Detmold. Still sitzen, wenn „Groophonik“ die Bühne betritt? Kaum denkbar. Die Energie des preisgekrönten Show-Chores wirkt wie ein Magnet. Rhythmus, Klang und Bewegung reißen alle mit. Rund 350 Gäste haben im ausverkauften Sommertheater den furiosen Abschluss der „Born this Way“-Tour und zugleich die Premiere neuer Titel erlebt. Unter Leitung von Tobias Richter, der trotz Knieverletzung in voller Präsenz agierte, feierte das Ensemble in Weiß einen Abend, der nicht nur musikalisch, sondern auch atmosphärisch Maßstäbe setzte. „Wie schön ist es, wieder zu Hause zu sein“, begrüßte der in Lage geborene Richter das Publikum. Als musikalischer Allrounder dirigierte er, übernahm Solos und untermalte den Chor mit Beatboxen. Große Bandbreite von Können Bereits mit dem kraftvollen Auftakt „Born this Way“ von Lady Gaga war das Publikum sofort dabei und klatschte den Rhythmus begeistert mit. In wechselnden Stimmungen zeigten die rund 30 Choristen die ganze Bandbreite ihres Könnens: von der einfühlsamen A-cappella-Ballade „Run to You“ der US-amerikanischen A-Capella-Gruppe „Pentatonix“ über den dynamischen Spannungsbogen in Rihannas „We Found Love“ bis hin zum rhythmisch pointierten „Chandelier“ (Sia). Immer wieder bereicherten Soloeinwürfe der Choristen die Lieder. Die Vielfalt reichte bis zu meditativ anmutenden Klängen wie in „Can’t Help Falling in Love“. Für besondere Gänsehautmomente sorgten Beatboxer Maris Zumholte, der in Detmold Musik studiert, und Solistin Laura, die gemeinsam mit dem Frauenchor ein intensives „Sound of Silence“ der Band Disturbed auf die Bühne brachten. Das „Pink Medley“ erhielt mit Halbplayback volle Energie. Nach der Rückschau auf Höhepunkte der letzten Tour brachte der zweite Teil als Premiere neue Songs, die noch kein Publikum gehört hat. Mariah Careys „I’ll Be There“ brachte den Saal in großer Singfreude zum Mitswingen, und Sofia Carsons „Come Back Home“ lud mit schönen Harmonien in sanfte Klangwelten ein. Dramatische Dynamik Das Jim-Steinman-Medley verarbeitete die schönsten Hits des Musikers, der das Musical „Tanz der Vampire“ komponierte. Es faszinierte durch dramatische Dynamik und theatralische Kraft. Besonders eindrucksvoll gelang der elf-stimmige Satz des Chorals „Nearer, My God, To Thee“, der die Legende um das letzte Lied beim Untergang der Titanic heraufbeschwor. Mit Sting, Queen und weiteren Überraschungen setzte „Groophonik“ einen starken Akzent für Vielfalt, musikalische Qualität und pure Lebensfreude. „Why Should I Cry“ fesselte im Arrangement von Jens Johansen, dem Leiter des dänischen A-cappella-Chores „Vocal Line“. Der Partyhit „Don`t Stop Me Now“ brachte das Sommertheater zum Kochen. Am Ende hielt es niemanden mehr auf den Sitzen: Standing Ovations, Jubel, Applaus und das ergreifende „Hallelujah“ als Zugabe. Es war ein Abend, der zeigte, wie Pop, Anspruch und Performance verschmelzen können und warum „Groophonik“ zu den musikalischen Aushängeschildern der Region gehört.