen gerne wieder“, lobte Arno Paduch, Präsident der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft (ISG). Museumsleiterin und Geschäftsführerin des Freundeskreises Silvia Herrmann, sagte: &bdquo;Wir hatten das Symposium gern zu Gast im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake.“

Musikalische Wurzeln neu entdecken Dr. Vera Lüpkes, Vorstandsmitglied der ISG und des Freundeskreises, hob die Unterstützung der NRW-Stiftung hervor, die den Antrag des Freundeskreises bewilligte und die Veröffentlichung des Jahrbuchs genauso wie die Landgraf-Moritz-Stiftung, Kassel, finanziell unterstützte.

Marienkantor Volker Jänig, der das Musikfestival MixTour zusammen mit Nicolaikantor Frank Schreiber leitet, sah im Doppelfestival eine Chance, &bdquo;die eigenen musikalischen Wurzeln neu zu entdecken und das Traditionsbewusstsein zu stärken“. Die nächste MixTour ist für 2026 geplant.

Im Sammelband werden die Beiträge des Symposiums einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die Themen reichen von Kaempfers musikalischem Wirken bis hin zur Rezeption türkischer Musik im Wien des 17. und 18. Jahrhunderts und zeigt, welche Rolle Lippe im musikalischen Beziehungsgeflecht Europas um 1600 spielte.

Der Band wurde herausgegeben von Michael Meyer, dem Freundeskreis Weserrenaissance-Museum Schloss Brake e.V. in Verbindung mit Walter Werbeck.

Das Schütz Jahrbuch 2024 (ISBN 978-3-7618-2677-5) ist im Bärenreiter-Verlag (Kassel 2025) erschienen, es hat 172 Seiten und enthält zahlreiche Abbildungen. Der Preis liegt bei 42,50 Euro. (auch im Schloss Brake und als E-Book erhältlich)

Wer ist die Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft (ISG)? Die 1930 gegründete ISG mit Sitz in Kassel zählt rund 600 Mitglieder weltweit. Ziel der Gesellschaft ist die Pflege Alter Musik – insbesondere geistlicher Werke – und die internationale Verbreitung der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum. Neben dem Schütz Jahrbuch organisiert die ISG jährlich wechselnde Heinrich-Schütz-Tage und -Feste, die wissenschaftliche und künstlerische Programmpunkte verbinden. Nach Lemgo 1964 und 2024 findet das 54. Internationale Heinrich-Schütz-Fest vom 2. bis 5. Oktober 2025 in Bad Köstritz, der Geburtsstadt von Schütz, statt.

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