Beim Chorkonzert „Grenzenlos“ in Detmold beweisen die Künstler Mut

Detmold. Der Chor des Landestheaters Detmold hat unter Leitung von Francesco Damiani rund 200 Gäste auf eine außergewöhnliche Konzertreise mitgenommen, die die Grenzen des Chorgesangs ausgelotet hat. Unter dem Titel &bdquo;Grenzenlos“ erklang ein Programm, das bekannte wie selten gespielte Werke umfasste und mit mutigen Besetzungen und vielen Kompositionen von Frauen überraschte.

Bereits das Opening, eine Attacca-Komposition von Chordirektor Damiani, setzte den Ton für den Abend mit einem musikalischen Friedensappell. Einzelne Chorsänger, die sich im Publikum versteckten, fingen an zu singen und verzauberten die Gäste mit ausdrucksstarken Vokalisen, bis sich der ganze Chor hinzugesellte und &bdquo;Frieden für alle“ sang. Dunkel verkleidete Sänger stürmten den Saal und riefen &bdquo;Es ist Krieg, Feuer“ und holten die Gäste in die Realität zurück. Robert Lillinger begleitete viele Chorsätze eindrucksvoll am Klavier. Videoprojektionen im Hintergrund und die Beleuchtung von Udo Groll bereicherten die Darbietungen.

Magischer Sonnenaufgang Zwei Stücke aus &bdquo;Youth and Pleasure“ der amerikanischen Komponistin Libby Larsen (*1950) vertonten mit feiner Stimmführung und nuancierter Dynamik zwei Gedichte der Renaissance, die sich den Freuden des Lebens widmen. Mit zwei aserbaidschanischen Liedbearbeitungen aus der Suite &bdquo;Ay Dilber IV“ von Dr. Khadija Zeynalova bewies der Chor seine Vielseitigkeit, indem er sich mühelos der ornamentalen Melodik der tänzerischen Liebeslieder anpasste.

Ergreifend war Lili Boulangers &bdquo;Hymne an die Sonne“, die mit ihrer leuchtend ansteigenden Klangfülle den Raum füllte. Der hintere Vorhang fuhr langsam hoch und vermittelte den magischen Eindruck eines Sonnenaufgangs. Das Lied für Frauenchor &bdquo;Aure Volanti“, in dem die italienische Opernkomponistin Francesca Caccini (1587-1640) die Schönheit der Natur preist, erfreute als filigrane Perle der Barockmusik. Mit dem aleatorischen Chorstück &bdquo;Four II“ von John Cage zeigte der Chor seine Experimentierfreude. Die Choristen beschallten von den Rängen herab den Zuschauerraum mit meditativen Liegeklängen, deren Vokale den Namen des US-Bundesstaates &bdquo;Oregon“ bilden.

Oper wird auf den Arm genommen &bdquo;Pseudo-Yolk Lite“ des finnischen Komponisten Jaakko Mäntyärvis imitierte den traditionellen samischen Gesang und überzeugte mit rhythmischer Raffinesse. Einen amüsanten Höhepunkt bildete Richard Genées humorvolles Chorstück &bdquo;Insalata Italiana“, das die Oper mit musikalischen Fachausdrücken auf den Arm nimmt. Fritz Kleißers &bdquo;Das Triangel“ und Ernst Tochs Sprechmotette &bdquo;Walzer für gemischten Chor und Schlagzeug“ sorgten mit unerwarteten Klangkontrasten für Abwechslung. Damianis gelungene Chorbearbeitung von Tschaikowskys &bdquo;Tanz der Zuckerfee“, begleitet von einem hinreißenden Pas de Deux der Balletttänzer Mirea Mauriello und Leony Rafael Boni, war ein Glanzpunkt für Ohr und Auge. Einen feurigen Tango legten die Tänzer aufs Parkett zu Astor Piazzollas &bdquo;Yo soy Maria“ in einer mitreißenden Bearbeitung für Chor, Tuba und Klavier von Damiani. Als Zugabe begeisterte Karl Jenkins &bdquo;Fanfara“ aus &bdquo;The Peacemakers“.

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