Mein Geliebter der Anzug: Furiose Laure Zeiger bannt das Detmolder Publikum

Detmold. Ein Feuerwerk an Dramatik, Schmerz und Leidenschaft brach am Montagabend in der historischen Kulisse des voll besetzten Ahnensaals im Detmolder Schloss aus. Das Publikum wurde komplett in den Bann gezogen und brach anschließend in stürmischen Beifall aus.

Die daran &bdquo;Schuldige“, die renommierte Sopranistin Laura Zeiger, zeigte in dem Konzert-Kabarett &bdquo;Die Stimme der Frau“ mit Liedern von Kurt Weill eine höchst beeindruckende Bühnenpräsenz von großer Bandbreite. Einfühlsam und prägnant am Flügel begleitet von Robert Lillinger. Beide Künstler sind für das Landestheater tätig und boten diese Veranstaltung im Rahmen der Festwoche anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Landestheaters und kreierten damit einen wahren Glanzpunkt.

Mein Geliebter der Anzug Aus der ersten Reihe zog Laura Zeiger einen Stuhl nach vorne, den sie sukzessiv mit Jackett, Hose und Schuhen bekleidete, der imaginären Figur eine Krawatte umhängte und an Kopfes Stelle mit einem Blumenstraß versah. Dieser Stuhl symbolisierte ihren geliebten und doch treulosen Surabaya Jonny, an dem sie ihrem ungeheuer ausdrucksstarken Sopran ihre ganze Wut, ihren Frust und ihre Liebe abarbeitete. Da passte der Song &bdquo;Und ein Schiff mit acht Segeln und mit fünfzig Kanonen wird liegen am Kai“ aus der Dreigroschenoper (1928) ganz hervorragend, denn ihr Jonny hatte sie sitzengelassen.

Ihre Wut &bdquo;ich steche das Messer in dich rein – aber wer ist dann für mich da?“ schlägt schnell um in Verzweiflung, dann wieder in Trotz. &bdquo;Das Einzige, worauf ich mich verlassen kann, ist mein Stoffwechsel. Mein Typ ist gerade aktuell, schließlich bleibt man ja immer 17“ mündet in das Lied &bdquo;Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?“ aus der Feder von Bertold Brecht, mit dem Kurt Weill seit 1927 zusammengearbeitet hatte.

Schluss per Whatsapp Laura Zeiger untermalt ihre innere Zerrissenheit mit sensiblem Körpereinsatz. Mal furios die Breite der Bühne nutzend, mal traurig am Flügel zusammengesunken, mal einen Koffer als szenischen Mittelpunkt, aus dem sie eine Heckenschere hervorzaubert, mit der sie in einem Wutanfall den Blumenstraußkopf ihres imaginären Geliebten auf dem bekleideten Stuhl zerfetzt. Das sehnsuchtsvolle &bdquo;Surabaya Jonny“ – &bdquo;Nimm doch die Pfeife aus dem Maul, du Hund!“ – lässt sie klagen &bdquo;Du hast kein Herz, du bist ein Schuft,“ doch auch zugeben &bdquo;was habe ich bekommen? Vier Jahre Glück mit dir!“

Auf dem Flügel klingelt ein Handy, und sie liest eine Nachricht. Es ist Jonny. &bdquo;Du kannst doch nicht einfach per Whatsapp Schluss machen,“ tobt sie, &bdquo;Menschen, oh Menschen, wie seid ihr schlecht.“ Doch sie wächst an ihrem Unglück, emanzipiert sich. &bdquo;Love me or leave me“ und &bdquo;One life to leave“, dann bleibt das Fazit &bdquo;Liebe kommt – Liebe geht“. Laura Zeiger zeigte alle Facetten einer Frau, die sich aus den Fesseln einer alles verzehrenden Liebe befreit und ihren eigenen Klang entdeckt. Und sie bescherte dem Publikum damit einen wunderbaren Abend, begleitet von langanhaltendem Applaus.

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