Detmold. Sie malt Frauen. „Würde ich ausschließlich Männer als Bildsujet wählen", meint Rosa Loy, „redete wohl niemand darüber." Sie ist eine der wenigen Vertreterinnen der gefeierten Neuen Leipziger Schule und der weibliche Gegenpart zu Malerstar Neo Rauch, mit dem sie seit mehr als 30 Jahren verheiratet ist. Die Lippische Gesellschaft für Kunst (LGfK) widmet den Frauen-Welten der Rosa Loy derzeit eine Ausstellung und zeigt Arbeiten der Künstlerin aus dem Werkfundus der vergangenen zehn Jahre.
Nicht, dass weibliche Figuren nicht schon vor Rosa Loy in der Kunst zu finden gewesen wären. Über die letzten Jahrhunderte der Kunstgeschichte allerdings meist aus dem Verständnis einer männlichen Hegemonie: als Beiwerk, Objekt der Begierde und Sehnsucht. Bei Rosa Loy ist die Frau in der Gegenwart angekommen und wirkendes Subjekt.
In vielschichtigen Daseinsformen und Rollen des 21. Jahrhunderts zelebriert die Künstlerin in ihren Bildern das Frau-Sein. Als wolle sie damit einen Ausgleich zu den Weiblichkeitsdarstellungen der letzten Jahrhunderte finden und über ihre Malerei die teilweise noch immer als schwächer konnotierte Weiblichkeit auflösen.
Rosa Loy bringt aber kein Politikum auf die Leinwand. Ihre Bilder sind kein laut schreiendes gesellschaftskritisches Aufzeigen von Weiblichkeit oder emanzipatorischer Befreiungsschlag. Loys Frauenfiguren bewegen sich graziös und subtil in einer Welt aus märchenhafter Poesie und romantischer Traumsequenz. „Es ist wie Tagebuch schreiben", so die Künstlerin. Sie greife Themen auf, die in ihrem persönlichen Alltag auf sie zukämen.
Daraus entstehen sinnbildhafte Szenerien. Mit zahlreichen Symbolen aufgeladen, lassen sie die vielfältigsten Interpretationen von Weiblichkeit zu. Jedes Bild wird so zu einem Mysterienspiel über Weiblichkeit.
„Rosa darf als Romantikerin angesehen werden", so Neo Rauch. Ihr Werk wirke an der „Wiederverzauberung der Welt" mit. So spricht Loy in ihren Bildern keine Negativ-Kritik, keine dezidierte Ist-Beschreibung der Weiblichkeit an, eher eine gefühlsbetonte und märchenhafte Verklärung. Der Versuch, sich dem Positivem, dem Reinen und Schönen zu stellen.
Ein kitschiger und kalter Glanz der Perfektion haftet den Bildern, trotz aller Schönheit, nicht an. Keine Hochglanzpolitur, vielmehr ein sanfter Schleier des Träumerischen. Nicht zuletzt auch, weil sich die Frauen in einer Umgebung bewegen, die nicht weniger Abbild der modernen Welt sind, sondern in ihrer Zeichenhaftigkeit vermehrt auf Vorbilder aus der Kunstgeschichte verweisen: Pflanzen und Blumen scheinen wie einem Renaissance-Gemälde entsprungen und aus einer fernen Welt herüber zu kommen.
„Das Schöne", so Neo Rauch in der Einführung, „ist von Rosas Hand in schönster Unvollkommenheit dargereicht, ist eine Gabe, die nicht jedem gelingen kann und will". Schöner kann eine Liebeserklärung kaum sein.